Fesselnd und interessant
Als der junge John Casparius 1919 aus dem Ersten Weltkrieg zurückkommt, ist er traumatisiert. Nur der Gedanke an seine Verlobte hatte ihn am Leben erhalten. Da die deutsche Wirtschaft durch den Frieden von Versailles zu sehr hohen Reparationszahlungen verpflichtet wurde, sieht die Zukunft der Reederei seines Vaters düster aus. Seine Angebetete löst daher die Verlobung.
Verzweifelt überlegt der Held in Michaela Grünigs Roman „Blankenese. Licht und Schatten“, seinem Leben ein Ende zu setzen. An der Elbe bemerkt er eine junge Frau, die offenbar dasselbe plant. Doch sie wollte nur ein Bad nehmen. In Leni Hansen findet er eine Vertraute. So kommen die beiden sich näher. Doch es ist unwahrscheinlich, sich eine Zukunft zwischen zwei Menschen aus so unterschiedlichen Lebensumständen vorzustellen. Leni ist nur eine einfache Arbeiterin und Tochter eines Blankeneser Kapitäns, der ausgerechnet mit einem Schiff der Casparius-Linie unverschuldet ums Leben gekommen ist.
Grünig erzählt einfühlsam die Geschichte zweier Familien aus Hamburg-Blankenese. In ihren Schilderungen finden politische und geschichtliche Fakten Erwähnung, was den Roman fesselnd macht. Angela Selke
Michaela Grünig: „Blankenese. Licht und Schatten“, Lübbe Verlag, Köln 2023, Taschenbuch, 493 Seiten, 16 Euro