03.05.2024

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Folge 05-23 vom 03. Februar 2023 / Kolumne / Pankow abgehängt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-23 vom 03. Februar 2023

Kolumne
Pankow abgehängt
Vera Lengsfeld

Ganz Berlin kennt Bolle, der zu Pfingsten nach Pankow fährt, um sich zu amüsieren. Heute würde er das nicht mehr können. Pankow ist wieder abgehängt. 

Nach dem Fall der Mauer blühte der Bezirk auf. Das lag daran, dass das attraktive Quartier endlich eine gute Anbindung ans Stadtzentrum bekam. Die Verlängerung der U-Bahn bis Pankow kam endlich. Die Pankower waren nun in zehn Minuten am Alex, dank der neu in Betrieb genommenen S1 und S2 in zwölf Minuten an der Friedrichstraße, in 14 Minuten am Brandenburger Tor und in 15 Minuten am Potsdamer Platz. 

Das ist vorbei. Die U-Bahn ist wegen der auf unbestimmte Zeit terminierten Bauarbeiten am Bahnhof Alexanderplatz unterbrochen. Es geht nur noch mit mehrmaligem Umsteigen voran. Selbst wenn auf dem anderen Gleis ein Ersatzzug bereitsteht, weiß man nicht, wann er abfahren wird. Man benötigt mindestens das Doppelte der gewohnten Zeit, um ans Ziel zu gelangen. Aufs Auto ausweichen hilft auch nichts, denn die Straßen ins Zentrum, die früher dreispurig waren, sind größtenteils auf eine Spur verengt, wegen des Baus von Radwegen und anderen Verkehrshindernissen. 

Zudem sind die Ampeln so geschaltet, dass man an möglichst jeder halten muss, auch wenn das den CO₂-Ausstoß drastisch erhöht. Auch die S-Bahn läuft nur noch mit Schienenersatzverkehr. Der ist so gelegt worden, dass er schwer zu finden ist. Am Nordbahnhof muss man um den ganzen Bahnhof herumlaufen und dann die Straße finden, wo der Ersatzbus hält. Sitzt man drin, fährt der nicht etwa direkt nach Bahnhof Friedrichstraße, sondern über Umwege. Statt der zwölf sind 45 Minuten vergangen, ehe man endlich da ist. Wer weiter will, muss wieder suchen. Der nächste Bus steht 500 Meter entfernt. Nur die Hartnäckigsten kommen noch ans Ziel. Der Berliner Chaosalltag nervt.