05.05.2024

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Folge 09-23 vom 03. März 2023 / Stiftung Potsdamer Garnisonkirche / „Haus der Demokratie“ statt Kirchenschiff / Das Stiftungskuratorium scheint sich beim Wiederaufbau des Gotteshauses mit dem Turm begnügen zu wollen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-23 vom 03. März 2023

Stiftung Potsdamer Garnisonkirche
„Haus der Demokratie“ statt Kirchenschiff
Das Stiftungskuratorium scheint sich beim Wiederaufbau des Gotteshauses mit dem Turm begnügen zu wollen
Hermann Müller

Dass die kriegsbeschädigte und 1968 gesprengte Potsdamer Garnisonkirche wieder vollständig nach historischem Vorbild aufgebaut wird, ist zunehmend unwahrscheinlicher. Am 17. und 18. Februar hat das Kuratorium der Stiftung Garnisonkirche Potsdam auf einer Sondersitzung überraschend einen Beschluss gefasst, der einen grundlegenden Kurswechsel bei dem Wiederaufbauprojekt bedeutet. 

Das vor allem mit Vertretern der Evangelischen Kirche besetzte Kuratorium scheint laut dem Beschluss nun einen Teilerhalt des früheren Rechenzentrums akzeptieren zu wollen. Dieser mittlerweile als Künstlerzentrum genutzte DDR-Bau steht unmittelbar neben dem bereits weitgehend fertiggestellten Kirchturm der Garnisonkirche und teilweise auf dem Kirchengrundstück. 

Als einen Verzicht auf den Wiederaufbau des Kirchenschiffs der Garnisonkirche deuteten viele Beobachter insbesondere, dass das Kuratorium auch einer „ergebnisoffenen Machbarkeitsstudie“ zum „Forum an der Plantage“ zugestimmt hat. Danach soll neben dem Kirchturm der Garnisonkirche nicht das Kirchenschiff nach historischem Vorbild rekonstruiert werden, sondern ein Gebäude mit einem Plenarsaal für das Potsdamer Stadtparlament entstehen. 

Wie das Kuratorium der Stiftung Garnisonkirche nach seiner Sondersitzung mitteilte, soll „die inhaltliche Arbeit im Turm als Lernort der deutschen Geschichte, der von historischer Aufklärung und demokratischem Diskurs geprägt wird“, der „wesentliche Maßstab auch für die Bebauung des Grundstücks des ehemaligen Kirchenschiffs“ bleiben. Erfüllt sieht das Kuratorium diesen Anspruch nun offenbar insbesondere dadurch, dass auf dem Gelände des ehemaligen Kirchenschiffs ein Gebäude entsteht, in dem ein Plenarsaal für die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung integriert wird. 

Für die Stadtverordnetenversammlung wird bereits seit Jahren eine dauerhafte Lösung gesucht. Der Plenarsaal im Rathaus gilt als zu klein und ist offenbar auch nicht erweiterbar. Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) wirbt schön länger für die Idee eines „Forums an der Plantage“. Entsprechend positiv wertete er das Ergebnis der Kuratoriumstagung: „Das ist das bisher klarste Signal, das die Stiftung Garnisonkirche für den Plenarsaal, die Mitwirkung an der Machbarkeitsstudie und die Möglichkeit für einen teilweisen Erhalt des RZ abgegeben hat, und es ist ein klares Bekenntnis für das Forum an der Plantage.“ 

Weniger positiv sieht diesen Beschluss vermutlich die Fördergesellschaft Wiederaufbau Garnisonkirche. Die strebt nämlich nicht nur die Wiederherstellung des Kirchturms an, sondern auch des Kirchenschiffs. Und die oppositionelle Potsdamer CDU hält allein schon aus städtebaulichen Gründen den Bau eines „Hauses der Demokratie“ samt Plenarsaal auf dem Grundstück für nicht vertretbar.

Als „keinen großen Wechsel“ versuchte Wieland Eschenburg vom Vorstand der Garnisonkirche-Stiftung den Beschluss des Kuratoriums herunterzuspielen. Eschenburg sagte: „Wir konnten in der Klausursitzung mit Klarheit unsere Priorität herausarbeiten: die Fertigstellung des Turms mit der Haube.“