02.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 7-23 vom 17. Februar 2023 / Königsberg-Amalienau / Die St. Adalbertkirche wird orthodox / Nach dem Krieg Observatorium, wird das Gebäude bald wieder ein Gotteshaus – Nachkriegsumbauten wurden bereits entfernt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 7-23 vom 17. Februar 2023

Königsberg-Amalienau
Die St. Adalbertkirche wird orthodox
Nach dem Krieg Observatorium, wird das Gebäude bald wieder ein Gotteshaus – Nachkriegsumbauten wurden bereits entfernt
Bodo Bost

Die St. Adalbertkirche im Königsberger Stadtteil Amalien-au wurde 1904 von dem auf den Kirchenbau spezialisierten Architekten Friedrich Heitmann erbaut. Nach einer weltlichen Umwidmung 1945 und einer Komplettsanierung ab dem Jahr 2018 wird das seit 2007 unter Denkmalschutz stehende Gotteshaus bald als orthodoxe Kirche wiedereröffnet werden.

Die Bauarbeiten an der Adalbertkirche begannen am 16. Juli 1902 im neuen Stadtteil Amalienau. Das Patrozinium (die Schutzherrschaft eines Heiligen über eine katholische Kirche) der Kirche erinnert an den heiligen Adalbert von Prag, den Glaubensboten bei den Prußen und Märtyrer am Frischen Haff. Der Standort der Kirche befand sich an der Stelle, an der die alte Lawsker Allee eine Kurve machte (heute ul. Pobedy 41). Am 14. November 1904 wurde die Kirche als Backsteinbau im neugotischen Stil eingeweiht.
Geschaffen von Friedrich Heitmann

Ursprünglich war es eine kleine Kapelle mit einem schmalen Turm im Norden und kleinen Strebepfeilern an drei Seiten. An der Ostseite befand sich in der Fensternische ein Bild des heiligen Adalbert auf Goldgrund. Im Jahr 1932 wurde die Kapelle durch einen zusätzlichen Bau mit Spitzbogenfenstern im Norden und Süden und einem modernen Portal erweitert. Die Kirche bot Platz für 250 Besucher. In den Jahren 1938 und 1939 schuf der damals in Dresden tätige Bildhauer Otto Zirnbauer für die Adalbertkirche eine 2,20 Meter hohe Schutzmantelmadonna aus Lindenholz sowie für die Kanzel ein Evangelisten-Symbol aus Solnhofer Schiefer. Beide Werke wurden im oder nach dem Krieg zerstört. Der Eingang der Kirche befindet sich an der Seite, was für Heitmann-Kirchen typisch ist. Der Turmsockel wird zur Halle, und der Turm selbst ist im Verhältnis zum Kirchenschiff asymmetrisch angeordnet. Aus städtebaulicher Sicht hatte er eine hervorragende Lage: Das Dach des Turms war schon von Weitem sichtbar. Das Äußere ist durch Strebepfeiler gegliedert; sie verleihen der Kapelle einen gotischen Charakter.  

Heitmann, der 1921 auf dem Friedhof der Kirche beerdigt wurde, spielte bewusst mit gotischen Elementen. Mit ihrem hohen Kirchenschiff und dem schlanken Turm macht die Kapelle einen größeren Eindruck, als sie es tatsächlich ist. Der Innenraum wirkt durch einen geschickten Schachzug größer: Die Fenster erreichten ursprünglich nicht von unten ihre heutige Größe, sondern die Wände waren unten geschlossen, sodass es den Anschein hatte, als würde das Licht aus großer Höhe einfallen.

Nur leichte Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg

Bei den Kämpfen 1945 wurde vor allem der von Weitem sichtbare Kirchturm beschädigt. Nach dem Krieg wurde der Erweiterungsbau abgerissen und der verbliebene Altbau der Kapelle zunächst als Lagerhaus genutzt. Ab Mitte der 1960er Jahre wurde er von einem städtischen Unternehmen übernommen, das Zahnersatz herstellte, und 1975 wurde das Gebäude an das Magnet- und Ionosphärenobservatorium „IZMIRAN“ übergeben. Die Räumlichkeiten im Inneren wurden verändert und drei Etagen eingebaut.

Seit dem Auszug des Observatoriums 2018 wird das seit 2007 unter Denkmalschutz stehende Gebäude für eine neue sakrale Nutzung durch die Russisch-Orthodoxe Kirche (ROK) hergerichtet. Dabei wurde die Geschosseinteilung beseitigt und der ursprüngliche Kirchenraum wiederhergestellt und die Turmbedachung rekonstruiert. Jetzt wurde mit dem Einbau von vier Kirchenuhren der Turm fast originalgetreu wieder fertiggestellt.
Die katholische St. Adalbertkirche wird in eine orthodoxe Kirche, die dem Fürsten Dimitrij Donskoj gewidmet ist, umgewandelt. Die aus der Sowjetzeit stammenden Sanierungsbauten sind bereits abgebaut, die zugemauerten Fensteröffnungen wurden freigelegt und neue Buntglasfenster eingesetzt. Die Turmspitze mit weit sichtbarem Kreuz wurde restauriert.

160.000 Euro aus dem Haushalt

Im Oktober 2022 wurde mit der Renovierung der Fassade und der Innenräume der Kirche begonnen. Für die Durchführung der Arbeiten wurden der Diözese umgerechnet knapp 160.000 Euro aus dem regionalen Haushalt zugewiesen. Das Geld wurde der Königsberger Diözese der ROK, die erst 2009 unter Patriarch Kyrill ihre Eigenständigkeit erhielt,  in Form eines Zuschusses zur Verfügung gestellt.