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Folge 06-23 vom 10. Februar 2023 / Romanbiographie / Die Geschichte einer großen Liebe / Sophie Villard erzählt von Antoine de Saint-Exupéry und seiner mittelamerikanischen Frau Consuelo, der wir den „Kleinen Prinzen“ zu verdanken haben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-23 vom 10. Februar 2023

Romanbiographie
Die Geschichte einer großen Liebe
Sophie Villard erzählt von Antoine de Saint-Exupéry und seiner mittelamerikanischen Frau Consuelo, der wir den „Kleinen Prinzen“ zu verdanken haben
Manuela Rosenthal-Kappi

In ihrem lesenswerten Roman „Madame Exupéry und die Sterne des Himmels“ entführt Sophie Villard ihre Leser in das Jahr 1930. Auf einer Party in den Salons der Alliance FranÇaise lernte Consuelo den schriftstellernden Flieger Antoine de Saint-Exupéry kennen, der als Pilot der argentinischen Luftpost arbeitete. Der quirlige Spross einer französischen Adelsfamilie überredete die Witwe des argentinischen Konsuls in Paris zu einem Nachtflug, der sie den Sternen nahebringen sollte. Beide verband Liebe auf den ersten Blick. 

In Romanform schildert Villard die schwierige Annäherung der temperamentvollen Kaffeeplantagenbesitzer-Tochter aus El Salvador, die in Pariser Künstlerkreisen als „Vulkan von Paris“ galt, an die adelige Familie ihres Zukünftigen, die schwierigen Umstände, die beinahe ihre Hochzeit verhindert hätte neben glücklichen Momenten der Künstlerehe in Consuelos Haus an der französischen Riviera. Die ehrgeizige Malerin unterstützte ihren Mann darin, seiner Passion für das Schreiben und Zeichnen nachzugehen. So entstand dessen Erfolgsroman „Nachtflug“. 

Sie inspirierte ihn zu schriftstellerischen Ideen, und aus seinen Gefühlen für sie entstand „Der kleine Prinz“. Consuelo ist die geliebte Rose, die der Prinz mit einer Glashaube schützen möchte, und die immer in seinen Gedanken ist. Der Leser wird Zeuge der Entstehung eines der erfolgreichsten Bücher der Weltliteratur, das in rund 400 Sprachen übersetzt wurde. Vielen Kapiteln in „Madame Exupéry“ sind Zitate aus dem „Kleinen Prinzen“ vorangestellt.

Doch es gab Höhen und Tiefen in der Ehe der beiden. Consuelo folgte ihrem Mann um die halbe Welt und gab doch ihren Kampf um die eigene Karriere nie auf. Die Ehe mit Antoine glich nach seinem ersten Romanerfolg einem wilden Flug mit Höhen und mit rauschenden Festen sowie Tiefen mit Zwangspfändungen, seiner Untreue, seinen Weltrekordversuchen und Abstürzen und einer kurzfristigen Trennung. Bald schon überschattete der Zweite Weltkrieg das Leben der Künstlerszene in Paris. Antoine zog 1940 nach New York, wohin ihm Consuelo später folgte. 

Als Saint-Exupéry die Arbeit am „Kleinen Prinzen“ beendet hatte, hielt er das Exil nicht mehr aus und zog als Aufklärungsflieger noch kurz vor Kriegsende in den Krieg für Frankreich. Von einem dieser Flüge im Juli 1944 kehrte er nicht zurück. Das Wrack seiner Maschine wurde erst nach Consuelos Tod in der Bucht von Marseille geortet. Bis zu ihrem Lebensende wartete sie auf Antoines Rückkehr, so wie der Prinz es der Rose versprochen hatte.

Sophie Villard: „Madame Exupéry und die Sterne des Himmels“, Penguin Verlag, München 2021, Taschenbuch, 464 Seiten, 13 Euro