02.05.2024

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Folge 04-23 vom 27. Januar 2023 / Afrikanische Union / Das „Fieber der Staatsstreiche“ / Erkenntnis beim Gipfeltreffen der Afrikanischen Union: Umstürze gegen Regimes folgen einem typischen Muster

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-23 vom 27. Januar 2023

Afrikanische Union
Das „Fieber der Staatsstreiche“
Erkenntnis beim Gipfeltreffen der Afrikanischen Union: Umstürze gegen Regimes folgen einem typischen Muster

Zwischen dem 11. April 2019 und dem 30. September 2022 fanden in Afrika insgesamt acht Militärputsche statt. Davon betroffen waren der Sudan und der Tschad sowie Mali, Guinea und Burkina Faso. Dazu kamen noch zwei Umsturzversuche in Guinea-Bissau und dem Inselstaat São Tomé und Príncipe am 1. Februar beziehungsweise 25. November 2022. Die vielen gewaltsamen Machtübernahmen innerhalb einer relativ kurzen Zeit veranlassten die afrikanische Presse, vom „Fieber der Staatsstreiche“ zu schreiben. 

Moussa Faki Mahamat, der frühere Premierminister des Tschad und nunmehrige Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union (AU), wetterte auf dem AU-Gipfeltreffen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba gegen die „verfassungswidrigen Regimewechsel“: „Es scheint, als ob Afrika einen Rückschritt in die 1970er Jahre macht, als solche Aktionen an der Tagesordnung waren. Das ist absolut inakzeptabel.“

Alle Umstürze folgten dem typischen Muster eines sogenannten Obristenputsches: Aktive und zumeist auch kampferfahrene Offiziere mit direkter Kommandogewalt über dessen loyal ergebene Einheiten wie Oberst Assimi Goïta in Mali, Oberstleutnant Paul-Henri Sandaogo Damiba in Burkina Faso und Oberstleutnant Mamady Doumbouya in Guinea gingen gegen die amtierenden Regierungen vor, um – da glichen sich die entsprechenden Verlautbarungen der Militärs praktisch aufs Wort – „die Sicherheit und Einheit der Nation zu garantieren und die korrupten Machenschaften des bisherigen Regimes zu beenden“. 

Tatsächlich hatten die gestürzten Politiker stets komplett versagt, was aus einer brisanten Mischung aus Raffgier und Inkompetenz resultierte. Dazu kamen in vielen Fällen kriegerische Konflikte zwischen Angehörigen verschiedener Ethnien und Religionen, derer die abgelöste Staatsführung nicht Herr geworden war.

Dass afrikanische Offiziere heute wieder recht schnell zum Mittel des Putsches greifen, um einen politischen Wechsel herbeizuführen, resultiert auch aus der Haltung der Bevölkerung. Viele Menschen sind mit ihrer Geduld am Ende und zweifeln, ob die Demokratie, welche sie zumeist nur als Kleptokratie erleben, tatsächlich die passende Regierungsform für den Schwarzen Kontinent sei. 

Dabei werden die afrikanischen Regierungen vom Westen mental bestärkt. Denn der arrangiert sich in aller Regel sofort mit den neuen Machthabern, weil er seine eigenen wirtschaftlichen Interessen in den Vordergrund stellt und im Übrigen ganz genau weiß, dass ein Boykott den geopolitischen Rivalen Russland und China in die Hände spielt. W.K.