05.05.2024

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Folge 09-23 vom 03. März 2023 / Medizin / Wie gefährlich ist das Marburgvirus? / In Äquatorialguinea ist das Marburgfieber ausgebrochen – Die Sterberate liegt bei bis zu 88 Prozent

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-23 vom 03. März 2023

Medizin
Wie gefährlich ist das Marburgvirus?
In Äquatorialguinea ist das Marburgfieber ausgebrochen – Die Sterberate liegt bei bis zu 88 Prozent
Wolfgang Kaufmann

Am 13. Februar meldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den ersten Ausbruch des Marburgfiebers in Äquatorialguinea. Ein Gesundheitsbeamter in der östlichen Provinz Kié-Ntem des winzigen Staates in Subsahara-Afrika habe Alarm geschlagen und Proben mit Körperflüssigkeiten von neun Verstorbenen und 16 Symptomträgern an das Institut Pasteur im Senegal geschickt. Dort sei dann das Marburgvirus (MARV) aus der Familie der Filoviren gefunden worden. Hieraufhin hat die WHO Experten für Gesundheitsnotfälle entsandt, welche die Verbreitung des Virus stoppen sollen. 

Das war auch geboten, denn der Verwandte des Ebolavirus löst wie dieses schwere hämorrhagische Erkrankungen aus. Wer sich mit dem MARV infiziert, entwickelt zunächst sehr hohes Fieber mit Erbrechen und Durchfall, bevor es in der zweiten Krankheitswoche zu inneren Blutungen beziehungsweise Blutungen aus allen Körperöffnungen kommt. Daran sterben je nach Virus-Stamm und dem Niveau der medizinischen Versorgung 24 bis 88 Prozent der Betroffenen. 

Erkrankte zu heilen ist schwierig

Das sind die Erfahrungswerte aus den 13 bislang bekannt gewordenen Fällen des Auftretens des Marburg-Fiebers in Deutschland, Südafrika, Kenia, der Sowjetunion, der Demokratischen Republik Kongo, Angola, Uganda, Guinea und Ghana mit insgesamt 472 Toten, von denen jenes in Angola zwischen Oktober 2004 und Mai 2005 mit 324 Opfern das mit Abstand schwerste war. 

Die ersten Sterbefälle gab es im Sommer 1967 in der hessischen Universitätsstadt Marburg, von der auch der Name abgeleitet ist. Dort hatten sich einige Tierpfleger und Labormitarbeiter an infizierten Äthiopischen Grünmeerkatzen angesteckt. Diese Affen waren von dem Pharmakonzern Behringwerke aus Uganda importiert worden und sollten für die Gewinnung von Substanzen für Masern- und Poliomyelitis-Impfstoffe genutzt werden. 

Aufgrund der hohen Letalität des Marburgvirus gilt dieser als potentieller Biokampfstoff. Dieses gilt umso mehr, als sich die Sowjetunion bereits beim ersten Ausbruch von 1967 Virusproben gesichert hat, mit denen später experimentiert wurde. Für den Menschen zugelassene Impfungen oder Medikamente existieren bislang keine. Das resultiert daraus, dass das Marburgfieber bisher eher selten auftrat und die Opferzahlen relativ gering ausfielen. Somit hatte die Pharmaindustrie in der Vergangenheit kein nennenswertes Interesse an der Entwicklung von Mitteln gegen das Virus. So beschränken sich die Behandlungsmöglichkeiten derzeit auf die Linderung der Symptome. Dabei rangiert die Rehydrierung durch orale oder intravenöse Flüssigkeitsgaben an allererster Stelle.

All das nährt die Angst vor einer katastrophalen, möglicherweise  Millionen Menschenleben gefährdenden Pandemie. Doch ist dieses Szenario ausgesprochen unwahrscheinlich, wenn nicht gar auszuschließen. So kann das Marburgvirus, dessen Hauptwirt Nilflughunde sind, nur sehr schwer von Mensch zu Mensch übertragen werden. Hier muss es in jedem Fall zum direkten Kontakt mit Blut, Speichel oder anderen Körperflüssigkeiten infizierter oder bereits verstorbener Personen kommen. So wird vermutet, dass der aktuelle Ausbruch in Äquatorialguinea auf die dortigen hygienisch bedenklichen Begräbnisbräuche zurückzuführen ist, zu denen nicht nur das wechselweise Umarmen der Trauernder, sondern auch der Toten gehört. 

Ansteckungen zu verhindern, ist wesentlich leichter

Bereits kurz nach der Ansteckung entwickeln die Erkrankten heftige Beschwerden. Das erleichtert die Identifizierung der Infizierten ebenso wie das weitgehende Fehlen asymptomatischer Krankheitsverläufe. Das ermöglicht eine schnelle Isolierung der Virus-Träger und die schränkt die Mobilität der Erkrankten schnell und heftig ein, was der Verbreitung des Virus entgegenwirkt. 

Wie aus den Verlautbarungen der WHO hervorgeht, haben die Behörden in Äquatorialguinea so umsichtig wie schnell reagiert und 4000 mögliche Kontaktpersonen unter Quarantäne gestellt. Dass die zwei betroffenen Provinzen nur dünn besiedelt sind, bremst die Ausbreitung des Erregers zusätzlich.

Weniger erfreulich ist, dass nach der Genesung der Erkrankten das Virus im Körper verbleiben kann, und zwar besonders an der Innenseite der Augen und in den Hoden. Das birgt die Gefahr, dass vollständig gesundet erscheinende Männer den Erreger noch rund sieben Wochen nach ihrer Heilung unwissentlich durch Sperma übertragen können.