08.05.2024

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Folge 11-23 vom 17. März 2023 / Elektrizität / Erhebliche Versorgungslücken drohen / McKinsey warnt in einer Studie vor Stromausfällen in Deutschland im Maßstab der Dritten Welt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-23 vom 17. März 2023

Elektrizität
Erhebliche Versorgungslücken drohen
McKinsey warnt in einer Studie vor Stromausfällen in Deutschland im Maßstab der Dritten Welt
Wolfgang Kaufmann

Bislang galt die Bundesrepublik als europäischer Primus in Sachen Sicherheit der Stromversorgung. So musste der Verbraucher in Deutschland 2020 mit Stromausfällen von durchschnittlich nur rund einer Viertelstunde Gesamtlänge rechnen. Zum Vergleich: In Frankreich lag der Wert bei 21 Minuten und beim Schlusslicht Bulgarien bei 370 Minuten. 

Und diese Position soll Deutschland auch behalten. So heißt es zumindest in einem im Januar von der Bundesnetzagentur erstellten Bericht mit dem Titel „Versorgungssicherheit Strom“. Das gelte sogar bei einem auf 2030 vorgezogenen Kohleausstieg. Damit will die Bundesregierung offenbar all jenen „Schwurblern“ den Wind aus den Segeln nehmen, die prophezeien, dass die Energiewende bald katastrophale Folgen zeitigen werde.

Allerdings kam nun eine von der in fast 70 Staaten vertretenen Unternehmungsberatung McKinsey & Company vorgelegte Studie zu gegenteiligen Ergebnissen. Nach Ansicht der Autoren um den renommierten Energie-Experten Thomas Vahlenkamp drohen in den nächsten Jahren „erhebliche Versorgungslücken“. So sollen bereits 2025 in Spitzenzeiten vier Gigawatt fehlen und 2030 dann sogar 30 GW. Vier GW entsprechen der Leistung der drei momentan noch in Betrieb befindlichen deutschen Kernkraftwerke und 30 Gigawatt der Hälfte der durchschnittlich benötigten Strommenge in der Bundesrepublik. 

Dabei dürfte Letztere aufgrund des forcierten Umstiegs auf E-Fahrzeuge, Wärmepumpen und andere große Stromverbraucher bis 2030 noch deutlich steigen. So sind künftig sogar Spitzenlasten von 120 Gigawatt möglich.

Das könnte nach Ansicht der McKinsey-Analysten zu jährlich rund einhundert größeren Stromausfällen in den Jahren ab 2030 führen. Die Hälfte davon würde weniger als fünf Stunden dauern, in manchen Fällen wären aber auch Unterbrechungen der Stromversorgung von bis zu 24 Stunden möglich. Damit drohen hierzulande Verhältnisse, wie man sie sonst nur aus Entwicklungsländern kennt.

Die düstere Prognose von McKinsey basiert unter anderem darauf, dass Vahlenkamp und seine Kollegen „die Annahme für fragwürdig halten, dass es der Bundesregierung gelingen werde, bis 2030 neue Gaskraftwerke mit einer Kapazität von bis zu 21 Gigawatt errichten zu lassen“. Das resultiere aus den nach wie vor überlangen Planungs-, Genehmigungs- und Bauzeiten.

Um das System dennoch zu stabilisieren, sehen die Experten von McKinsey nur eine Möglichkeit, nämlich konsequente Interventionen auf der Nachfrageseite. So schlagen sie die breitflächige Nutzung von „Smart Metern“ genannten „intelligenten“ Stromzählern vor, um den Verbrauch der Privathaushalte zu „steuern“, wohinter sich faktisch eine Rationierung verbirgt. 

Des Weiteren müsste es planmäßige Lastabwürfe in der Industrie und „Abschaltungen nach dem Rotationsprinzip“ bei Wärmepumpen und E-Auto-Ladestationen geben. Angesichts all dessen warnte der Vorstandsvorsitzende des Energieversorgers RWE AG, Markus Krebber, kürzlich vor gravierenden negativen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft.