08.05.2024

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Folge 11-23 vom 17. März 2023 / Erster Versuch / Schwefeldioxid über Baja California ausgebracht / Wissenschaftler kritisiert Vorpreschen – Mexikanische Regierung hat weitere Experimente erst einmal verboten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-23 vom 17. März 2023

Erster Versuch
Schwefeldioxid über Baja California ausgebracht
Wissenschaftler kritisiert Vorpreschen – Mexikanische Regierung hat weitere Experimente erst einmal verboten

Das in Mexiko ansässige Geo-Engineering-Unternehmen Make Sunset experimentiert derzeit mit Schwefeldioxidpartikeln, die in der Stratosphäre ausgebracht werden sollen, um auf diese Weise die natürliche Sonneneinstrahlung zu reduzieren und eine Klimaabkühlung herbeizuführen. Wie der Mitbegründer und Geschäftsführer von Make Sunset, Luke Iseman, behauptet, könne ein Gramm Schwefeldioxid in den oberen Luftschichten der Erde so viel von dem einfallenden Sonnenlicht reflektieren, dass damit der Erwärmungseffekt infolge der Freisetzung von einer Tonne CO2 kompensiert werde. Die ersten diesbezüglichen praktischen Versuche unternahm Make Sunset im vergangenen April. Da schickte das Unternehmen zwei Heliumballons mit jeweils zehn Gramm Schwefeldioxid in den Himmel über dem mexikanischen Bundesstaat Baja California. Nun soll ein größerer Ballon mit zehn Kilogramm Schwefeldioxid folgen. 

Allerdings verbot die Regierung in Mexico-Stadt am 13. Januar weitere derartige Experimente. Sie verwies dabei auf fehlende internationale Vereinbarungen und diverse Umweltrisiken (siehe oben). Außerdem wurde bemängelt, dass das Unternehmen die Behörden nicht konsultiert hatte, bevor es die ersten beiden Ballons aufsteigen ließ. 

Infolgedessen plant Make Sunset, das von den zwei Risiko-Kapitalgebern Boost VC und Pioneer Fund 750.000 US-Dollar erhielt, nun einen Start im US-Bundesstaat Kalifornien. Dort zeigen die Behörden anscheinend mehr Verständnis für die vermeintlichen Versuche zur Rettung des Klimas.

Für Kritiker des Vorhabens des Geo-Engineering-Unternehmens birgt dieses zwar keine nennenswerten Gefahren, weil die Menge an Schwefeldioxid immer noch ausnehmend winzig ist. Doch wird argumentiert, dass hier ein gefährlicher Präzedenzfall vorliege, weil jemand sich anmaße, eigenmächtig in die Atmosphäre des Planeten einzugreifen.

Der studierte Betriebswirtschaftler Iseman sieht dies jedoch völlig anders: Die hypothetischen Risiken dessen, was seine Firma tue, seien unerheblich im Vergleich zu der angeblich bekannten Bedrohung durch den Klimawandel. „Jeder Tag, an dem wir nicht handeln, fügt der Menschheit und den Ökosystemen unnötigen Schaden zu.“ 

Hierauf konterte die Umwelt- und Menschenrechtlerin Lili Fuhr: „Ich glaube nicht, dass die Dringlichkeit einer Situation aus einer wirklich schlechten Idee plötzlich eine gute Idee macht.“ Und der britische Klimawissenschaftler Matt Watson bemängelte, Make Sunset bringe all jene in Verruf, welche „vorsichtige und ethische fundierte“ Forschung betreiben.

W.K.