08.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 11-23 vom 17. März 2023 / Geo-Engineering Die Vereinten Nationen wollen das globale Klima mit großräumigen technischen Eingriffen beeinflussen. Die Folgen sind letztlich unabsehbar und könnten katastrophal ausfallen / Klima mit Risiken und Nebenwirkungen / So gefährlich, dass es verboten werden müsste – oder stören nur „übertriebene“ Bedenken?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-23 vom 17. März 2023

Geo-Engineering Die Vereinten Nationen wollen das globale Klima mit großräumigen technischen Eingriffen beeinflussen. Die Folgen sind letztlich unabsehbar und könnten katastrophal ausfallen
Klima mit Risiken und Nebenwirkungen
So gefährlich, dass es verboten werden müsste – oder stören nur „übertriebene“ Bedenken?
Wolfgang Kaufmann

Wie aus einem aktuellen Bericht von Experten im Dienste des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) hervorgeht, will die UN zukünftig verstärkt auf das sogenannte Geo-Engineering setzen, um die Auswirkungen des angeblich vom Menschen verursachten Klimawandels zu begrenzen. Als Geo-Engineering werden sämtliche großräumigen und vorsätzlichen menschlichen Eingriffe in geochemische oder biogeochemische Kreisläufe der Erde bezeichnet. Eine ganz besondere Rolle spielt dabei eine Unterart des Geo-Engineering, nämlich das vom UNEP favorisierte Climate Engineering. Dieses basiert vor allem auf zwei Technologien: dem Solar Radiation Management (SRM) und dem Carbon Dioxide Removal (CDR). Bei Letzterem geht es darum, das überschüssige „Treibhausgas“ Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen und dauerhaft zu speichern. Dahingegen läuft das SRM darauf hinaus, die einfallende Sonnenstrahlung zu reduzieren, um die „Erderwärmung“ zu bremsen.

Laut seinem Bericht „Eine Atmosphäre: Unabhängige Expertenbewertung über die Modifikation der Sonneneinstrahlung in Forschung und Praxis“ betrachtet das UNEP vor allem vier SRM-Verfahren als erfolgversprechend. Da wäre zum Ersten die Stratospheric Aerosol Injection (SAI), also das Einbringen von reflektierenden Nanopartikeln beziehungsweise Aerosolen in die oberen Schichten der Atmosphäre, wo sie einen Teil des Sonnenlichts in den Kosmos zurückwerfen sollen. Dazu kommt zum Zweiten die Aufhellung tiefhängender dunkler Wolken über den Ozeanen durch das Versprühen von winzigen Salzkristallen. Durch dieses sogenannte Marine Cloud Brightening (MCB) könnte ebenfalls mehr Sonnenlicht zurückgestrahlt werden. Zum Dritten hofft das UNEP auf weltraumbasierte Eingriffe wie die Installation von Sonnensegeln in der Erdumlaufbahn oder den Einsatz von Ablenkspiegeln im All. Und zum Vierten wird der „millionenfache Einsatz von Glas-Mikrosphären über dem arktischen Eis zur Verzögerung des Schmelzprozesses“ ins Kalkül gezogen.

Jedes dieser Verfahren birgt unkalkulierbare Risiken. So könnte die SAI denselben Effekt wie ein Vulkanausbruch haben, also zur plötzlich zu starken Abkühlung des Klimas führen wie in der Zeit ab 1600 nach dem Ausbruch des Huaynaputina in Peru oder im legendären Jahr ohne Sommer 1816 aufgrund der Eruption des Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa. In beiden Fällen waren Kältewellen, Missernten und Hungersnöte die Folge. 

Unkalkulierbare Risiken

Dazu kommt die Gefahr von nicht vorhersehbaren weiteren Auswirkungen auf das Wetter und einer Schädigung der Ozonschicht. Ebenfalls denkbar sind chemische Kettenreaktionen in der Hochatmosphäre, wo die Aerosole schweben. Durch diese könnte der sogenannte Saure Regen entstehen, der Vegetation und Gewässer schädigt und lange Zeit als das größte Umweltproblem überhaupt galt.

Aufgrund all dessen regt sich unter Wissenschaftlern zunehmender Protest gegen das SRM. Inzwischen unterzeichneten bereits mehrere hundert Forscher einen Aufruf, die Entwicklung und Nutzung von SRM-Verfahren zu verbieten, zumal diese auch noch internationale Konflikte heraufzubeschwören drohen. Hierzu meinte Lili Fuhr von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation CIEL (Center for International Environmental Law) mit Sitz in Washington: „Es gibt kein Land und auch keinen anderen Akteur, der die Kontrolle über den globalen Thermostaten übernehmen sollte oder dies ohne Schaden für andere tun könnte.“ Im Prinzip bestehe sogar die Möglichkeit, dass ein Schurkenstaat mit der SRM-Technologie unseren ganzen Planeten aus dem Gleichgewicht bringt.

Schnelligkeit vor Sicherheit

Diese Risiken sind auch dem UNEP bewusst, wie aus einem Interview mit der Chefwissenschaftlerin des UN-Umweltprogramms, Andrea Hinwood, vom 28. Februar hervorgeht: Noch brauche man sehr viel mehr Informationen über die Gefahren und Auswirkungen des Climate Engineering im Allgemeinen und des SRM im Speziellen. Außerdem sei das Letztere auch nicht dazu geeignet, die Reduzierung von Treibhausgasemissionen zu ersetzen. Aber, so Hinwood weiter: „Die Welt kann und muss schnell, entschieden und sofort handeln.“ Deswegen gelte es, „übertriebene“ Sicherheitsbedenken zurückzustellen. Daher sprach sich die UNEP-Vertreterin auch gegen die von SRM-Kritikern geforderten Verbote aus: „Es ist naiv zu glauben, dass die Forschung aufhören werde und die Probleme verschwinden würden. Wir können es uns nicht leisten, den Kopf in den Sand zu stecken.“ Somit steht die „Verdunkelung“ unseres Planeten weiterhin auf der Agenda der Vereinten Nationen. Dabei ist zu vermuten, dass eventuelle negative Auswirkungen des Climate Engineering, wenn es tatsächlich zu dessen Anwendung kommen sollte, dem angeblich anthropogenen Klimawandel angelastet werden.