03.05.2024

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Folge 7-23 vom 17. Februar 2023 / Ungarndeutsche / „Von der Wiege bis zur Hochschule“

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 7-23 vom 17. Februar 2023

Ungarndeutsche
„Von der Wiege bis zur Hochschule“

Ungarn ist der einzige Staat, der mit einem eigenen Gedenktag an die Vertreibung seiner deutschen Mitbürger zwischen 1946 und 1948 erinnert. 2012 wurde er vom Parlament einstimmig beschlossen. Seitdem wird am 19. Januar jeden Jahres in Ungarn der Ungarndeutschen gedacht. Und in München lädt zeitnah der ungarische Generalkonsul in Bayern gemeinsam mit dem Direktor des Hauses des Deutschen Ostens zu einer Gedenkveranstaltung ein.
Diesmal luden Gábor Tordai-Lejkó und Andreas Otto Weber für den Abend des 31. Januar in den Adalbert-Stifter-Saal des Sudetendeutschen Hauses. Nach den Ansprachen des Parlamentsabgeordneten der Ungarndeutschen, Imre/Emmerich Ritter, und der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, die bayerische Landtagsabgeordnete Sylvia Stierstorfer (CSU), bildete ein Vortrag mit zahlreichen Statistiken und Fotos von Marta Müller den Kern der Veranstaltung. „Von der Wiege bis zur Hochschule. Aktuelle Tendenzen des Ungarndeutschen Schulwesens“ lautete das Thema.

Interessantes wusste die Universitätsdozentin dem aufmerksam lauschenden Publikum zu berichten. Beispielsweise, wie sehr die Bildungslandschaft der Ungarndeutschen von dem großzügigen Minderheitengesetz aus dem Jahre 2011 profitiert, das mit Ausnahme von ungarischer Sprache und Literatur allen Minderheiten Unterricht in ihrer Muttersprache gestattet. Seit dem Ende des Kalten Krieges ist das Interesse an der deutschen Sprache enorm gestiegen. An acht ungarischen Universitäten beziehungsweise Hochschulen werden ungarndeutsche Erzieher und Lehrer ausgebildet. Muttersprachlichen Unterricht für Ungarndeutsche gibt es an den Universitäten von Budapest und Weißbrünn (Veszprém), dem Haus der Ungarndeutschen in Budapest, dem Lenau-Verein mit Kindergarten in Fünfkirchen (Pécs) sowie in Frankenstadt (Baja), wo es einen Kindergarten, eine Grundschule und ein Gymnasium mit insgesamt etwa 650 Schülern gibt. Fast alle deutschen Bildungseinrichtungen sind im nationalen Ranking gestiegen. Das dort erworbene Abitur gilt auch in der Bundesrepublik.

Die Lehrkräfte werden vor allem in Budapest und Fünfkirchen ausgebildet. Trotz Anhebung der Gehälter gibt es von ihnen wie in der Bundesrepublik zu wenige. Der Mangel macht sich auch an den 54 ungarischen Gymnasien bemerkbar, an denen wahlweise drei Wochenstunden Deutsch als Fremdsprache belegt werden können.

Umfragen haben ergeben, dass 53 Prozenten Deutsch für eine wichtige Weltsprache halten, deren Kenntnis vor allem im Berufsleben und da wieder besonders im Tourismus von Nutzen ist. Darauf machte auch Imre/Emmerich Ritter, seit der Parlamentswahl 2014 der erste Sprecher der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen in Ungarn (LdU) im ungarischen Parlament, aufmerksam. Ungarndeutsche Kinder sollen selbstbewusst mit der deutschen Sprache aufwachsen und zugleich überzeugte Ungarn sein. Dazu hätten auch Schüleraustausch und Geschichtsunterricht beizutragen. Das Parlament wolle bei den Minderheiten nicht sparen.
Norbert Matern