02.05.2024

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Folge 7-23 vom 17. Februar 2023 / Friedrich Ludwig von Sckell / Der Begründer des Landschaftsgartens in Deutschland / Der Gestalter des Englischen Gartens und der Maxvorstadt starb vor 200 Jahren in München

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 7-23 vom 17. Februar 2023

Friedrich Ludwig von Sckell
Der Begründer des Landschaftsgartens in Deutschland
Der Gestalter des Englischen Gartens und der Maxvorstadt starb vor 200 Jahren in München
Martin Stolzenau und Manuel Ruoff

Friedrich Ludwig von Sckell entstammte einer Familie, die über mehrere Generationen bekannte deutsche Gartenkünstler und Maler hervorbrachte, die an vielen Orten bis heute nachwirken. Einer der bedeutendsten von diesen war er selbst, gilt er doch als Begründer der klassischen Phase des englischen Landschaftsgartens in Deutschland, den er mit seiner Schrift „Beiträge zur bildenden Gartenkunst“ aus dem Jahre 1818 auch dem deutschen Fachpublikum vorstellte. Der als bedeutendster deutscher Garten- und Landschaftsarchitekt seiner Zeit Gepriesene setzte die Gartenkunst in Beziehung zur Malerei, Architektur und zum Städtebau, schuf das erste Lehrbuch für Gartenarchitekten in deutscher Sprache und erhielt für sein Wirken vom bayerischen König 1808 den Zivilverdienstorden der Bayerischen Krone verliehen, mit dem der persönliche Adel verbunden war.
Doch auch heute noch weiß man ihn zu würdigen. Vor allem in München erinnern Straßen, Büsten, Gedenktafeln und Gedenksäulen an den Gartenkünstler. Seit 1967 verleiht die Bayerische Akademie der Schönen Künste in München an international verdienstvolle Landschaftsarchitekten den Sckell-Ehrenring.

Zusammenarbeit mit Thompson

Ungeachtet der auffallend vielen Ehrungen durch Bayern wurde Friedrich Ludwig Sckell nicht etwa dort, sondern in der hessischen Kleinstadt Weilburg an der Lahn geboren. Das geschah am 13. September 1750. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, und der Vater war in Schwetzingen als Hofgärtner tätig. Früh erweckte er bei seinem Filius das Interesse an der Gartenkunst und sorgte für die erste entsprechende Unterrichtung. Nach der väterlichen Ausbildung vervollkommnete sich Sckell nacheinander in Bruchsal, Zweibrücken, Paris und Versailles.
Nachdem er die seinerzeit in Kontinentaleuropa noch vorherrschende höfische Rokokowelt mit ihren französischen, symmetrisch angelegten Gärten kennengelernt hatte, unternahm er eine Studienreise nach England, wo er sich die dortigen Landschaftsgärten erschloss oder, um es mit den Worten des deutschen Historikers, Kunsthistorikers, Germanisten und Dokumentarfilmers Bernhard Graf zu sagen, wo er lernte, die beschnittene Natur als Symbol fürstlicher Willkür und Unterdrückung zu deuten, die natürliche Flora hingegen als Sinnbild des freien Menschen.
Nach seiner Heimkehr sowie der ersten heimischen Kostprobe seines Könnens mit dem Park Schönbusch in Aschaffenburg wurde er 1777 in Schwetzingen zum „Hof-Lust-Gärtner“ ernannt. 1777 ist jedoch noch aus einem anderen Grund für Sckells Karriere wichtig. In jenem Jahr wurde nämlich sein liberaler und aufgeklärter erster Mäzen, der Kurfürst von der Pfalz Karl Theodor, auch Kurfürst von Bayern. Das erleichterte Sckell den Wechsel von der Pfalz nach Bayern.

Karl Theodor nahm den Briten Benjamin Thompson in seine Dienste, machte ihn zum Adjutanten und Kammerherrn und erteilte ihm 1788 den Auftrag, die bayerische Armee zu reorganisieren. Um die Lebensmittelversorgung der schlecht bezahlten Soldaten zu verbessern und diese in Friedenszeiten sinnvoll zu beschäftigen, ordnete der bayerische Kurfürst auf Anregung seines britischen Beraters an, in jeder Garnisonsstadt Militärgärten anzulegen. Als Standort für die Münchner Gärten wurde das westliche Hirschangergebiet, die heutige Schönfeldwiese im Südwesten des Englischen Gartens, gewählt. Im darauffolgenden Jahr ordnete der Landesherr per Dekret an, das Gebiet östlich der Militärgärten in einen Volkspark umzuwandeln. Mit der Gestaltung des Parks unter seiner Aufsicht beauftragte Thomp­son Sckell. 1792 wurde der Volkspark, für den sich schon bald der Name „Englischer Garten“ durchsetzte, unter dem Namen „Theodors Park“ eröffnet.

In jenem Eröffnungsjahr 1792 wurde Sckell Nachfolger seines Vaters als Hofgärtner in Schwetzingen. Dort sorgte er mit seinem Wirken für weiteres überregionales Aufsehen, was seinen Aufstieg beförderte. 1799 wurde Sckell zusätzlich Gartenbaudirektor für die kurfürstlichen Gärten der Pfalz und Bayerns und 1804 Hofgartenintendant in München, wo er den Englischen Garten vollendete und große Teile des barocken Gartens von Schloss Nymphenburg in eine landschaftliche Anlage verwandelte. Der Aufsteiger sorgte in seinem gesamten Zuständigkeitsbereich für die Anlage von Landschaftsgärten nach englischem Vorbild, bezog dabei Elemente der französischen Gartenbaukunst geschickt mit ein und fand in ganz Deutschland viele Nachahmer.

Zusammenarbeit mit Vorherr

Dazu arbeitete er zusammen mit dem obersten Baubeamten des seit 1806 bestehenden Königreichs Bayern, Gustav Vorherr, und dem Baumeister Karl von Fischer die Pläne für die Stadterweiterung Münchens bis hin zu einem Generalbebauungsplan aus. Nach seinen Entwürfen entstand die Maxvorstadt. In München sind der Odeonsplatz, der Maximiliansplatz, der Sendlinger Torplatz und die Sonnenstraße durch Sckell geprägt.
Er verband Gartenbaukunst mit Stadtbaukunst und integrierte früh Konzepte für einen geregelten Denkmalschutz. Seine Schöpfungen bekamen Vorbildcharakter, trugen ihm Berufungen in Wissenschaftsgesellschaften wie Akademien ein und machten ihn über Jahrzehnte zu einer Schlüsselgestalt der Garten- und Stadtbaukunst in Süddeutschland, bis er nach dem Regierungsantritt von König Ludwig I. von dessen klassizistischem Privatarchitekten Leo von Klenze in seinem Einfluss in Bayern beschnitten wurde.
Vor 200 Jahren, am 24. Februar 1823, starb der Ritter von Sckell in der Stadt seines größten Wirkens. Seine letzte Ruhestätte fand er in Münchens Altem Südlichen Friedhof, an dessen Gestaltung er zuvor mitgewirkt hatte.