29.04.2024

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Folge 08-23 vom 24. Februar 2023 / Energiewende II / Stellenabbau wegen Konzentration auf E-Autos / Ford baut in den kommenden zehn Jahren bis zu 2300 Arbeitsplätze in Deutschland ab

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-23 vom 24. Februar 2023

Energiewende II
Stellenabbau wegen Konzentration auf E-Autos
Ford baut in den kommenden zehn Jahren bis zu 2300 Arbeitsplätze in Deutschland ab
Peter Entinger

Der US-Autobauer Ford fährt die Anzahl seiner Mitarbeiter in den kommenden Jahren an den beiden deutschen Standorten Köln und Aachen weiter zurück. Dennoch herrscht in der Belegschaft Erleichterung vor. Es hätte für sie schlimmer kommen können. 

Der Abbau von bis zu 2300 Stellen in den kommenden zehn Jahren kam nach harten Verhandlungen mit dem Gesamtbetriebsrat zustande. „Wir verzichten bis einschließlich des Jahres 2032 auf betriebsbedingte Kündigungen“, teilte Fords Deutschland-Chef Martin Sander mit. Der Betriebsrat sprach anschließend von einem „sozial verträglichen“ Kompromiss. „Nach zwei harten Verhandlungswochen zwischen den Betriebsparteien ist eine Zukunftsvereinbarung gelungen, die sowohl Kosteneinsparungen für das Unternehmen beinhaltet als auch die Absicherung der deutschen Standorte für die Beschäftigten“, erklärte die Industriegewerkschaft Metall (IGM).

Schon in der Vergangenheit hatte die Konzernzentrale im amerikanischen Michigan die Axt an Standorte in Europa gelegt. So wurde ein Werk im belgischen Genk geschlossen, und im saarländischen Saarlouis läuft die Produktion des Ford Fokus 2025 aus. Derzeit verhandelt die Kölner Europazentrale mit dem chinesischen Autobauer BYD über einen Verkauf des saarländischen Werks. Bei den personellen Einsparungen an den Standorten Köln und Aachen geht es vor allem um Stellen in der Verwaltung und der Entwicklungsabteilung. Von den 3600 Entwicklern in Deutschland sollen 1700, also nahezu die Hälfte, gehen.

Ford wolle sich in Zukunft verstärkt auf die Produktion von Elektroautos konzentrieren. Dafür werde weniger Personal benötigt. „Die angekündigten Maßnahmen richten die Produktentwicklungsorganisation und die Verwaltungsfunktionen von Ford in Europa auf ein kleineres, fokussierteres und zunehmend elektrisches Produktportfolio aus“, sagte Sander. Dies sei nötig, um wettbewerbsfähige Kosten zu erreichen und „den Weg in eine nachhaltig profitable Zukunft zu ebnen“.

Das vergangene Jahr war für die Chefs in den USA ein einziger Albtraum. Kritiker werfen dem Konzern vor, den Übergang zur E-Mobilität verschlafen zu haben. 

„Ein Elektrofahrzeug ist viel weniger komplex als ein Verbrenner. Dem müssen wir uns stellen, sonst sind wir langfristig nicht wettbewerbsfähig“, sagte Sander. Mittlerweile kooperiert der Konzern im Bereich der Elektroantriebe mit dem Mitbewerber Volkswagen. Weitere Teile sollen aus den Werken in den USA nach Europa geliefert werden. Die verbleibenden Ingenieure sollen nach Ankündigung Sanders für den „regionalen“ Feinschliff sorgen. 

Der zweitgrößte US-Autohersteller hat im vergangenen Jahr einen Verlust von rund 2,2 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. 2021 hatte der Konzern noch einen Gewinn von 17,9 Milliarden Dollar verbucht. Mehr als sieben Milliarden US-Dollar musste der Konzern aufgrund seiner Investition in den kriselnden E-Auto-Hersteller Rivian abschreiben. Finanzchef John Lawler kündigte im Januar „sehr aggressive“ Maßnahmen an, um die Kosten in der Produktion und in den Lieferketten zu senken. „Alles ist auf dem Tisch“, sagte er. In Köln und Aachen können sie ein Lied davon singen.