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Folge 06-23 vom 10. Februar 2023 / Modellbau / Vom Prototyp-Künstler zum „Wannen-Doc“ / Seit 41 Jahren selbstständig – Frank Fromm hat sich auf die Reparatur von Camper-Duschwannen spezialisiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-23 vom 10. Februar 2023

Modellbau
Vom Prototyp-Künstler zum „Wannen-Doc“
Seit 41 Jahren selbstständig – Frank Fromm hat sich auf die Reparatur von Camper-Duschwannen spezialisiert
Manuela Rosenthal-Kappi

Beim mobilen Heim ist es wie im Eigenheim: Es gibt immer etwas zu tun. Ein Schwachpunkt bei Campingmobilen ist die Duschwanne, die im Laufe der Zeit porös wird, wodurch sich Risse bilden können. 

Einer, der Abhilfe schafft, ist der Spezialist Frank Fromm aus Walddorfhäslach bei Reutlingen. Als Einziger europaweit hat er ein Verfahren entwickelt, „unkaputtbare“ Duschwannen für Wohnmobile, Wohnwagen und Boote herzustellen, bei dem mehrere Lagen Glasfaser (GFK) mit einem speziellen Kleber auf die Originalwanne aufgetragen und mit Lack versiegelt werden. Sein Erfolgsrezept, so Fromm, bestehe darin, dass die Moleküle seines Materials sich mit dem Originalkunststoff verbinden und so zu einer stabilen neuen Struktur verschmelzen. 

Auf die Idee, Modellbau-Material für die Reparatur von Freizeitmobilen zu verwenden, brachte den schwäbischen Unternehmer ein anderer Camper. „Zunächst habe ich auch versucht, nur die Stelle zu flicken, an der die Wanne gerissen war, doch das funktioniert nicht. Schnell wurde mir klar, dass ein stabiler Verbund nur entsteht, wenn die Gesamtfläche abgedeckt wird“, erklärt Fromm. Diese Entdeckung machte er vor neuneinhalb Jahren. Eine Geschäftsidee war geboren, und die verhalf dem vor 41 Jahren gegründeten Familienunternehmen zum Erfolg. 

Duschwannen vom „Wannen-Doc“ sind im Gegensatz zu denen der Konkurrenz langlebig. Die Mitbewerber setzen Wannen ein, die aus dem Kunststoff des Originals hergestellt sind. Der ist etwa ein bis zwei Millimeter dick, während Fromms GFK-Schichten fünf bis sechs Millimeter stark und absolut reißfest sind. Die Kosten für die Reparatur sind bei ihm zwar höher, dafür gibt es zehn Jahre Garantie, und die Kundenzufriedenheit ist sehr hoch. „Die Kunden kommen immer wieder“, sagt Fromm, denn neben der Reparatur bietet er auch die Aufbereitung der Außenhaut von Freizeitmobilen und Booten an. Inzwischen kommen Kunden aus allen Teilen Europas zum „Wannen-Doc“. Bis zu 500 Reparaturen im Jahr führt Fromm in seinem Betrieb durch, in dem neben seiner Frau auch seine Schwester sowie drei weitere Mitarbeiter beschäftigt sind. Wie zum Beweis stand während des Besuchs der Autorin ein Wohnmobil aus Luxemburg im Hof. Der engagierte Unternehmer bietet einen umfangreichen Rundumservice an. Seine Homepage informiert über Ausflugsmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten in der Umgebung sowie Übernachtungsmöglichkeiten während der zweieinhalbtägigen Wartezeit. Wer möchte, kann sich sogar ein „Wägle“, einen Kleinwagen mieten, der vor der Werkstatt bereitsteht.

Fromm hat sich als junger Mann mit 20 Jahren als Modellbauer selbstständig gemacht. Mit 13 Jahren hatte er eine Lehre zum Laminierer in einer Technik-Modellbaufirma begonnen und früh den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Er hat Prototypen für namhafte Firmen wie Rolex, Kienzle und Sony Ericsson gebaut. Viele Produkte, von denen er Muster hergestellt hat, seien heute noch im Gebrauch, sagt er. Dazu zählen auch Heizkörper-Thermostate. Fromm hat unter anderem auch ein Zeppelin-Modell für das Museum am Bodensee gefertigt. 

Wenn er erzählt, strahlt Frank Fromm. Zu seinen ausgefallensten Aufträgen zählt der originalgetreue Nachbau der Hasselblad-Kamera, welche die Amerikaner auf dem Mond eingesetzt haben. „Nur an einem kleinen Detail konnten die Auftraggeber das Original von den Kopien unterscheiden“, sagt Fromm. Die Kopien werden für Ausstellungen genutzt, um das Original vor Beschädigungen zu schützen. 

Eine Herausforderung sei der Bau des Frontteils eines Nahverkehrszugs für ein chinesisches Unternehmen gewesen, denn die Höhe betrug knapp vier Meter, die Fromm in seiner Halle unterbringen musste. Den wohl schrägsten Auftrag führte er für den russischen Oligarchen Roman Abramowitsch für dessen Jacht aus: Weil der Russe iPhones so liebt, ließ er sich ein Kreuz aus iPhone-Gehäusen bauen, das er „iGod“ nannte. Fotos von solchen Arbeiten sind in der Werkshalle zu sehen. „Modellbau war ein hartes Geschäft“, sagt Fromm, „mal kamen die Aufträge massenweise, dann herrschte monatelang Flaute. Mit den Wannenreparaturen wurde die Arbeit planbarer.“ 

Frank Fromm ist die Überzeugung von dem, was er tut, deutlich anzumerken. Bereits am Telefon spricht er mit einer Begeisterung, die ansteckend ist. Vor Ort bestätigt sich dieser Eindruck schnell, und die Erwartungen werden nicht enttäuscht. Hier hat zudem der traditionelle kaufmännische Grundsatz noch Bestand: Was vorher abgesprochen wurde, das gilt auch nachher noch. 

Weitere Informationen unter www.fromm-duschwannen.de





Beispiele aus der Praxis

Nahverkehrszug für China, dessen Front Frank Fromm baute

Eigenreparatur einer Wohnmobilwanne, die nur kurze Zeit hielt

Nachher sieht dieselbe Duschwanne wie neu aus  nach Fromms Reparatur