03.05.2024

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Folge 05-23 vom 03. Februar 2023 / Marie-Agnes Strack-Zimmermann / Die Amazone der FDP / Aufbrausend – unbeherrscht – verletzend – redegewandt – durchsetzungsstark

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-23 vom 03. Februar 2023

Marie-Agnes Strack-Zimmermann
Die Amazone der FDP
Aufbrausend – unbeherrscht – verletzend – redegewandt – durchsetzungsstark
Peter Entinger

Es ist gerade einmal zehn Jahre her, da überraschte der FDP-Vorsitzende Christian Lindner in der Stunde der schwersten Krise seine Parteigänger, indem er die heutige Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestags, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, für das Präsidium seiner strauchelnden Truppe nominierte. Bis dahin war „MASZ“ allenfalls eingefleischten Liberalen an Rhein und Ruhr ein Begriff. Die Eignung für Spitzenämter auf Bundesebene haben der engagierten Kommunalpolitikerin damals nur wenige zugetraut. 

Zehn Jahre später tingelt die 64-Jährige durch die Talkshows, hat Live-Schalten zur besten Sendezeit und ist in Berlin die gefragteste Gesprächspartnerin bei den Liberalen. Sie hat es geschafft, die bisherigen Gesichter der FDP einschließlich des Parteichefs und Finanzministers Christian Lindner sowie des Bundestagsvizepräsidenten Wolfgang Kubicki beiseite zu drängen. Und viele in der Partei fragen sich, wohin ihr Weg noch führen soll. 

Es ist eine Mischung aus Angst und Bewunderung, die durchschwingt, wenn man in die FDP hineinhört. Sie gilt als aufbrausend, unbeherrscht und manchmal verletzend. Aber auch als redegewandt und durchsetzungsstark. 

Angst und Bewunderung

Sie hat Politik nicht von der Pike auf gelernt, sondern nach dem Studium lange für einen Verlag gearbeitet. In Düsseldorf schaffte sie es 2014 an die Spitze des örtlichen Kreisverbandes. Von 2008 bis 2014 war sie Erste Bürgermeisterin und Stellvertreterin des Oberbürgermeisters der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Mehr als neun Prozent holte die FDP in der nordrhein-westfälischen Hauptstadt vor gut zwei Jahren mit ihr als Spitzenkandidatin bei der Ratswahl. Es war das beste Ergebnis seit mehr als 50 Jahren.

Inzwischen macht Strack-Zimmermann Bundespolitik und gibt dort die Vorkämpferin in Sachen Ukraine. Das mag auch ihrem schlechten Gewissen geschuldet sein. Denn als die russischen Truppen vor Jahresfrist in die Ukraine einmarschierten, gab Strack-Zimmermann den Krieg schon verloren, noch bevor er richtig begonnen hatte. Seitdem wird sie nicht müde, eine europäische Verantwortung für die Ukraine beziehungsweise deren Regierung zu behaupten. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses nimmt keine Rücksicht auf den zögernden SPD-Kanzler Olaf Scholz oder abweichende Meinungen innerhalb der eigenen Partei, wenn sie Kampfpanzer für Kiew fordert und das lange Zaudern der Bundesregierung eine „Katastrophe“ nennt. Es gibt viele in der FDP, welche die Augen rollen, wenn die Sprache auf sie kommt. Aber öffentlich kritisieren möchte sie niemand. Ihr Zorn ist gefürchtet. 

Schlechtes Gewissen

Thomas Kemmerich, Landeschef in Thüringen, kann ein Lied davon singen. Als sich der FDP-Mann vor drei Jahren mit den Stimmen von CDU und AfD ins Amt des Ministerpräsidenten wählen ließ, fiel sie ihrem Parteifreund als erste in den Rücken. FDP-Chef Lindner und sein Stellvertreter Kubicki hatten zu diesem Zeitpunkt die Wahl noch als „demokratische Gepflogenheit“ bezeichnet. Mit ihrem sprichwörtlichen Beißzwang ließ sie auch nicht locker, als der sechste Ministerpräsident des Freistaates Thüringen schon längst nicht mehr im Amt war. Als sich der hemdsärmelige Thüringer Monate später auf einem Anti-Corona-Spaziergang sehen ließ, forderte Strack-Zimmermann sogar dessen Parteiausschluss und begründete dies damit, dass er „offenbar nicht nur physisch die Nähe zur AfD und Verschwörungstheoretikern sucht, sondern offensichtlich auch deren Demokratie zersetzenden Kurs teilt“. Genervt und gemobbt von den Parteifreunden ließ Kemmerich sein Amt im FDP-Bundesvorstand ruhen. In der Partei durfte er bleiben. „Wichtig ist, dass er uns in Ruhe lässt“, bellte Strack-Zimmermann hinterher. Dass sie ihn einmal als „coolen Typen“ bezeichnet hatte, war da schon Schnee von gestern. 

Mittlerweile hat sie mächtigere Gegner wie beispielsweise den Bundeskanzler. „Ich würde ja gerne auf Granit beißen. Aber es ist ja mehr Watte, in die man beißt“, ätzte sie unlängst. Olaf Scholz vermeidet es zwar peinlich genau, auf die Angriffe der Freidemokratin einzugehen. Doch innerhalb der SPD, so meldet es zumindest der „Spiegel“, sei die Wut groß auf Strack-Zimmermann. 

Die eigene Parteiführung lässt sie gewähren. Wohl auch, weil die Umfragewerte für die FDP mau sind und außer Finanzminister Lindner und dem mittlerweile schon im 71. Lebensjahr stehenden Kubicki niemand tauglich für die erste Reihe erscheint. So steht Strack-Zimmermann als Verteidigungspolitikerin an vorderster Front. Nicht auszuschließen, dass sie noch weitere Karrierepläne hegt.