Seit seiner Berufung zum Bundesminister der Verteidigung am 19. Januar ist Boris Pistorius im Eiltempo zum beliebtesten Spitzenpolitiker der Deutschen geworden. Da die meisten seiner Landsleute den Niedersachsen außerhalb seines Heimatlandes zuvor kaum gekannt haben dürften, wirft dies die Frage auf, was die Ursache für diesen Popularitätszuwachs ist. 

Klar ist: Anders als seine Vorgängerin Christine Lambrecht fremdelt Pistorius nicht mit dem Amt des Verteidigungsministers. Egal, ob bei Truppenbesuchen im Inland oder auf internationaler Bühne – wo seine Parteifreundin unlängst noch eine Peinlichkeit an die andere reihte, wirkt der Sozialdemokrat stets trittsicher und souverän. 

Doch zog Pistorius in seinen Popularitätswerten nicht nur an Lambrecht vorbei, sondern auch an allen anderen Politikern des Landes. Und dies ausgerechnet in einem Ressort, das gemeinhin als Stolperfalle für ambitionierte Talente des Politikbetriebs gilt. Eine wesentliche Erklärung dafür dürfte sein, dass der Minister aufrichtig an seiner Aufgabe interessiert und um Problemlösungen bemüht erscheint. Und anders als seine Vorgänger redet er die Lage der Bundeswehr nicht schön, sondern sagt klipp und klar, dass die Truppe trotz des hervorragenden Dienstes tausender Kameraden in ihrem derzeitigen Zustand nicht verteidigungsfähig ist. 

Jedoch spricht es Bände, dass dies schon ausreicht, um in Deutschland beliebtester Politiker zu werden. neh