05.05.2024

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Folge 10-23 vom 10. März 2023 / Literatur / Die Gabe des Fabulierens / Erfolge mit „Caspar Hauser“ und „Der Fall Maurizius“ – Vor 150 Jahren wurde Jakob Wassermann geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-23 vom 10. März 2023

Literatur
Die Gabe des Fabulierens
Erfolge mit „Caspar Hauser“ und „Der Fall Maurizius“ – Vor 150 Jahren wurde Jakob Wassermann geboren
Harald Tews

Diesen Sonntag erhält die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse im Stadttheater Fürth den Jakob-Wassermann-Literaturpreis verliehen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert, eine Summe, über die der Namensgeber des Preises, der vor 150 Jahren in Fürth geborene Romanautor Jakob Wassermann, in seinen besten Zeiten nur milde gelächelt hätte. In der Weimarer Zeit gehörte er neben Franz Werfel, Lion Feuchtwanger oder Alfred Döblin zu den erfolgreichsten Literaten des Landes.

Wie jene Autoren war der am 10. März 1873 geborene Wassermann von jüdischer Herkunft. Und wie bei jenen waren auch seine Werke 1933 von der Bücherverbrennung betroffen. Die kulturgeschichtliche Zäsur durch den Nationalsozialismus traf seine Werke aber besonders hart. Nach 1945 gerieten sie in Vergessenheit. Die Ausnahme bildete sein 1928 erschienener Roman „Der Fall Maurizius“, mit dem das Medium Film eine – wenngleich kurze – Renaissance des Autors einleitete. Zwischen 1954 und 1981 wurde der Roman über die Aufarbeitung eines an einem authentischen Fall orientierten Justizirrtums dreimal verfilmt, zuletzt hochkarätig besetzt mit Heinz Bennent, Judy Winter und Ruth Maria Kubitschek als ZDF-Serie. Danach wurde es wieder still um den Autor, zu dessen Geburtsjubiläum mit „Joseph Kerkhovens dritte Existenz“ aktuell bei dtv lediglich der dritte Teil der Romantrilogie um den Fall Maurizius bei den größeren Verlagen lieferbar ist.

„Er hat die Gabe des Fabulierens, die alle erschlägt“, schwärmte Thomas Mann über seinen Kollegen. Das Kompliment bezog sich besonders auf den bereits 1908 erschienenen Wassermann-Roman „Caspar Hauser“, der im Untertitel mit „Die Trägheit des Herzens“ die ganze Philosophie des Autors enthält. Dagegen kämpfte er mit psychologischer, an Dostojewski geschulter Raffinesse in seinen Werken an.

Die Verfolgung durch den Nationalsozialismus blieb ihm erspart. Wassermann starb am 1. Januar 1934 in Altaussee. Glaubt man seinen Biographen, dann hätten ihn die 10.000 Euro des seit 1993 nach ihm benannten Preises in Reichsmark umgerechnet das Leben gerettet. Durch Berufsverbot rasch verarmt, erlitt er einen Schlaganfall, weil er voller Verzweiflung auf einen Vorschuss seines Verlegers gewartet haben soll.