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Folge 06-23 vom 10. Februar 2023 / Hobby-Restaurator / Aus Liebe zur Technik / Er repariert seltene Geräte-Dinos – Ein Tüftler aus der Oberpfalz erweckt teils über 100 Jahre alte Apparate wieder zum Leben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-23 vom 10. Februar 2023

Hobby-Restaurator
Aus Liebe zur Technik
Er repariert seltene Geräte-Dinos – Ein Tüftler aus der Oberpfalz erweckt teils über 100 Jahre alte Apparate wieder zum Leben
Markus Bauer

Im Februar wird er 60 Jahre alt. Sein Interesse gilt aber der Technik und Geräten, die gut doppelt so alt sind. Der aus Neumarkt in der Oberpfalz stammende Peter Kahlich besitzt zahlreiche Geräte aus längst vergangenen Zeiten. Und er restauriert dieses „technische Kulturgut“, wie er die Apparate gerne bezeichnet, für sich sowie für Freunde und Interessenten aus der Sammlerszene.

Vor allem sind es Radio- und Fernsehgeräte und damit zusammenhängendes Zubehör, die Kahlich bearbeitet. Egal ob ein Kurzwellenradio Zenith 809 von 1934 der in Chicago angesiedelten Firma Zenith Electronics Corporation, ein Radio der Firma Berrens aus Paris, Geräte von Philips und Telefunken oder ein Fernseher Rembrandt 852. Letztgenannter ist etwas jünger und wurde in den 1950er Jahren in der DDR produziert und verkauft. Aber auch hier gilt: Röhrentechnik statt Digitaltechnik.

„Ich war und bin bis heute einfach angetan von der einnehmenden Ästhetik, der logischen Funktionalität, der oft genialen Konstruktion und dem angenehmen wie schönen Material der alten Dinge“, begründet der Restaurator seine Entscheidung für dieses Arbeitsfeld. Dabei verweist er auf sinnlich erfahrbare beziehungsweise ertastbare Aspekte wie beispielsweise ein herrliches Holzfurnier, Schellackpolituren und den wunderbaren Geruch dieser Materialien. So sind zum Beispiel auch Metalle (Kupfer, Messing, Eisen oder Nickel) bei den alten, fast schon antiken Geräten in der Regel ihrem Zweck entsprechend gewählt. Damit wurde dann auch ein „ansprechendes Ganzes geschaffen“, sagt Kahlich.

Und um genau dieses ansprechende Ganze geht es ihm in erster Linie. Die allerhöchste Zufriedenheit stellt sich bei ihm ein, wenn das Gerät – ganz egal, aus welcher Zeitepoche – optisch etwas hermacht und natürlich auch funktioniert. „Ich freue mich schon am Abend auf den kommenden Tag und die Arbeit – und den feinen Kaffee aus meiner Faemina. Dabei handelt es sich um eine Kaffeemaschinenmarke des traditionsreichen italienischen Unternehmens Faema.

Wie bei jeder Arbeit können auch bei seiner auch einmal Schwierigkeiten auftreten. „Probleme gibt es jede Menge und verschiedenster Art. Aber das sind Aufgaben, die es zu bewältigen gilt. Und es funktioniert fast immer. Erfahrung und Improvisations- sowie Organisationstalent helfen. Manchmal aber auch Fluchen und die Androhung der Verschrottung“, erläutert er, zum letzten Aspekt etwas verschmitzt lächelnd.

Oft kann man heute mit den Namen der Gerätschaften nichts mehr anfangen, geschweige denn die Funktionen einordnen. Was hat es mit einem Telegraphengalvanometer auf sich? Ein Galvanometer ist ein elektrisches Messinstrument zum Nachweis kleinster Gleich- und Wechselströme. Beim Telegraphengalvanometer handelt es sich um ein solches Gerät, das in der Telegrafie zum Einsatz kam. Ein solches Galvanometer aus dem Jahr 1867 war bislang das älteste Gerät, das der Restaurator repariert hat. Am kompliziertesten war für ihn ein Fernseher der DDR-Firma „Rembrandt“ von 1954. Bis 1954 

– danach wurde umgestellt – wurden die Programme in der Ostblockfernsehnorm OIRT ausgestrahlt. Da kann man sich vorstellen, dass Kahlich beim Restaurieren doch hin und wieder der Gaul durchging. Aber er hat es geschafft.

Am längsten gewerkelt hat er an einem Groß-Empfänger 898WK von Telefunken aus dem Jahr 1938. Mit diesem in einem Holzgehäuse eingebauten Rundfunkgerät konnte man Lang-, Kurz- und Mittelwelle empfangen – also zahlreiche Radiosender. „Ein furchtbar schönes Gerät, aber auch furchtbar kompliziert. Alleine das Auseinanderbauen dauert fast einen Tag“, deutet der Spezialist alter Technik die lange Dauer dieses Projektes an.

Wie viele Geräte er seit 2014 wieder in Gang gesetzt hat, kann er nicht sagen. Aber jedes Mal, wenn er einen Apparat wieder zum Laufen gebracht hat, empfindet er Befriedigung und Stolz – auch wenn ihm das eigentlich zuwider ist. „Ich erschrecke oft, dass ich mittendrin glücklich und zufrieden bin“, gibt er zu. Aber das darf er ruhig sein.