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Folge 06-23 vom 10. Februar 2023 / Kolumne / Überdehnung eines Begriffs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-23 vom 10. Februar 2023

Kolumne
Überdehnung eines Begriffs
Florian Stumfall

Vor einiger Zeit trat ein Bürger aus Simbabwe mit dem Namen Maxwell Chikumbutso an die Öffentlichkeit und behauptete, er habe ein Fernsehgerät erfunden, das für seinen Betrieb keinen Strom brauche, das System erzeuge die benötigte Energie selbst. Zunächst verursachte diese Erfindung nur eine Welle der Begeisterung in den Medien, die Sache wurde gefeiert als ein Leuchtfeuer des lange unterdrückten afrikanischen Ingeniums, und Herr Chikumbutso in die Reihe bedeutender Erfinder gestellt.

Das dauerte natürlich nicht lange an, denn der Fernseher hielt nicht, was sein Erfinder versprochen hatte, und es wäre auch für ein schlichtes Gemüt von vornherein einsehbar gewesen, dass es sich hier um einen faulen Zauber handelte, der allen Gesetzen der Physik widerspricht. Es gibt kein Perpetuum mobile und deshalb gehört der ganze Vorgang in die Ablage für kuriosen Unsinn oder gleich in den Papierkorb. Der Versuch einer Patentanmeldung scheiterte denn auch unrühmlich.

Hier aber begann die Sache erst Substanz zu gewinnen. Der damit befasste Teil der Medien schaltete von Jubel auf Klage und erging sich in bitteren Vorwürfen in dem Sinne, hier werde eine epochale Leistung verneint und abgewiesen, weil sie von einem Afrikaner mit schwarzer Hautfarbe stamme. Das sei eine üble Form des Rassismus und eine Schande für die Welt.

Als sich herumgesprochen hatte, dass der Erfinder zwar schwarz, aber dennoch ein Blender war, schlief die Aufregung allmählich ein. Sie bleibt aber insofern von Belang, als sie zeigt, wie schnell, genüsslich und rücksichtslos eine einschlägige Links-Front die Keule des Rassismus schwingt, um missliebige Meinungen, ja sogar Tatsachen unter ein Tabu zu stellen. Der Vorwurf des Rassismus beinhaltet die ganze Brutalität des nationalsozialistischen Völkermordes und ist daher geeignet, denjenigen, gegen den er erhoben wird, ohne weiteres Argument zum Schweigen zu bringen. Das Recht auf Rede und Gegenrede findet hier sein jähes Ende.

Verwendung als Totschlag-Wort

Da aber dieses Regelwerk der politischen Propaganda so klaglos arbeitet, ist die Linke aller Schattierungen erfolgreich damit befasst, den Begriff „Rassismus“ gegenüber seinem eigentlichen Sinn auszuweiten und auf zusätzliche Sachverhalte zu verlagern. Das Totschlag-Wort scheint dem Propagandisten zu wertvoll, um es nur in einem Sinne anzuwenden.

Dabei hängt der Begriff ein wenig in der Luft. Einerseits verbietet die UN-Rassendiskriminierungskonvention die Benachteiligung von Menschen „aufgrund von Rasse, Hautfarbe“ etc., andererseits gibt es nach Beschluss der UN gar keine Rassen. In diesem Falle wäre schwer zu erklären, wie es dann zum Rassismus kommen kann. Solange aber etwa in den USA auf Beipackzetteln auf die verschiedene Wirkweise eines Medikaments bei Weiß und Schwarz aufmerksam gemacht wird, und solange die Genetik mit einem einzigen Blutstropfen die Zugehörigkeit hier oder dort feststellen kann, mag man den Begriff „Rasse“ verbannen, doch dann muss man sich eines anderen für dasselbe Phänomen bedienen. Im Hintergrund steckt natürlich die Gleichheits-Ideologie, die, sobald man von einem Unterschied zwischen zwei Menschen spricht, den einen bereits diskriminiert sieht.

Zur strategischen Überdehnung des Begriffs „Rassismus“ gehört es beispielsweise, dass die Aussage, in islamischen Ländern gebe es Christenverfolgung, als Rassismus gebrandmarkt wird. Wort wie Vorwurf beziehen sich nun nicht mehr auf den ursprünglichen Sinn, sondern geben den Raum frei auf ein ganz anderes Feld, den eines religiösen Bekenntnisses. Dass dabei der eigentliche Sachverhalt, nämlich die Christenverfolgung, entgegen den Tatsachen schlicht geleugnet und getilgt wird, ist eine Erscheinung am Rande.

Kulturelle Aneignung

Als Rassismus gilt der Linken ganz besonders auch die sogenannte kulturelle Aneignung. Eine weiße Frau mit Rastalocken, ein weißes Kind mit Indianer-Kostüm im Fasching, ein ebenso weißer Tenor als Othello mit dunkler Schminke – all das fällt unter das Rubrum „Rassismus“ durch kulturelle Aneignung. Allerdings herrscht hier eine konsequente Einseitigkeit. Den schwarzen afrikanischen Staatschef im deutschen Achtzylinder, den Japaner im Mailänder Design-Anzug oder die Nutzung der in Europa erfundenen Radartechnik gleich für welchen Zweck und gleich durch wen auch immer – all das fällt nicht unter den Vorwurf. Rassismus kommt immer nur von den Weißen, die ihrerseits niemals diskriminiert werden, so Vorwurf und Lehre der einschlägigen Soziologenkader.

Unverzichtbar im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen Europäer ist der Vorwurf der Sklaverei. Diese wird durchgehend so dargestellt, als sei sie eine Erfindung der Weißen ausschließlich zulasten der Schwarzen. Dabei wird unterschlagen, dass in Afrika, um dabei zu bleiben, längst vor der weißen Kolonialzeit schwarze Menschen ihresgleichen versklavt haben, wie es das in fast jeder Kultur der Menschheitsgeschichte gegeben hat. Das gilt in bevorzugter Weise für die arabische Welt, die ihre Kaperfahrten auf der Suche nach weißen Sklaven bis nach Island ausdehnte. Und unterschlagen wird vor allem, dass es in arabischen Ländern bis in unsere Tage noch Sklaverei gibt.

Entkleidet man daher den Rassismusvorwurf aller beabsichtigten Einseitigkeit, so bleibt die Strategie eines Kulturkampfes übrig, der sich gezielt gegen die abendländische Tradition und Lebensweise richtet. Willige Erfüllungsgehilfen findet man vor allem bei den deutschen Grünen, die den kulturellen Selbsthass zur Maxime erhoben zu haben scheinen. Dass dieser geistige Infekt gerade bei ihnen auftritt, mag daran liegen, dass er sich in einem Milieu mangelnder Bildung und des Unwissens besonders erfolgreich ausbreitet.

Der Autor ist ein christsoziales Urgestein und war lange Zeit Redakteur beim „Bayernkurier“.