06.05.2024

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Folge 06-23 vom 10. Februar 2023 / TV-Kritik / Teufelinnen mit Pumps und Prosecco / Vier Zicken und mehrere Todesfälle – Achtteiliges Frauenfernsehen in der ARD auf mokantem Niveau

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-23 vom 10. Februar 2023

TV-Kritik
Teufelinnen mit Pumps und Prosecco
Vier Zicken und mehrere Todesfälle – Achtteiliges Frauenfernsehen in der ARD auf mokantem Niveau
Anne Martin

Die gemeinsame Schulzeit auf dem „Sophianum“ hat das Frauen-Kleeblatt einst zusammengeschweißt. Nun sind alle erwachsen, leben in unmittelbarer Nachbarschaft und haben auch ihre Kinder auf die private Eliteschule gegeben, die von einem tyrannischen Direktor geleitet wird. Soweit, so alltäglich in gehobenen Kreisen, wo sich die Mütter regelmäßig auf einen gepflegten Prosecco treffen. Bis eines Tages ein junger Schüler aus dem Fenster springt und tödlich verletzt auf dem Pausenhof verblutet. Wenig später kommt auch der Direktor auf dramatische Weise zu Tode. Ist dessen Sturz von einer Brücke Selbstmord oder Mord? 

Der Achtteiler „Tage, die es nicht gab“ (ab 14. Februar, jeweils 20.15 Uhr, Das Erste) ist ein Glanzlicht, mit dem die ARD gleich zu Beginn des Jahres punktet. Vor allem das Frauenensemble überzeugt: Franziska Weisz spielt die Staatsanwältin Miriam, stets in Pumps und ärmellosen Seidentops unterwegs, die im Gerichtssaal den Part der Anklägerin einnimmt, aber privat zusehends den Boden unter den Absätzen verliert. Diana Amft mimt die gutmütige Doris, die die Spedition ihrer Mutter übernimmt, aber von der kontrollwütigen Patriarchin und deren loyaler Sekretärin ein ums andere mal düpiert wird. Weltläufiges Flair bringt die von Jasmin Gerat verkörperte Ines ein, die mit ihrem Mann und dem drogenabhängigen Sohn aus Paris zurückgekehrt ist, damit der verstockte Jugendliche im „Sophianum“ diszipliniert wird. Und schließlich ist da Franziska Hackl, die als Autorin Christiane den Unfalltod des einzigen Kindes nicht verwinden kann.

Die Regisseurinnen Mirjam Unger und Anna-Katharina Maier verblenden Gegenwart und Vergangenheit in rasantem Wechsel und schicken unterschiedliche Temperamente in den Schicksalsreigen. Harald Krassnitzer zeigt sich dabei ungewohnt bösartig, und Jutta Speidel gibt mit weißgrauem Kurzhaarschnitt eine mindestens so fiese Chefin wie einst Meryl Streep in „Der Teufel trägt Prada“. 

Eine kleine, feine Rolle spielt Sissy Höfferer als lakonisch Kekse mampfende Ermittlerin. Die Österreicherin gibt eine Art weiblicher Columbo. Immer wenn ihr Assistent schon in der Tür steht, schiebt sie beiläufig noch eine Frage hinterher – und fügt prompt ein weiteres Teil ins Ermittlungspuzzle ein.

Die Serie entwickelt einen Sog, der über einen so langen Handlungsbogen hinweg selten geworden ist. Wollte man etwas kritisieren, dann die penetrant gefühlige Musikuntermalung. Wo vom Drehbuch so viele dramatische Akzente gesetzt werden, braucht es keinen musikalischen Verstärker mehr.