29.04.2024

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Folge 08-23 vom 24. Februar 2023 / Verkehrsinfrastruktur / Zeitbombe Brücken / 16.000 der130.000 Brücken in Deutschland sind dringend sanierungsbedürftig

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-23 vom 24. Februar 2023

Verkehrsinfrastruktur
Zeitbombe Brücken
16.000 der130.000 Brücken in Deutschland sind dringend sanierungsbedürftig
Wolfgang Kaufmann

In Deutschland gibt es rund 130.000 Brücken. Für 40.000 davon ist der Bund zuständig. Der Rest befindet sich im Verantwortungsbereich der Kommunen oder der Deutschen Bahn. Von diesen Brücken sind etwa 16.000 dringend sanierungsbedürftig. 

Das führt zu teilweise dramatischen Zuständen wie im Falle der 453 Meter langen Talbrücke Rahmede der Bundesautobahn 45 zwischen den Anschlussstellen Lüdenscheid-Nord und Lüdenscheid. Das Bauwerk musste am 2. Dezember 2021 wegen Schäden an den tragenden Elementen dauerhaft gesperrt werden. Seither rollen täglich 6000 Lastkraftwagen und 14.000 Personenkraftwagen zusätzlich durch Lüdenscheid. Der durch die Umleitung verursachte volkswirtschaftliche Schaden wird auf eine Million Euro pro Tag beziffert.

Weitere Beispiele sind die Wehrbrücke Neckarsulm und die Moseltalbrücke bei Winningen. Über die Wehrbrücke dürfen aus Sorge vor einem Spontanversagen der maroden Konstruktion inzwischen keine Fahrzeuge über 3,5 Tonnen mehr rollen. Und auf der Moseltalbrücke gilt ein Tempolimit von 60 beziehungsweise 80 Kilometern in der Stunde, weil die Schweißnähte im Brückenkörper Risse haben.

Gründe für diese Misere gibt es vor allem Drei. An erster Stelle rangiert die Überlastung. In den letzten Jahrzehnten verdreifachte sich der Güterverkehr per Lkw, und ein Laster beansprucht die Brückenkonstruktion genauso stark wie 100.000 Pkw. Dazu kommen sehr viel mehr Schwertransporte als früher sowie der sogenannte Dominoeffekt. Wenn die Laster eine gesperrte Brücke umfahren, führt der Weg zumeist über andere Brücken, die dann ebenfalls schneller altern.

Zum Zweiten sind die Spann- und Stahlbetonbrücken, die meistens zwischen 1960 und 1990 gebaut wurden, nicht sonderlich verschleißfest. Das größte Problem stellen dabei die Chloride im Streusalz und die Schadstoffe im Regen dar. Diese verursachen Hohlstellen im Beton, die es zeitnah auszufüllen gilt. Das ist aber oft nicht geschehen, was entsprechende Folgeschäden nach sich zieht. Hierdurch und aufgrund der Materialermüdung wegen des gestiegenen Verkehrsaufkommens verkürzt sich die Lebensdauer der Brücken um etwa zwei Jahrzehnte.

Und zum Dritten sind manche der Brücken inzwischen auch einfach zu alt und hätten längst durch Neubauten oder alternative Überquerungen ersetzt werden müssen.

Angesichts der wenig erfreulichen Gesamtsituation gelangte die bundeseigene Autobahngesellschaft vergangenes Jahr zu dem Schluss: „Sollten die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen an den Tausenden Bauwerken nicht im erforderlichen Umfang und zeitnah umgesetzt werden, wird es in den kommenden Jahren zu erheblichen Verkehrseinschränkungen kommen.“

Die bisherigen Ausgaben allein für die Sanierung der 28.000 Autobahnbrücken hierzulande betrugen im Durchschnitt 2,5 Milliarden Euro pro Jahr, ohne dass sich die Situation grundlegend gebessert hätte. Vor diesem Hintergrund erscheint es als Tropfen auf den heißen Stein, wenn der Bundesminister für Digitales und Verkehr, Volker Wissing (FDP), bis 2030 eine weitere Milliarde Euro zur Verfügung stellen will, um den Verfall der Brücken zu stoppen.