29.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 08-23 vom 24. Februar 2023 / Kurt Tank / Der Flugzeugkonstrukteur war sein eigener Testpilot / Der vor 125 Jahren bei Bromberg geborene Ingenieur konstruierte Maschinen für Deutschland, Argentinien und Indien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-23 vom 24. Februar 2023

Kurt Tank
Der Flugzeugkonstrukteur war sein eigener Testpilot
Der vor 125 Jahren bei Bromberg geborene Ingenieur konstruierte Maschinen für Deutschland, Argentinien und Indien
Manuel Ruoff

Kurt Tank war wie viele Deutsche des 20. Jahrhunderts flugbegeistert. Er konstruierte nicht nur Flugzeuge, sondern flog diese auch selbst, was in seinem Falle die Kommunikation zwischen Flugzeugkonstrukteur und Testpilot überflüssig machte. Die A-2-Fluglizenz erwarb er kurz nach dem Berufsbeginn 1925. 13 Jahre später kam das Flugkapitänspatent hinzu.

Technisches Interesse und Begabung hatte Kurt Tank möglicherweise von seinem Vater Willi Tank, denn der war nicht nur Berufssoldat, sondern auch Wasserbauer und Strombauwart. Noch vor dem Abitur verließ der am 24. Februar 1898 in Bromberg-Schwedenhöhe geborene Preuße das Gymnasium, um im Ersten Weltkrieg als Freiwilliger zu den Fahnen zu eilen. Als Weltkriegssoldat hatte er noch nichts mit der Fliegerei zu tun. Seit 1919 wieder Zivilist holte der Reserveleutnant sein Abitur nach und studierte nach einem mehrmonatigen Praktikum in der Berliner Maschinenfabrik Oren­stein & Koppel an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg Elektrotechnik und Maschinenbau sowie an der Berliner Universität bei Albert Einstein Theoretische Physik.

„Condor“ für Deutschland

Als Student beteiligte er sich an der Gründung der Akademischen Fliegergruppe Berlin und im Rahmen der Diplom-Vorprüfung an der Konstruktion des Segelflugzeugs „Teufelchen“. Nach dem Studium übernahm er 1924 die Leitung der Aerodynamischen Abteilung und der Flugerprobung bei der Rohrbach Metallflugzeugbau. 1929/30 wechselte er zu den Bayerischen Flugzeugwerken (BFW), wo er kurze Zeit als Projektleiter des Büros für Flugerprobung tätig war, bis er 1931 zur Focke-Wulf-Flugzeugbau kam, als deren Mitarbeiter in Führungsfunktionen er bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges berühmte Flugzeuge konstruierte.

„Pulqui II“ für Argentinien

Die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten brachte der Luftfahrtindustrie in Deutschland einen enormen Aufschwung. Politische Probleme hatte Tank, der bereits vor der „Machtergreifung“ Parteigenosse geworden war, nicht. Nach dem erzwungenen Rückzug von Heinrich Focke wurde er 1933 alleiniger technischer Direktor und Chefkonstrukteur. In den nachfolgenden Jahren schuf er diverse bekannte Modelle. 

Seine bekannteste zivile Konstruktion ist sicherlich das 1938 von der Lufthansa in den Liniendienst übernommene ebenso schöne wie innovative Verkehrsflugzeug „Condor“. Ebenfalls eine Vorkriegsentwicklung war der gleichfalls noch zu Friedenszeiten entwickelte Nahaufklärer „Uhu“ mit seinem markanten Doppelrumpf und der stark verglasten Kabine.

Im Zweiten Weltkrieg spezialisierte sich Tank auf schnelle Jagdflugzeuge. Die Fw 190 „Würger“ wurde ab 1941 neben der noch aus der Vorkriegszeit stammenden Messerschmitt Bf 109 zum zweiten Standardjäger der Luftwaffe. Die ab 1944 gebaute Weiterentwicklung verwies sogar mit ihrer Bezeichnung „Focke-Wulf Ta 152“ auf den Chefkonstrukteur bei Focke-Wulf.

Auch mit dem Strahlantrieb beschäftigte sich Tank bei Focke-Wulf schließlich noch. Das entsprechende Projekt Focke-Wulf Ta 183 „Huckebein“ kam jedoch wegen des Kriegsendes 1945 unter deutscher Ägide nicht mehr über das Entwurfsstadion hinaus. Die als Kriegsbeute den Alliierten in die Hände gefallenen entsprechenden Unterlagen sollen diesen jedoch bei der Entwicklung ihrer Nachkriegsdüsenjäger wertvolle Dienste geleistet haben. Verwiesen sei hier auf die Mikojan-Gurewitsch MiG-15.

Nach dem Krieg erteilten die Sieger Tank ein Berufsverbot. Mit der Entwicklung von Wohn- und Werkstattbauten hielt er sich in einem zu diesem Zwecke von ihm gegründeten Ingenieurbüro über Wasser, bevor er 1947 mit gefälschten Papieren in das Argentinien Juan Peróns floh. Dort half er mit ebenfalls emigrierten Mitarbeitern aus der Focke-Wulf-Zeit den Argentiniern, seine Ta 183 zum Überschalljäger „Pulqui II“ weiterzuentwickeln. 

Nach dem Sturz seines Gönners Perón wechselte Tank 1956 nach Indien. Für die Inder entwickelte er den Überschalljagdbomber Hindustan Aeronautics HF 24 „Marut“. Im Gegensatz zur „Pulqui II“, ging die „Marut“ sogar in Serie. 129 Stück wurden bis 1977 produziert.

„Marut“ für Indien

Die Ägypter planten die „Marut“ weiterzuentwickeln, und so ging Tank nach Ägypten. Dort sollte er nicht nur an der Weiterentwicklung führend mitarbeiten, sondern gleich eine ganze Luftfahrtindustrie aufbauen. Die Niederlage der Araber im Sechstagekrieg von 1967 ließ jedoch die Pläne scheitern.

1969 kehrte Tank nach Deutschland zurück. Im selben Jahr entstand dort der Luftfahrtkonzern Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB). Seinen Sitz hatte MBB in Ottobrunn, unweit von München gelegen, wo Tank nun seinen Wohnsitz nahm. Dort starb er auch vor knapp 40 Jahren, am 5. Juni 1983.