02.05.2024

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Folge 7-23 vom 17. Februar 2023 / Duisburger Karneval / Ein Helau aus dem Kohlenpott / Jenseits der Karnevalshochburgen wird nicht minder ausgiebig gefeiert – Die Duisburger leisten sich einen ganzen Narren-Hofstaat

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 7-23 vom 17. Februar 2023

Duisburger Karneval
Ein Helau aus dem Kohlenpott
Jenseits der Karnevalshochburgen wird nicht minder ausgiebig gefeiert – Die Duisburger leisten sich einen ganzen Narren-Hofstaat
Andreas Rüdig

Der Winter, Frühjahr, Sommer und Herbst begleiten uns mit ihrem jeweiligen dazugehörigen Wetter durch das Kalenderjahr. Insbesondere im Rheinland kommt aber noch eine fünfte Jahreszeit hinzu: die Karnevalssession. Sie dauert von Hoppeditzerwachen am „Elften im Elften“ bis Aschermittwoch mit seinem beweglichen Datum.

Mainz, Köln und Düsseldorf gelten gemeinhin als Karnevalshochburgen. Doch auch in anderen Städten der früheren preußischen Rheinprovinz wird gefeiert. So gibt es in Duisburg den größten Rosenmontagszug am Niederrhein. Die Anfänge des Duisburger Karnevals reichen bis ins Mittelalter zurück. Im örtlichen Stadtarchiv gibt es eine Originalurkunde aus dem Jahr 1377, aus der hervorgeht, dass die Bevölkerung kräftig und ausgiebig dem Frohsinn nachging.

Der organisierte Karneval begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die ersten Karnevalsgesellschaften gegründet wurden. 36 solcher Vereine mit rund 5500 Mitgliedern gibt es heute. Sie sind im Hauptausschuss Duisburger Karneval (HDK) zusammengeschlossen. Der HDK ist rein formal die Organisation, welche die Großveranstaltungen wie den Rosenmontagszug durchführt. Deren Bandbreite reicht vom Hoppeditzerwachen über Prunksitzungen bis zum Straßenkarneval.

Der Straßenkarneval beginnt mit der Weiberfastnacht (inklusive Rathaussturm durch die Möhnen). Es folgen die Umzüge am Tulpensonntag in Hamborn und Serm, wobei sich der Kinderkarnevalszug in Hamborn besonders großer Beliebtheit erfreut. Am folgenden Tag gibt es dann den Höhepunkt einer jeden Session: den Rosenmontagszug. Gefühlt ist damit der Karneval zu Ende.
In diesem Jahr gibt es zwei erwähnenswerte Besonderheiten. Die Aktion „Jecke Kids“ ermöglicht es körperlich und geistig eingeschränkten Kindern, auf den Mottowagen mitzufahren. Und der Bildhauer Jacques Tilly, der schon viele Mottowagen für den Düsseldorfer Karneval gebaut hat, steuert in diesem Jahr den Prinzenwagen für den Duisburger Rosenmontagszug bei.

„Seine Tollität“ Kai-Uwe I. ist der diesjährige „Prinz Karneval“. Im Hauptberuf Handelsfachwirt und in der Geschäftsführung eines Duisburger Unternehmens tätig, kann er auf eine gelungene Session zurückblicken. Die Menschen finden allen Widrigkeiten zum Trotz wie den Ukrainekrieg, die Inflation und Energiekrise wieder Freude am Feiern.
Zum Rosenmontagszug im Jahr 2020, dem letzten vor der Corona-Pause, kamen schätzungsweise 30.000 Besucher. Ob auch 2023 wieder so viele

Zuschauer kommen, wird sich zeigen. Nachholbedarf sehen die Veranstalter auf jeden Fall – Duisburg sei nach ihren Worten schließlich gut im Feiern.
Der Duisburger Hof liegt zentral und ist eines der gediegensten Hotels der Ruhrmetropole. Dort liegt das Hauptquartier des Hauptausschusses Duisburger Karneval. Dort verbringen Dreigestirn und Hofstaat viel Zeit während der Session. Man lebt zusammen, wie seine Tollität erzählt, und habe dort ein Zimmer. Was auch daran liegen mag, dass alle zentralen Veranstaltungen bequem und leicht von hier zu erreichen sind. Selbst der Rosenmontagszug führt hier vorbei.

Die Karnevalsgesellschaften vor Ort führen Namen wie „Alle Mann an Bord“, „KG Sonniger Süden Blau Weiß“ oder „Duisburger Musketiere“. Hier wird Brauchtum und Tradition gepflegt, und beides kommt von Herzen.

Der Karneval lebt in Duisburg vom Ehrenamt. Fest angestellte Mitarbeiter wie etwa in Düsseldorf und Köln gibt es nicht. Wer mitmachen will wie beispielsweise in der siebenköpfigen Prinzencrew, der muss dafür viel private Zeit investieren. Und das ist auch bei Veranstaltungen auf der Bühne sichtbar. Anders als bei der Konkurrenz in den Hochburgen bleibt der „Prinz Karneval“, wenn er kommt, dauerhaft im Rampenlicht, hält eine Rede, singt und tanzt. Das dauert dann schon mal mehr als zehn Minuten.

An Aschermittwoch ist dann alles vorbei? Vernachlässigt man das Nachbereiten der abgelaufenen und das Vorbereiten der kommenden Session, gibt es immer noch das 1. Niederrheinische Karnevalsmuseum am Mattlerbusch in Duisburg. Es zeigt seit 1973 eine riesige Sammlung an Uniformen, Orden, Fotos und vielem mehr.

Geld hat man. Oder auch nicht. Aber man spricht nicht drüber. Duisburg verdient nach Aussage des HDK – im Gegensatz zu den Hochburgen – kein Geld mit dem Karneval. Auch wenn keine konkreten Zahlen genannt werden – man ist offensichtlich über jeden Euro froh, den man durch Werbung und öffentliche Förderung einnimmt.