Seit dem Ukrainekrieg liegen die deutsch-russischen Beziehungen auch im kulturellen Bereich brach, die Propagandamaschinen laufen auf Hochtouren. Wie vor Kurzem, als Putin sagte, Russen würden „wieder von deutschen Panzern beschossen“, weil die Bundesregierung der Lieferung deutscher Panzer an die Ukraine zugestimmt hatte. 

Auch im Königsberger Gebiet war schon 2014 zuweilen antideutsche Propaganda zu hören. Das bekam auch das Deutsch-Russische Forum der Landsmannschaft Ostpreußen zu spüren. Umso erfreulicher ist es, dass inmitten der Kriegspropaganda in Königsberg Feiern anlässlich des Geburtstags des deutschen Schriftstellers und Komponisten E. T. A. Hoffmann stattfanden (siehe Seite 13). Dies ist umso bemerkenswerter, da in der Bundesrepublik in Erwägung gezogen wurde, russische Dichter der Weltliteratur wie Puschkin oder Dostojewskij von den Unterrichtsplänen und Theaterstücke von den Bühnen zu verbannen. 

Im Königsberg wird E. T. A. Hoffmann als Sohn der Stadt gefeiert. Eine Kinderkunstschule ist nach ihm benannt und man vermarktet seine Werke. Über eine Umbenennung der Schule oder darüber, dass Werke deutscher Schriftsteller nicht mehr verbreitet werden dürften, ist nichts bekannt. Im Gegenteil: Unter den Reiseeinschränkungen für Russen erfährt die deutsche Geschichte eine regelrechte Wiederbelebung, wenn auch nicht ganz uneigennützig, da man den luxusverwöhnten Landsleuten, die jetzt ins Gebiet reisen, etwas bieten muss. 

Russen sind äußerst geschichts- und literaturbesessen. Man sollte das Verbindende der Literatur nicht aus den Augen verlieren. Und so, wie Russen in der Vergangenheit immer zwischen „Deutschen“ und „Nazis“ unterschieden haben, sollte man heute nicht das gesamte russische Volk pauschal wegen seiner Führung verurteilen.