05.05.2024

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Folge 10-23 vom 10. März 2023 / Zum 400. Todestag / Valentin von Winther am Hof Herzog Philipp II. von Pommern / Die „Pomeranographia Annales Pomeranici“ konnte der Chronist und Hofrat nicht vollenden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-23 vom 10. März 2023

Zum 400. Todestag
Valentin von Winther am Hof Herzog Philipp II. von Pommern
Die „Pomeranographia Annales Pomeranici“ konnte der Chronist und Hofrat nicht vollenden
Martin Stolzenau

Georg Valentin von Winther gehört zu den zahlreichen herzoglichen Räten und Gelehrten Pommerns, die über die Jahrhunderte ungeachtet mancher Verdienste in Vergessenheit gerieten. Er ist als herzoglicher Rat unter Herzog Philipp II. von Pommern, dessen diplomatischer Unterhändler in wichtigen Fragen und als ein wichtiger Chronist des Herzogtums überliefert, der eine unvollständige „Chronik Pommerns“ hinterließ und in den Adelsstand erhoben wurde.

Von Winther wurde am 5. November 1578 in Treptow an der Rega geboren. Der Ort liegt 30 Kilometer südwestlich von Kolberg am Fluss Rega in Hinterpommern, entwickelte sich mit deutschen Einwanderern und erhielt 1277 von den Herzögen von Pommern das lübische Stadtrecht. Der spätere Jurist und Chronist war der Sohn von Georg Winther, des Bürgermeisters von Treptow, der ihm eine weiterführende Bildungsaneignung ermöglichte und zunächst die Greifswalder Stadtschule und dann das Gymnasium in Lübeck besuchen ließ. 

Ab 1595 studierte der Bürgermeistersohn nacheinander in Greifswald, Wittenberg Leipzig, Erfurt, Jena, Marburg, Heidelberg und Straßburg hauptsächlich Jura. Anschließend ging er nach Speyer, um am damaligen Reichskammergericht die ersten Schritte in der juristischen Praxis zu bewältigen. Nach ersten praktischen Anwendungen in Speyer vervollkommnete er sich auf mehreren Studienreisen, die ihm sein Vater in die Niederlande, nach England und Frankreich und in die Schweiz ermöglichte. 

Als Winther dann 1606 nach elf Studienjahren dauerhaft nach Pommern zurückkehrte, wurde er als juristischer Hoffnungsträger sofort von Herzog Philipp II. von Pommern in den Staatsdienst übernommen. Er bewährte sich, erledigte herzogliche Aufträge und wurde bald in der Nachfolge von Heinrich Schwallenberg zum herzoglichen Rat erhoben.

Doch der Herzog erwartete für die Ausübung dieses Amtes von ihm einen akademischen Grad. Deshalb ging er nach Basel, wo er zum Doktor der Rechtswissenschaften promoviert wurde. Anschließend begleitete der frischgebackene Doktor Herzog Georg, den jüngeren Bruder seines Landesherrn, auf einer Italienreise, wobei er sich an verschiedenen Universitätsorten und Residenzen weitere Sachkenntnis in Rechtsfragen aneignete. Das trug ihm das kleine Palatinat ein. Darunter versteht man begrifflich ein territorial begrenztes Rechtsprivileg, das mit einem Hofpfalzgrafenamt verbunden war. 

Jahrelange Mammutaufgabe

Herzog Philipps II. nunmehriger Vorzeigejurist heiratete im Jahr 1610 Clara von Grabow, führte danach in Posen im herzoglichen Auftrag Unterhandlungen mit Polen über die Schifffahrtsrechte auf der Warthe und fungierte 1614 auch als Verhandlungsführer für die Brautwerbung von Bogislaw XIV. um Elisabeth von Schleswig-Holstein. 

Seine Verhandlungserfolge trugen ihm auch Pfründe ein. So wurde er 1615 Kapitular an der St.-Marien-Kirche in Stettin. Zwischendurch beschäftigte sich Winther immer wieder mit der Geschichte Pommerns. Damit realisierte er auch Interessen des Herzogs, der von ihm darüber ein Geschichtswerk verlangte. Das wurde eine jahrelange Mammutaufgabe mit umfangreichen Nachforschungen in Archiven und Bibliotheken. 

Vier Werkteile waren geplant. Das reichte von einer Beschreibung der pommerschen Territorien über eine ausführliche Geschichte des herzoglichen Hauses und einem Wappenbuchteil bis zu einer Beschäftigung mit den Städten Pommerns. Als Herzog Philipp II. von Pommern 1618 starb, kam die Arbeit an der Geschichte Pommerns ins Stocken. Das unter dem Namen „Pomeranographia Annales Pomeranici“ überlieferte mehrteilige Buch wurde danach von Winther nicht abgeschlossen und blieb nur in Abschriften anteilig erhalten. 

Die diesbezüglichen Fragmente wurden im 18. Jahrhundert durch Historiker unter Führung von Johann Carl Dähnert veröffentlicht. Da war Valentin von Winther schon lange verstorben. Er überlebte seinen Förderer Philipp II. nur um wenige Jahre und starb am 16. März 1623 als Rektor des Pädagogiums in Stettin, seiner letzten Aufgabe.