03.05.2024

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Folge 04-23 vom 27. Januar 2023 / Memel / Litauen feiert das Jahr der „Vereinigung“ / 100. Jahrestag der Annexion des Memellandes am 15. Januar – Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-23 vom 27. Januar 2023

Memel
Litauen feiert das Jahr der „Vereinigung“
100. Jahrestag der Annexion des Memellandes am 15. Januar – Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltungen
Bodo Bost

Mit einem eigenen Gedenkjahr, 48 Veranstaltungen und neuen Denkmälern erinnern Litauen und die Stadt Memel an den 100. Jahrestag ihrer „Vereinigung“.

Am Denkmal „Für die Freiheit der Gefallenen“ würdigte das Staatsoberhaupt Gitanas Nausėda am 15. Januar das Andenken an die Teilnehmer des Memel-Aufstands von 1923. „Wir sind zusammengekommen, um die großen Verdienste der Männer zu würdigen, die vor 100 Jahren für die Zukunft ihres Heimatlandes gekämpft haben. Sie schritten mutig voran, um die Einheit von Groß- und Kleinlitauen zu erreichen. Nicht nur erfahrene Soldaten, sondern auch Schützen, Studenten und Anwohner waren entschlossen, einen alten Traum zu verwirklichen – dem litauischen Staat die Tore zum Meer zu öffnen. Ein Tor zur Welt“, sagte der Präsident. „Heute können wir stolz darauf sein, die Nachkommen und Erben solch tapferer und weiser Menschen zu sein. Die beste Anerkennung für ihre Visionen und Aktivitäten ist, dass unser Land fest mit der Ostsee und damit mit der ganzen Welt verbunden ist“, fügte Nausėda außerdem noch hinzu. 

Am 14. und 15. Januar fanden in Memel [Klaipėda] viele Veranstaltungen zum Gedenken an den 100. Jahrestag des Einmarschs in das Memelland statt.

Drei Jahre Vorbereitungszeit

Der litauische Seimas hat das Jahr 1923 zum Jahr der Region Memel erklärt. Eine Fülle von Veranstaltungen ist weiter geplant. Drei Jahre lang wurde das Festjahr vorbereitet. Das Programm umfasst sowohl akademische Veranstaltungen und Gedenkfeiern als auch Veranstaltungen für die breite Öffentlichkeit. Am 14. Januar fand in der Švyturis-Arena das Konzert „Unser einziger Name – Litauen“ statt, das der Annexion des Memellands gewidmet war. 

Und am Abend des 15. Januar fand im Drama-Theater der Stadt eine festliche Veranstaltung zum Thema „Memel – Litauens Tor zur Welt 1923“ statt. Höhepunkt des Programms war auf dem Theaterplatz und am Anfang der Sukilėlių-Straße, vor der ehemaligen Präfektur, eine historische theatralische Rekonstruktion der Erstürmung dieses Gebäudes im Jahr 1923. Es war eine historisch-theatralische Rekonstruktion des Überfalls auf das Memelland, wie es sie in diesem Ausmaß in Litauen noch nie gegeben hat. 

Litauische und ausländische historische Vereine haben an der Veranstaltung teilgenommen. Gäste aus Polen und Frankreich waren eingeladen. Schauspieler des „Klaipėda Drama Theater“ (Donatas Švirėnas, Linas Lukošius, Vaidas ėėJočys), Freiwillige der Nationalen Verteidigung sowie Liebhaber der Militärgeschichte und Schützen haben an der Rekonstruktion teilgenommen. 

Das Gebäude am Anfang der Sukilėlių-Straße, in dem sich das Machtzentrum der Alliierten befand – das Oberkommissariat, das damals informell als Präfektur bezeichnet wurde –, war der Ausgangspunkt, um den sich die gesamte Handlung abspielte, wobei auch das Leben der Bürger nachgestellt wurde. Der Theaterplatz und die Marktstraße waren die Bühne, damit so viele Menschen wie möglich die Veranstaltung sehen konnten. Der Bürgermeister von Memel, Vytautas Grubliauskas, hatte Vertreter der zwölf Partnerstädte, darunter auch Mannheim, Sassnitz und Lübeck, und die in Litauen ansässigen Botschaften zur Teilnahme an den Hauptfeierlichkeiten eingeladen. 

Bereits 2003 wurde eines der bekanntesten Denkmäler der Stadt, die „Arka“, zum Gedenken an den 80. Jahrestag des litauischen Überfalls auf das Memelgebiet errichtet. „Wir sind eine Nation, ein Land, ein Litauen“, steht auf dem Denkmal von Ieva Simonaitytė. Eine Straße im Zentrum der Stadt trägt seit mehreren Jahrzehnten den Namen „Straße des 15. Januar“. 

Neue Denkmäler für Memel

Das Denkmal für die Opfer des Überfalls vom 15. Januar wurde 1925 auf dem städtischen Friedhof errichtet. Dieser wurde nach 1945 zum Skulpturenpark umfunktioniert, der derzeit wieder umgestaltet wird, nachdem das dortige sowjetische Ehrendenkmal wegen des russischen Einmarschs in die Ukraine im Mai entfernt wurde. 

Zum 100. Jahrestag des Überfalls auf das Memelland wurden zwei neue Kreuze für die zwölf litauischen und zwei französischen Opfer dort aufgestellt. Ein zusätzliches Denkmal wird an französische Gefangene des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 erinnern, die in Memel als Gefangene oder Verwundete gestorben sind.

Auch neue Gedenktafeln für Ernestas Galvanauskas, Premierminister und Außenminister Litauens zur Zeit der Annexion, und für Jonas Polovinskas-Budrius, Kommandant des Memel-Aufstands, sind enthüllt worden. Am Jahrestag der Annexion von Memel wurde auch eine Gedenktafel am Gebäude der Universität Memel enthüllt, wo vor 100 Jahren das 21. Infanterie-Schützenbataillon Aufstellung nahm. Das Gebäude der französischen Präfektur wurde ebenfalls mit einer Gedenktafel versehen. 

In Kürze wird eine mehr als 500 Seiten starke Publikation über die Ereignisse von 1923 erscheinen, die vom Institut für Geschichte und Archäologie des Ostseeraums der Universität Memel und dem Museum für die Geschichte Kleinlitauens mit finanzieller Unterstützung der Stadtverwaltung Memel und des Kulturministeriums erstellt wurde.