03.05.2024

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Folge 05-23 vom 03. Februar 2023 / IS-Opfer / Wichtiges Signal der Solidarität / Bundestag erkennt den Völkermord an den Jesiden an. Die größte Diaspora lebt in Deutschland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-23 vom 03. Februar 2023

IS-Opfer
Wichtiges Signal der Solidarität
Bundestag erkennt den Völkermord an den Jesiden an. Die größte Diaspora lebt in Deutschland
Bodo Bost

Als erstes großes Parlament hat der Bundestag einstimmig den Völkermord an den Jesiden durch den Islamischen Staat (IS) 2014/15 anerkannt. Ein Viertel der heute noch weltweit 800.000 Jesiden lebt mittlerweile in Deutschland.

Im Sommer 2014 wurden Zehntausende kurdische Jesiden von Kräften des Islamischen Staates in ihrer Heimat im Sindschar-Gebirge im Nordirak eingekesselt und mussten über eine Luftbrücke versorgt werden. Tausende andere waren vorher bereits erschossen und Tausende – vor allem Frauen und Kinder – in die Sklaverei verschleppt worden. Unter den IS-Kämpfern und -Kämpferinnen befanden sich auch deutsche Staatsbürger, die dafür später von deutschen Gerichten verurteilt wurden. Von den allermeisten entführten Jesiden gibt es auch heute, sechs Jahre nach der Rückeroberung des Gebietes, keine Lebensspur. Kaum ein Jeside, dem die Flucht gelang, wollte ins Sindschar-Gebirge zurück. 

200.000 leben in Deutschland

Die Jesiden sind als doppelte Minderheit im Nahen Osten besonders verwundbar. Von der sunnitischen Mehrheit ihrer kurdischen Landsleute werden sie als religiöse Minderheit diskriminiert. Von sunnitischen Arabern und Türken werden sie sowohl ethnisch diskriminiert, als auch religiös als Teufelsanbeter diffamiert. Die Jesiden haben noch mehr den Hass des IS auf sich gezogen als die Christen, denn das Christentum gilt als Buchreligion wie der Islam, die Jesiden hingegen haben kein Buch, auf das sie ihre Religion zurückführen. 

Über den Ursprung der jesidischen Religion besteht unter den Religionsgeschichtlern keine Klarheit. Fest steht, dass die jesidische Religion, die keine Missionierung kennt, Elemente fast aller Religionen enthält, die in den vergangenen Jahrtausenden in Asien entstanden sind. Neben Judentum, Christentum und Zoroastrismus haben Gnosis, Manichäismus, Mandäer und der alte Sternenglaube der Sabäer ihre sichtbaren Spuren im Glauben der Jesiden hinterlassen. Er enthält jedoch auch völlig singuläre Elemente. Besonders wichtig ist der Engel Pfau (Melek Taus), der Schutzpatron der Jesiden. 

Die einzelnen Mitglieder der Gemeinschaft kennen jedoch ihre Religion kaum, weil es sich um eine Arkanreligion handelt, die nur im Geheimen praktiziert und tradiert wird. Eigene Gotteshäuser kennen die Jesiden, außer in ihrem Heiligtum in Scheich Adi im Irak, nicht.

2018 wurden wieder Tausende von Jesiden im Afringebiet beim Einmarsch der türkischen Armee aus einer ihrer alten Heimatregionen, diesmal in Syrien, vertrieben oder ermordet. Ebenso wie die Armenier werden die Jesiden nicht nur von islamischen Terroristen verfolgt, sondern auch von Staaten wie der Türkei oder dem Irak. Das macht sie umso verwundbarer, als die Türkei ihre Verantwortung am Völkermord an den Armeniern nicht nur nicht anerkannt, sondern vielmehr mehrmals schon damit geprahlt hat, ihn bald zu vollenden. Weil die Türkei Mitglied der Nordaltantischen Verteidigungsgemeinschaft ist und mit einem völkermörderischen Verhalten droht oder prahlt, war die Anerkennung des Leidens der Jesiden durch den Bundestag für die Jesiden ein wichtiges Signal der Solidarität.