09.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 11-23 vom 17. März 2023 / Nord-Stream-Anschlag / Eine „pro-ukrainische Gruppe“ / „New York Times“ und deutsche Medien bringen neue Version des Geschehens

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-23 vom 17. März 2023

Nord-Stream-Anschlag
Eine „pro-ukrainische Gruppe“
„New York Times“ und deutsche Medien bringen neue Version des Geschehens
Wolfgang Kaufmann

Die „New York Times“ („NYT“) hat anonyme „US-Beamte“ zitiert, die angeblich über „geprüfte“ Geheimdienstinformationen verfügen, denen zufolge eine „pro-ukrainische Gruppe“ den Anschlag auf die beiden Stränge der Nord-Stream-Pipeline vom 26. September vergangenen Jahres durchgeführt hat. Belege für Anweisungen aus Kiew gebe es nicht. Vielmehr seien die Täter wohl unter autonom agierenden „Gegnern von Präsident Putin“ mit ukrainischer oder russischer Staatsbürgerschaft zu suchen. Die Gewährsleute seien „uneins darüber, wie viel Gewicht sie den neuen Informationen beimessen sollen“.

Zur politischen Brisanz dieser Enthüllungen schrieb die überregionale Tageszeitung höchst zutreffend: „Jeder Hinweis auf eine ukrainische Beteiligung, ob direkt oder indirekt, könnte die heiklen Beziehungen zwischen der Ukraine und Deutschland stören und die Unterstützung seitens der deutschen Öffentlichkeit schmälern, die im Namen der Solidarität hohe Energiepreise geschluckt hat … Alle Erkenntnisse, die Kiew oder ukrainische Offizielle als Schuldige dastehen lassen, könnten eine Gegenreaktion in Europa auslösen und es dem Westen erschweren, eine geschlossene Front zur Unterstützung der Ukraine aufrechtzuerhalten.“ 

Was wusste wann Berlin? 

Kurz nach dem Erscheinen des Artikels in der „NYT“ veröffentlichte ein Rechercheverbund des Rundfunkverbundes ARD, des Südwestrundfunks (SWR) und des Wochenblattes „Die Zeit“ weitere Details über den Anschlag, sich dabei auf die Aussagen deutscher, schwedischer, dänischer, niederländischer und US-amerikanischer Ermittler beziehend. Auch in diesem Falle war von einer „pro-ukrainischen Gruppe“ die Rede.

Konkret hieß es, dass die Terroristen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit und perfekt gefälschten Pässen 20 Tage vor dem Anschlag mit einer Jacht von Rostock aus in See gestochen seien, um die Sprengsätze an den Pipelines anzubringen. Die Gruppe soll aus einem Kapitän, zwei Tauchern, zwei Tauchassistenten und einer Ärztin bestanden haben. Als Mieter des Bootes fungierte angeblich eine polnische Firma im Besitz von zwei Ukrainern. Den Ermittlern zufolge gab diese die Jacht nach der Tat „ungereinigt“ zurück. Dadurch hätten die Kriminaltechniker später Sprengstoffspuren auf dem Kabinentisch finden können, ein Detail, das wenig glaubwürdig anmutet, wenn man die sonstige professionelle Ausführung der Anschläge bedenkt. Vor dem Auslaufen habe ein Lieferwagen die Ausrüstung in den Hafen gebracht. Anschließend soll das Boot in dem Ort Wieck am Darß Zwischenstation gemacht haben, der allerdings nicht auf der direkten Route nach Bornholm lag. Dahingegen erscheint der nächste angebliche Aufenthalt im dänischen Archipel Christiansø 18 Kilometer nordöstlich von Bornholm logisch.

Kiew bestreitet Tatbeteiligung

Die Reporter von ARD, SWR und „Zeit“ schließen nicht aus, dass die Bundesregierung schon sehr früh, schon vor ihrem Entschluss, schwere Waffen an die Ukraine zu liefern, von diesen Ermittlungsergebnissen wusste. Jedenfalls lehnte es der Regierungssprecher Steffen Hebestreit ab, die Enthüllungen zu kommentieren und verwies auf den Generalbundesanwalt Peter Frank, der seinerseits zunächst jegliche Stellungnahme verweigerte, dann aber wenigstens bekanntgab, die deutschen Sicherheitsbehörden hätten im Januar ein verdächtiges Schiff durchsucht. 

Wie kaum anders zu erwarten dementierte Kiew die Berichte sowohl des deutschen Rechercheverbundes als auch der „New York Times“. So schrieb der Selenskyj-Berater Mychajlo Podoljak, er höre „ganz gerne unterhaltsame Verschwörungstheorien über die ukrainische Regierung“, aber diese habe „nichts mit der Sache zu tun“.