03.05.2024

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Folge 05-23 vom 03. Februar 2023 / Porträt / Kriegsheld auf der Prager Burg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-23 vom 03. Februar 2023

Porträt
Kriegsheld auf der Prager Burg
H. Tews

„Erfahrener Diplomat und Kriegsheld“. In Zeiten des Ukrainekriegs kam bei den tschechischen Wählern beides gut an. Dieser Leitspruch auf den Wahlplakaten verhalf Petr Pavel dazu, als Nachfolger von Staatspräsident Miloš Zeman in die Prager Burg einzuziehen. In der Stichwahl zum Präsidentenamt setzte er sich mit klarem Vorsprung gegen den früheren Ministerpräsidenten und in Korruptionsfälle verstrickten Oligarchen Andrej Babiš durch, der sich mit seiner Putin-freundlichen Linie nicht durchsetzen konnte.

Der 61-jährige Pavel ist politisch aus anderem Holz geschnitzt: ein knallharter, zum Westen hin orientierter Militär. So war der General von 2015 bis 2018 Chef des NATO-Militärausschusses. Damit war er der erste Vertreter aus einem früheren Ostblockstaat, der diese höchste militärische Position in der westlichen Verteidigungsallianz bekleidete.

Sein Ruf als „Kriegsheld“ rührt aus einer Episode während des Jugoslawienkriegs her: Dort rettete eine unter seinem Befehl stehende Einheit von Fallschirmjägern eine Gruppe französischer UNPROFOR-Soldaten aus einer ausweglosen Situation. Für diese Aktion erhielt er den Orden der französischen Ehrenlegion.

Der aus einer Soldatenfamilie unweit von Marienbad in Böhmen stammende Pavel ist ein eingefleischter Militär. Als Jugendlicher besuchte er eine Armeeschule, studierte an einer Militärhochschule und machte vor sowie nach der Samtenen Revolution Karriere als Berufssoldat mit Beförderungen bis hin zum Generalsrang. 2012 wurde er Chef des Generalstabs der Streitkräfte der Tschechischen Republik. Den Weg zum Gipfel seiner militärischen Laufbahn setzte er in Brüssel bei der NATO fort.

Pavel tritt dafür ein, die Ukraine militärisch zu unterstützen. Der stets mit akkuratem Bart- und Haarschnitt auftretende General, der angeblich seine Uniformen selbst bügelt, will aber auch – wie im Wahlplakat versprochen – als Diplomat in Erscheinung treten. Der schrille Kasernenton ist ihm ohnehin fremd. Ob ein in Brüssel geschulter NATO-Diplomat Putin zu Friedensgesprächen bewegen kann, ist trotzdem mehr als fraglich.