05.05.2024

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Folge 10-23 vom 10. März 2023 / Hans Joachim Pabst von Ohain / Ein Pionier des Düsenflugs / Der Erfinder des Triebwerks des ersten Düsenflugzeugs starb vor 25 Jahren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-23 vom 10. März 2023

Hans Joachim Pabst von Ohain
Ein Pionier des Düsenflugs
Der Erfinder des Triebwerks des ersten Düsenflugzeugs starb vor 25 Jahren
Manuel Ruoff

Der Triebwerkskonstrukteur des ersten strahlgetriebenen Flugzeugs entstammte einem privilegierten Adelsgeschlecht: der Familie Pabst von Ohain. Der am 14. Dezember 1911 in Dessau geborene Adelsspross konnte nicht nur das Gymnasium besuchen, sondern auch anschließend studieren. Hans Joachim Pabst von Ohain wählte die Physik. 1935 promovierte er an der Universität Göttingen bei Robert Wichard Pohl mit einer Arbeit zur Wellentheorie von Licht und Schall. In dieser Zeit interessierte sich der Student allerdings bereits für ein anderes Gebiet der Physik: die Luftfahrt. 

Angeblich ärgerte sich Pabst von Ohain bei einem Flug mit der ab 1932 produzierten legendären „Tante Ju“ über den Lärm in der Maschine und den Abgasgeruch im Cockpit. Fakt ist, dass der Propellermotor mit seiner Entwicklung an Geräuschen und Vibrationen einen gravierenden Nachteil hat, von der konzeptbedingten Beschränkung der Höchstgeschwindigkeit ganz zu schweigen. Und Fakt ist ebenfalls, dass Pabst von Ohain sich ab 1934 für Alternativen zu interessieren begann. Auf eigene Kosten experimentierte er mit propellerlosen Antriebsarten. Praktische Hilfe erhielt er durch den Automechaniker Max Hahn, den er von der Werkstatt kannte, in der er sein privates Kraftfahrzeug warten und reparieren ließ. 1936 meldete er ein „Verfahren“ und einen „Apparat zur Herstellung von Luftströmungen zum Antrieb von Flugzeugen“ letztlich erfolgreich zum Patent an. Das von ihm gebaute Demonstrationsmodell erwies sich indes als unbrauchbar.

Das hinderte Doktorvater Pohl nicht daran, eine Verbindung seines Schülers mit Ernst Heinkel herzustellen. Heinkel stand nicht nur an der Spitze eines der damals führenden Flugzeugbauunternehmen Deutschlands, der Ernst Heinkel Flugzeugwerke GmbH, sondern hatte auch ein Faible für Hochgeschwindigkeitsflugzeuge. Er bot deshalb Pabst von Ohain und Hahn ab 1936 die Möglichkeit, in seinem Unternehmen auf seine Kosten ein Flüssigtreibstoff-Strahltriebwerk zu entwickeln. 

Für dieses Triebwerk mit der Bezeichnung „Heinkel He S 3“ ließ Heinkel ein eigenes Flugzeug bauen, die Heinkel He 178. Mit Erich Warsitz am Steuerknüppel der He 178 fand am 27. August 1939 der erste Testflug mit einem von einer Strahlturbine angetriebenen Flugzeug statt.

Fünf Tage später begann der Zweite Weltkrieg, und es stellte sich die Frage der militärischen Nutzung dieses Konzepts, das mit 700 Kilometern in der Stunde bereits beim Erstflug seine Überlegenheit über den Propeller gezeigt hatte. Hatte bislang Heinkel die Entwicklungskosten allein getragen, begann sich nun auch das Reichsluftfahrtministerium an den Kosten für das vielversprechende Projekt zu beteiligen. 

Das anschließend bei Heinkel entwickelte Triebwerk He S 8 erwies sich mit 680 Kilopond (kp) Schub indes als leistungsschwächer denn das 850 kp Schub leistende Jumo-004-Aggregat der Messerschmitt Me 262, und so hatte die von Aggregaten des Typs He S 8 angetriebene Heinkel He 280 im Wettbewerb um die Serienfertigung das Nachsehen.

Pabst von Ohain entwickelte nun noch mit Heinkel das Aggregat He S 011 mit 1350 kp Schub, doch bevor es serienreif war, war der Krieg zu Ende. Nach Kriegsende wurde nur noch eine kleine Serie im Auftrag der Sieger gebaut.

Das Triebwerk war in Stuttgart-Zuffenhausen entstanden. Dort hatte ein Heinkel-Tochterunternehmen seinen Sitz, mit dessen Leitung Pabst von Ohain während des Krieges betraut worden war. So geriet der gebürtige Mitteldeutsche bei Kriegsende in den Machtbereich der USA.

Wie viele andere deutsche Luftfahrtexperten, denen es erspart blieb, unter die Herrschaft der Sowjets zu geraten, siedelte Pabst von Ohain in die USA über und wurde schließlich deren Staatsbürger. 1947 erfolgte die Übersiedelung, 1951 die Einbürgerung. Dort half er als Wissenschaftler in unterschiedlichen leitenden Funktionen den dortigen Luftstreitkräften beim Übergang vom Propeller zur Düse. Hans Joachim Pabst von Ohain ist denn auch in den USA gestorben, am 13. März 1998 in Melbourne, Florida.