05.05.2024

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Folge 06-23 vom 10. Februar 2023 / Arabien / Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich zusehends / Während die Golf-Fürstentümer von steigenden Energiepreisen profitieren, leiden andere Araber unter hohen Getreidepreisen und Misswirtschaft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-23 vom 10. Februar 2023

Arabien
Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich zusehends
Während die Golf-Fürstentümer von steigenden Energiepreisen profitieren, leiden andere Araber unter hohen Getreidepreisen und Misswirtschaft
Bodo Bost

Seit dem Beginn des Ukrainekrieges steigen die Gewinne der rohstoffreichen Fürstentümer am Arabischen Golf wegen der kriegsbedingt steigenden Energiepreise. Währenddessen leiden andere arabische Staaten unter den hohen Kosten für Getreideimporte. Der irakische Dinar hat seit Mitte November sieben Prozent seines Wertes verloren, was nun zur Entlassung des Zentralbankgouverneurs führte. Im September erreichte der tunesische Dinar ein Rekordtief gegenüber dem US-Dollar, da der Präsident des Landes mit einer anhaltenden wirtschaftlichen und politischen Krise zu kämpfen hat. Die Währungen von Syrien, dem Sudan, dem Libanon und Ägypten zählten vergangenes Jahr aufgrund der Knappheit auf dem Welternährungsmarkt zu den Währungen mit der weltweit schlechtesten Performance. Abwertungen haben in Verbindung mit den weltweit steigenden Preisen zu einer galoppierenden Inflation geführt. Viele arme Araber machen ihre Regierungen für die Inflation verantwortlich, während sich reiche Araber die Hände reiben. Die Regierungen der armen Länder neigen dazu, mit dem Finger auf externe Faktoren zu zeigen, die sich ihrer Kontrolle entziehen, wie der Krieg in der Ukraine, die COVID-19-Pandemie oder die Zinserhöhungen in den USA.

Schwächelnde Währungen

Mehrere Länder in der Region, wie Ägypten, Jordanien oder der Libanon, hatten durch den Einbruch der Tourismuseinnahmen infolge der COVID-19-Pandemie keinerlei Reserven, um die steigenden Lebensmittelpreise infolge des Krieges in der Ukraine zu bezahlen. Nach Angaben der ägyptischen Zentralbank lag die Gesamtinflation im vergangenen Jahr bei 22 Prozent, während die Inflation bei Lebensmitteln fast das Doppelte erreichte. Bereits zum vierten Mal innerhalb von sechs Jahren hat sich nun Ägypten mit der Bitte um Hilfe an den Internationalen Währungsfonds (IWF) gewandt. Um die Finanzierung durch den IWF zu sichern, musste Kairo zu einem flexiblen Wechselkurssystem übergehen, bei dem Angebot und Nachfrage den Wert der Währung bestimmen, etwas, dem sich bisherige ägyptische Regierungen stets widersetzt haben. Der Mangel an ausländischen Direktinvestitionen hat zu einer Devisenkrise und schließlich zu einer massiven Abwertung des ägyptischen Pfunds geführt.

Fehlende Reserven wegen Corona

Das Hauptproblem der ägyptischen Wirtschaft ist struktureller Natur. Ägypten hat es versäumt, ausländische Direktinvestitionen anzuziehen. Vielmehr hat es signalisiert, dass der Privatsektor nicht willkommen sei, und so ist er denn auch in den letzten acht Jahren ständig geschrumpft. In dem Zeitraum hat das Militär, das sich 2013 an die Macht geputscht hat, den Privatsektor aus fast allen Bereichen des Wirtschaftslebens verdrängt. Eine Verringerung der übergroßen Rolle des Militärs in der Wirtschaft war eine der wichtigsten vom IWF geforderten Reformen. In seinem Bericht über Ägypten vom vergangenen Monat erklärte der IWF, die ägyptischen Behörden hätten sich verpflichtet, die Rolle des Staates in der Wirtschaft zu verringern und die Wettbewerbsbedingungen zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor anzugleichen.

Dominanz des Militärs

Alle Zahlen verblassen im Vergleich zur dreistelligen Inflationsrate, die der Weltbank zufolge in den letzten Jahren im Libanon herrscht. Der Zedernstaat hat nicht nur chronische Defizite, sondern leidet auch unter einem politischen Stillstand, der es verhindert hat, eine Vereinbarung mit dem IWF zu treffen, um der Wirtschaft einen Rettungsring zu verschaffen. Die ehemalige „Schweiz des Orients“ hat ihre Schulden bei den Anlegern mit neuen Schulden beglichen, was zu einem Schneeballsystem führte. Die libanesischen Banken haben Einlagen von Libanesen im Ausland mit lächerlich hohen Zinssätzen angezogen. Darauf sind viele Einleger reingefallen, die sich jetzt ihr eigenes Geld mit bewaffneten Banküberfällen zurückholen wollen. Diese Einleger waren sich der Risiken nicht bewusst, die sie eingingen, als sie ihr Geld im Libanon deponierten.