Einer, der im Glashaus sitzt

„So nicht!“ lautet der Titel des Buches, in dem Sigmund Gottlieb „Klartext zur Lage der Nation“ reden will. Und das tut der Autor auch, indem er die Bundesrepublik von heute als ein desolates „Schlendrianland“ beschreibt, das weitgehend unfähig ist, Krisen zu bewältigen, weil ideologisch getriebene „Gesinnungsethiker“ das Sagen haben und Euphemisten aller Art die Misere tagein tagaus schönreden. 

Darüber hinaus beklagt er, dass es immer mehr Tabuthemen gebe und kein Verantwortlicher mehr bittere Wahrheiten hören, geschweige denn etwas Grundlegendes ändern wolle. Damit hat Gottlieb sicher Recht – allerdings verschweigt er seinen eigenen Anteil an all dem. Denn als ZDF-Moderator und langjähriger Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens gehörte er selbst zur Kaste der Medienmacher hierzulande, welche vielleicht ab und zu punktuelle Kritik an einzelnen Missständen äußerten, aber ansonsten weitgehend passiv und in nicht wenigen Fällen sogar freudig Beifall klatschend zusahen, wie Deutschland in der Ära Merkel systematisch gegen die Wand gefahren wurde. „So nicht!“, möchte man daher auch Gottlieb zurufen, wenn der zum undifferenzierten Rundumschlag ausholt und behauptet, die wohlstandsverwöhnten Deutschen hätten als Gesamtheit versagt.

Wolfgang Kaufmann

Sigmund Gottlieb: „So nicht! Klartext zur Lage der Nation“, Langen Müller Verlag, München 2022, gebunden, 349 Seiten, 24 Euro

Ein spannender Bestseller

Alex Schulmans bewegender Roman „Die Überlebenden“ handelt in autobiographischer Weise von drei Jungen, die ihre Sommerferien mit ihren Eltern immer an einem einsam gelegenen Seegrundstück in Schweden verbringen. Die Jungen langweilen sich – der Vater hat darauf bestanden, dass der Fernseher während der Ferien ausgestellt bleibt. Sie gehen baden, prügeln sich und vertragen sich wieder. Aus der Langeweile heraus gehen sie in den Wald und verlaufen sich. Bald finden sie eine kleine aufgebrochene Hütte in einem abgegrenzten Hochspannungsbereich. Benjamin will unbedingt wissen, was es mit dem Strom auf sich hat und geht trotz Ermahnungen seiner älteren Brüder in die dunkle Hütte. Durch das große Unglück, das dann passiert, werden die Weichen für das zukünftige Leben der Jungen völlig neu gestellt.

„Die Überlebenden“ stand in Schweden wochenlang auf Platz 1 der Bestsellerliste. Das Buch ist bereits in 31 Ländern erschienen.Angela Selke.

Alex Schulman: „Die Überlebenden“, dtv, München 2022, Taschenbuch, 303 Seiten, 13 Euro