07.05.2024

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Folge 03-23 vom 20. Januar 2023 / 150. Geburtstag / Heimatforscher Karl Wilhelm Rosenow / Museumsgründer in Rügenwalde in Hinterpommern – und große Verdienste um Pommern nach 1945

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-23 vom 20. Januar 2023

150. Geburtstag
Heimatforscher Karl Wilhelm Rosenow
Museumsgründer in Rügenwalde in Hinterpommern – und große Verdienste um Pommern nach 1945
Martin Stolzenau

Karl Wilhelm Rosenow stammte aus Hinterpommern, fungierte hier über Jahrzehnte als Lehrer sowie Konrektor und betätigte sich neben der Erfüllung seiner schulischen Pflichten als Heimatforscher. Er erschloss zu diesem Zweck die Geschichte von Pommern, Mecklenburg sowie Brandenburg, veröffentlichte dazu 20 Bücher und sorgte außerdem für rund 300 heimatgeschichtliche Aufsätze. Doch im Mittelpunkt stand die Regionalgeschichte von Hinterpommern. 

Die größte Anerkennung fand der Hobby-Heimatforscher mit seiner Stadtchronik über Rügenwalde. Rosenow gründete zusätzlich das Rügenwalder Kreisheimatmuseum im Schloss, überlebte nach Kriegsende polnische Übergriffe sowie die Ausweisung aus Rügenwalde und ließ sich danach in Hessen nieder, wo er sich weiter mit der Aufarbeitung der pommerschen Geschichte beschäftigte. Damit erreichte er über seinen Tod hinaus eine breite Wertschätzung und Nachwirkung unter seinen Landsleuten. 

Rosenow wurde am 17. Januar 1873 in Neustettin geboren. Der Ort liegt in Hinterpommern, das 1648 an Brandenburg-Preußen fiel, war dann lange Teil des Glasenappschen Kreises, wurde dann selbst Kreisstadt und gehört heute zur polnischen Woiwodschaft Westpommern. 

Der Vater Rosenows wirkte in der Stadt als Kaufmann. Er starb früh. Anschließend wuchs der Junge beim Großvater auf dessen Gut Louisenhof bei Bärwalde auf. Nach erster Schulbildung kam der Kaufmannssohn auf das Schullehrer-Seminar in Dramburg, wo er zum Grundschullehrer ausgebildet wurde und sich schon früh für Geschichte interessierte.

Nach der zweiten Lehrerprüfung und der Verbeamtung erhielt er sein erstes Schulamt an der Volksschule in Pöhlen. Rosenow sammelte schulpraktische Erfahrungen, bewährte sich in den Augen der Schulbehörde und wurde 1895 an die Stadtschule in Rügenwalde berufen. Das liegt rund 30 Kilometer nordöstlich von Köslin nahe der Ostsee und entwickelte sich aus einem frühen Burgbezirk nach erster schriftlichen Erwähnung 1271 zur Stadt mit Lübischem Stadtrecht, Stadtmauer und Schloss, das die Pommernherzöge auch als Residenz nutzten. 

Rügenwalde kam später zu Preußen, erlebte mit Segeltuchfabrik, Werft und Leinwandmanufaktur einen Aufschwung und ist heute unter dem Namen Darlowo Teil der polnischen Woiwodschaft Westpommern. 

Rosenow bewährte sich in Rügenwalde als Lehrer, stieg zum Konrektor auf und entwickelte sich autodidaktisch zum Geschichtsforscher. Er erforschte über lange Fußwanderungen zunächst Hinterpommern und dann auch Mecklenburg und Teile von Brandenburg. Im Ergebnis dieser Forschungsaktivitäten veröffentlichte er Bücher, Broschüren und Aufsätze in Fachzeitschriften. 

Besonders Rügenwalde und Umgebung hatten es ihm angetan. So brachte er viel Neues über das Kloster Marienkron, das Schloss, die Fürstengruft und die Georgskapelle an die Öffentlichkeit. Dabei bemühte er sich um eine volksverbundene und unterhaltsame Sprache, was bei manchen akademischen Forschern auf Kritik stieß. 

Doch für Rügenwalde war sein Wirken ein Segen. Die Stadt beauftragte den heimatforschenden Konrektor mit der Anfertigung einer Stadtchronik, die zur 600-Jahr-Feier von Rügenwalde am 

21. Mai 1912 veröffentlicht wurde und ihn endgültig als Heimatforscher etablierte.

Dazu gesellten sich als Nebentätigkeiten die Gründung einer Volksbibliothek für die Stadt und der Aufbau eines Kreisheimatmuseums, das dann im Schloss untergebracht wurde und hier unter seiner Leitung eine Nutzfläche von 1500 Quadratmetern umfasste. Rosenow wurde zum Kreisheimatpfleger erhoben, von der Universität Greifswald zum Ehrenmitglied der Akademie für Landesforschung berufen und genoss nun eine breite öffentliche Anerkennung für seine vielgestaltigen Aktivitäten.

Rosenow behütete bis zum letzten Kriegstag das Kreisheimatmuseum im Schloss, wurde dann verschleppt und nach seiner Rückkehr nach Rügenwalde und kurzer Anstellung als Hilfskraft im ausgeplünderten Museum unter üblen Verdächtigungen in Haft genommen.

Nach körperlichen Misshandlungen und Dunkelhaft kam am 6. Juli 1947 die politische Ausweisung. Per Vertriebenentransport kam Rosenow mit seiner Frau über Aufenthalte in Forst, Lieberose und Friedland in die britische Besatzungszone, wo er dann in Ostheim bei Butzbach aufgenommen wurde und hier sofort Kontakte zu anderen vertriebenen Rügenwaldern aufnahm und in der Pommerschen Landsmannschaft aktiv wurde. 

Rosenow gab in der Folge die „Pommern-Briefe“ und das Heimatblatt „Ut Schloug“ heraus und war so etwas wie der Motor der „Gesellschaft für Pommersche Geschichte“. Im Alter wechselte er ins Altenheim Laubach am Vogelsberg, wo er am 21. März 1958 an den Folgen eines Schlaganfalls starb. Er wurde 85 Jahre alt und fand seine letzte Ruhe auf dem Friedhof von Ostheim. 

Zuletzt beschäftigten sich bei der Erschließung der jüngsten Geschichte Hinterpommerns einige Autoren auch mit dem Wirken dieses pommerschen Heimatforschers.