02.05.2024

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Folge 04-23 vom 27. Januar 2023 / Zum 120. Todestag / Guter Draht zu Bismarck / Alexander Ferdinand Ludwig Andrae – Ein Landwirt, Kirchenaktivist und Politiker aus Pommern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-23 vom 27. Januar 2023

Zum 120. Todestag
Guter Draht zu Bismarck
Alexander Ferdinand Ludwig Andrae – Ein Landwirt, Kirchenaktivist und Politiker aus Pommern
Martin Stolzenau

Der ursprünglich aus Hannover stammende Alexander Ferdinand Ludwig Andrae etablierte sich als Gutsbesitzer und Landwirt und gehörte zu den Schlüsselgestalten der Erweckungsbewegung und Inneren Mission Pommerns. Parallel engagierte er sich auch in der Politik bis hin zur Mitgliedschaft in der zweiten Kammer des Preußischen Landtags, wobei er dauerhaft einen engen Kontakt zu Otto von Bismarck pflegte. 

Andrae wurde am 17. Dezember 1821 in Hannover geboren, war der Sohn eines Kaufmanns und absolvierte nach dem heimischen Schulabschluss nacheinander in Berlin und Bonn ein mehrjähriges Studium. Er machte dabei die Bekanntschaft von Ernst Moritz Arndt, Gottfried Kinkel und Friedrich Christoph Dahlmann, die dann als Universitätsgelehrte und 48er- Aktivisten deutsche Bekanntheit erlangten. Deren Einfluss prägte zunächst auch die politische Ausrichtung von Andrae. Doch bei ihm kam es nicht zur 48er-Beteiligung und Haft wie bei Kinkel, der von Freunden aus der lebenslangen Haft in der Festung Spandau spektakulär befreit wurde und dann nach London flüchtete.

Demgegenüber heiratete Andrae in eine konservative Familie ein. Seine Auserwählte hieß Helene Flügge. Deren Vater kaufte im pommerschen Kreis Kolberg-Körlin ein großes Gut, teilte den Betrieb und überließ dem jungen Paar den Teil des Obergutes. Die Familien Flügge und Andrae tauchten in der Folge ein in die Gemeinschaft der pommerschen Gutsbesitzer mit Teilhabe in der Erweckungsbewegung und Bekanntschaft mit Otto von Bismarck. Das wurde in der Folge Andraes Betätigungsfeld.

Er betrieb Landwirtschaft, engagierte sich zusätzlich in der Inneren Mission Pommerns und zog als konservativer und königstreuer Abgeordneter nach der Märzrevolution in den Preußischen Landtag ein, wo er in den Folgejahrzehnten an der Seite Bismarcks politisch tätig war.

1851 verkaufte er das vom Schwiegervater erworbene Obergut an seinen Schwager. Als Ersatz erwarb er das „Rittergut Roman mit Buchwald“ ebenfalls in der Nähe von Kolberg. Zusätzlich zur Landwirtschaft betrieb er auf seinem Gut auch eine besondere Form der Missionsarbeit. Andrae gründete das „Waldhaus“, ein Asyl für entlassene Strafgefangene, die er über die Einbeziehung in die Landarbeit auf den gesetzestreuen Weg zu bringen suchte. Das war ungewöhnlich und galt als praktische Erweckungs- und Missionsarbeit.

Parallel konnte er sich über die Entwicklung seiner elf Kinder freuen, wobei ihm Sohn Hans und Tochter Marie besondere Freude bereiteten. Hans machte als Jurist Karriere, Marie als Pädagogin und Schriftstellerin. 

1881 verkaufte Andrae auch sein zweites Gut, ließ sich nun mit seiner Frau als Privatier in Stettin nieder und gehörte hier zu den einflussreichen Repräsentanten des konservativen Bürgertums. Er war allerdings weiter aktiv in der Stettiner Stadtmission tätig, engagierte sich in den Kückenmühler Anstalten und betreute das Magdalenenstift, das sich um „die Erziehung verwahrloster Mädchen“ kümmerte. Dazu betätigte er sich im Alter auch als Autor, indem er seine „Erinnerungen“ verfasste.

Andrae starb als Führungsgestalt der Erweckungsbewegung und Inneren Mission Pommerns am 13. März 1903 in Stettin, wurde 81 Jahre alt und anschließend in einigen Schriften verewigt. Seine Tochter Marie verfasste 1922 ihre „Roman-Erinnerungen an A. Andrae-Roman und seine Frau Helene geb. Flügge“. Außerdem fand der Politiker Andrae Berücksichtigung in der „Neuen Deutschen Biographie“ von 1953 und in den „Stettiner Lebensbildern“ von 2004.