07.05.2024

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Folge 03-23 vom 20. Januar 2023 / Christlicher Märtyrer / Der heilige Schmerzensmann / Schutzheiliger gegen Seuchen – Am 20. Januar ist der Gedenktag des in Kirchen und Kunstwerken dargestellten heiligen Sebastian

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-23 vom 20. Januar 2023

Christlicher Märtyrer
Der heilige Schmerzensmann
Schutzheiliger gegen Seuchen – Am 20. Januar ist der Gedenktag des in Kirchen und Kunstwerken dargestellten heiligen Sebastian
Markus Bauer

Bekannte Personen aus der Vergangenheit und Gegenwart tragen seinen Namen: der Komponist Johann Sebastian Bach und der Naturheilkundler Sebastian Kneipp. Oder der Schauspieler Sebastian Bezzel, der Sänger der Prinzen, Sebastian Krumbiegel, der mehrfache Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel und der Fußball-Weltmeister von 2014, Bastian Schweinsteiger. Doch was hat es mit dem (heiligen) Sebastian auf sich, dessen Gedenktag am 20. Januar im Kalender steht und von der katholischen und evangelischen Kirche begangen wird?

In katholisch geprägten Regionen war bis vor wenigen Jahrzehnten der Gedenktag des heiligen Sebastian zwar kein offizieller Feiertag, aber ein besonderer Gottesdienst an diesem Tag in der Pfarrkirche oder einem ihm geweihten Gotteshaus war (oder ist) üblich. Auch spezielle Sebastiansmärkte gab und gibt es vielerorts. Frühere oder bis heute noch existente Sebastiansbruderschaften erinnern ebenso an den Heiligen, der Schutzheiliger für unterschiedliche Themen ist.

Bezüglich seiner Herkunft dürfen wir die italienische Form seines Namens – Sebastiano – anführen. Denn im heutigen Italien lebte er im dritten Jahrhundert. Nicht bekannt ist sein Geburtsjahr, als sein Geburtsort wird sowohl Mailand als auch Narbonne (Frankreich) genannt. Jedenfalls soll er seine Jugend in Mailand verbracht haben und ob seiner guten Umgangsformen zum Offizier der kaiserlichen Leibwache berufen worden sein. 

Zur Zeit Papst Gaius’ (Amtszeit vom 17. Dezember 283 bis 22. April 296) und der Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian war Sebastian, der sich zum christlichen Glauben bekannte, Hauptmann der Prätorianergarde am kaiserlichen Hof. Zwar verheimlichte er beim Dienst am kaiserlichen Hof seine Gesinnung, stand aber seinen Glaubensgenossen in den Gefängnissen bei – half also insgeheim notleidenden Christen. Es gelang ihm zudem, viele Römer – auch Adelige – zu bekehren. Er soll sogar Wunder gewirkt haben und sorgte für die Bestattung von im Zuge der Christenverfolgung durch Kaiser Diokletian Getöteten. Als dieser von Sebastians Glauben erfuhr, verurteilte der Regent ihn zum Tode.

Damit begann sein Martyrium: Sebastian wurde an einen Baum gefesselt, und numidische Bogenschützen (eine berittene Spezialeinheit) erhielten den Befehl, ihn zu töten. Zahlreiche Pfeile durchbohrten seinen Körper. Die Bogenschützen hielten ihn für tot und ließen ihn liegen. Doch Sebastian lebte noch und wurde von der Witwe des Märtyrers Castulus, der heiligen Irene – deren Gedenktag ist übrigens der 22. Januar –, gesundgepflegt. 

Nach seiner Genesung stellte sich Sebastian wieder in Diokletians Dienst, bekannte sich erneut zum Christentum und kritisierte den Kaiser wegen dessen grausamen Christenverfolgungen. Nun ließ Diokletian den überzeugten Christen Sebastian im Hippodrom auf dem Palatin in Rom zu Tode peitschen. Die Leiche warf man in die vorbeifließende „Cloaca maxima“, den städtischen Abwasserkanal, der vom Palatin in den Tiber führt. 

Sebastian soll daraufhin der Christin Lucina im Traum erschienen sein und ihr den Ort seines Leichnams mitgeteilt haben. Sie barg die Leiche und bestattete Sebastian bei den Katakomben an der Via Appia. Das exakte Todesjahr ist nicht bekannt, man geht von etwa 288 aus.

Hirnschale in bayerischer Kirche

Knapp 70 Jahre später, im Jahr 354, wurde Sebastians Martyrium erstmals bezeugt und kurz darauf am Friedhof an der Via Appia eine Apostelkirche errichtet, da einige Zeit hier auch die Apostel Petrus und Paulus verehrt wurden. Im 9. Jahrhundert erhielt die Pilgerkirche den Namen San Sebastiano fuori le mura (Heiliger Sebastian außerhalb der Mauern).

Die Verehrung Sebastians hatte bereits verstärkt im 6. Jahrhundert eingesetzt, zunächst in Italien, Spanien und Nordafrika in Form von Mosaiken. Sein Patronat als Schutzheiliger bei Pest beziehungsweise Seuchen hat seinen Ursprung, als eine Pestepidemie in Pavia im Jahr 680 erlosch, nachdem man seine Reliquien hierher gebracht hatte und durch die Straßen und Gassen trug. 

Apropos Reliquien: Ab 836 gelangten sie an mehrere Orte – ins Kloster Saint-Médard in Soissons (traditionelle Hauptstadt der französischen Könige), heute sind sie in der dortigen Kathedrale. Darüber hinaus in ein von Papst Gregor IV. errichtetes Oratorium nahe dem Petersdom, in die Kirche der Santi Quattro Coronati (Heilige vier Gekrönte) auf Veranlassung Papst Leos IV. sowie bis ins 17. Jahrhundert an weitere Orte in Frankreich, Deutschland und Italien.

Der Sebastian zugewiesene Schutz gegen Seuchen liegt darin begründet, dass nach damaliger Volksmeinung die Krankheit von Dämonen durch geheimnisvolle Pfeile hervorgerufen wird. Die Anrufung Sebastians wird also wirksam gegen eben diese „anfliegende Krankheit“. 

Das Schutzpatronat bezüglich der Pest und weiterer Seuchen ist das älteste, das Sebastian zugewiesen wird – in jüngster Zeit gilt das auch für Aids und Corona. Aber auch für Dinge, die damit zusammenhängen, ist er quasi zuständig – zum Beispiel für Brunnen, aus denen verseuchtes Wasser geschöpft wurde. Im Kontext der Pestepidemien entstanden vielerorts spezielle Sebastians-Bruderschaften, die teilweise bis heute existieren.

Nach seiner ersten Marter scheint Sebastians Körper von den vielen Pfeilen zerfleddert gewesen zu sein. Diese Vorstellung machte ihn zum Patron der Bürstenbinder. Sein fast tödliches erstes und sein dann tödliches zweites Martyrium begründeten wohl das Patronat für Sterbende, Kriegsinvalide beziehungsweise Leichenträger. Darüber hinaus gilt er als Schutzheiliger folgender Berufstätiger: Büchsenmacher, Eisenhändler, Eisen- und Zinngießer, Gärtner, Gerber, Jäger, Soldaten, Steinmetze, Töpfer sowie Waldarbeiter. Auch Polizisten in Deutschland und Italien sowie Schützenbruderschaften verehren ihn.

Stadtpatron ist der Heilige Sebastian unter anderem in Rom und Rio de Janeiro – in Letzterem findet am Gedenktag eine Prozession statt. Die baskische Stadt Donostia heißt bei den Spaniern San Sebastian. Ferner wird die Hirnschale des Heiligen im oberbayerischen Ebersberg in der früheren Abteikirche in einem kostbaren Reliquiar aus dem Spätmittelalter aufbewahrt. Vielfach legen die Gläubigen in den Sebastiansorten am Gedenktag ein Gelübde ab, an der Verehrung des Heiligen festzuhalten. Kirchliche Feiern mit Prozessionen und anschließenden weltlichen Feiern sind auch heute noch mit dem Heiligen Sebastian verbunden.