03.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 7-23 vom 17. Februar 2023 / Deutsche Industrie- und Handelskammer / Englisch als zweite Amtssprache vorgeschlagen / Vorschlag von Vizepräsident Olbricht wird von Präsident Adrian unterstützt – Kritik aus der Verwaltung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 7-23 vom 17. Februar 2023

Deutsche Industrie- und Handelskammer
Englisch als zweite Amtssprache vorgeschlagen
Vorschlag von Vizepräsident Olbricht wird von Präsident Adrian unterstützt – Kritik aus der Verwaltung
H.M.

Im Kampf gegen den Fachkräftemangel in Deutschland hat Klaus Olbricht, der Vizepräsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), vorgeschlagen, in Deutschland als zweite Amtssprache Englisch einzuführen. Unterstützung für den Vorschlag bekommt Olbricht von seinem Chef, Peter Adrian. Der DIHK-Präsident vertritt die Ansicht, Begriffe wie „Welcome“ dürfte es nicht nur im Internet geben, sondern auch in deutschen Behörden. „Englisch ist die Weltsprache und deshalb kann man damit auch in vielen deutschen Unternehmen erstmal weit kommen. Deshalb wäre es ein starkes Signal, wenn Menschen aus aller Welt bei den ersten Kontakten mit unseren Behörden nicht nur auf Deutsch weiterkommen“, so der DIHK-Präsident gegenüber dem „Münchner Merkur“.

Neu ist der Vorschlag zur Einführung von Englisch als zweite Amtssprache nicht. Die FDP hatte bereits in ihrem Wahlprogramm von 2021 gefordert, „Englisch neben Deutsch als zusätzliche Verwaltungssprache in Behörden“ zu ermöglichen. Zur Begründung führten die Freidemokraten an, dies würde „international agierenden Unternehmen die Tätigkeit in Deutschland“ vereinfachen und „die Gründung neuer Unternehmen sowie Behördengänge für Bürgerinnen und Bürger aus anderen EU-Mitgliedstaaten“ erleichtern. Als Motto prangte über dem Vorschlag seinerzeit die Aussage, „Nie gab es mehr zu tun.“

Verwaltungsexperten warnen indes, dass mit der Einführung von Englisch als zweiter Amtssprache ein weiteres „Bürokratiemonster“ entstünde, das für massive Mehrarbeit in den Behörden sorgen wird. Auf Ablehnung stößt der Vorschlag etwa beim DBB Beamtenbund und Tarifunion. Der verweist darauf, dass in vielen Behörden ohnehin schon Personal vorhanden ist, das Englisch sprechen kann. „Natürlich ist es nicht überall Oxford-Niveau, aber Englisch ist gelebte Verwaltungspraxis“, so Ulrich Silberbach, der Vorsitzende des DBB.
Ulrich Stock, DBB-Landesvorsitzender in Sachsen-Anhalt, warnt vor einem erheblichen Verwaltungsaufwand, wenn zu Deutsch noch Englisch als Amtssprache hinzukäme. „Allein die Tatsache, alle Verwaltungsakte zwingend in einer zweiten Sprache verfassen zu müssen, wäre ein bürokratisches Monster mit vielen juristischen Unwägbarkeiten“, so Stock. Auch der Städte- und Gemeindebund warnte bereits vor zusätzlicher Bürokratie und der Notwendigkeit einer jahrelangen Umsetzungsphase. Gerd Landsberg, der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, bezeichnete den Vorstoß für eine zweite Amtssprache sogar als „kontraproduktiv“. Das Vorhaben „würde uns dem Ziel, eine bessere Willkommens- und Ankommenskultur zu etablieren, nicht näherbringen“, so Landsberg gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Abgesehen von den Gegenargumenten aus der Praxis ist mit einer schnellen Umsetzung des alten FDP- und neuen DIHK-Vorschlags auch aus einem anderen Grund nicht zu rechnen. Innerhalb der Ampel-Koalition sind es bislang nur die Liberalen, die für Englisch als zweite Amtssprache werben. Zur Einführung müssten zudem nicht nur der Bundestag, sondern auch die Parlamente aller 16 Bundesländer zustimmen.H.M.