18.05.2024

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Folge 12-23 vom 24. März 2023 / Johann Jakob Astor / Amerikas erster Multimillionär kam aus der Pfalz / Vor 175 Jahren starb der reichste Mann seiner Zeit in New York City. Seine Wiege stand in Walldorf bei Heidelberg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-23 vom 24. März 2023

Johann Jakob Astor
Amerikas erster Multimillionär kam aus der Pfalz
Vor 175 Jahren starb der reichste Mann seiner Zeit in New York City. Seine Wiege stand in Walldorf bei Heidelberg
Manuel Ruoff

Johann Jakob Astor wuchs in bescheidenen Verhältnissen in seinem kurpfälzischen Geburtsort Walldorf auf. Mit 16 Jahren verließ er wie die drei älteren Brüder unter seinen elf Geschwistern die Heimat, um in der Fremde sein Glück zu suchen. Zuerst ging er nach London, wo sein Bruder Georg Peter eine Musikalienhandlung besaß. Er arbeitete drei Jahre als Lehrling bei 

„Broadwood & Sohn“ und hatte dann genügend Geld, um nach New York weiterzuziehen, wo bereits sein Bruder Heinrich lebte. Dort profitierte er von seinen Londoner Erfahrungen und baute einen Musikalienhandel auf einschließlich Musikinstrumentenimport.

Pelze und Immobilien

1785 heiratete Astor eine Amerikanerin schottischer Abstammung, die als Mitgift 300 US-Dollar in die Ehe einbrachte. Angeblich hatte Astor bereits auf der Überfahrt von Europa nach Amerika einen Landsmann kennengelernt, der ihm den Handel mit Pelzen empfahl. Noch im Jahr der Eheschließung stieg er in den Pelzhandel ein. Der war damals dadurch verkompliziert, dass kanadische Pelze erst aus der britischen Kolonie in die britische Hauptstadt gebracht werden mussten, bevor sie von dort aus beispielsweise in die Vereinigten Staaten exportiert werden durften. Das schreckte manchen Amerikaner ab, aber Astor hatte Erfahrung mit dem Transatlantikhandel durch seinen Musikinstrumentenimport. Ab 1787 verbrachte er jeden Sommer in Montreal, dem Zentrum des nordamerikanischen Pelzhandels, kauft Felle und ließ sie über London nach New York bringen. Später bediente er auch den Weltmarkt. Den Indianern war er ein willkommener Kunde, da er im Gegensatz zu den staatlichen Pelzhandelsstationen für die Felle statt mit zivilen Gütern mit Waffen bezahlte.

In der 1823 in St. Louis von William Henry Ashley und Andrew Henry gegründeten Rocky Mountain Fur Company erwuchs Astor dann jedoch ein moderner, potenter Konkurrent. Zudem wechselte in jener Zeit der Modetrend weg vom Hut aus Biberhaar hin zum Seidenhut. Astor zog daraus die Konsequenz, dass er sich 1834 aus dem Pelzhandel zurückzog. 

Bereits vor diesem Rückzug hatte er sich dem Immobilienhandel zugewandt. Nun investierte er verstärkt in Immobilien im Umland von New York in der völlig richtigen Annahme, dass die Stadt expandieren und damit der Wert seiner Grundstücke steigen werde. Das Bauen überließ er lieber anderen. Stattdessen verpachtete er lieber Grundstücke für meist 21 Jahre, um dann die Grundstücke nach gut zwei Jahrzehnten bebaut zurückzuerhalten. Ein anderes Geschäftsmodell bestand darin, in der Innenstadt investierten Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten Geld zu leihen, in der Hoffnung, dass diese es nicht zurückzahlen können und er günstig an deren Immobilien gelangt. Mit mehr oder weniger unfeinen Methoden dieser Art, zu denen im Rahmen der Diversifizierung auch der Opiumhandel mit China gehörte, gelangte Astor bis zu seinem Tode am 29. März 1848 in seiner Hauptwirkungsstätte New York zu einem Vermögen von 20 Millionen US-Dollar.

Licht und Schatten

Neben diesen Schatten- gibt es jedoch auch helle Seiten in Astors Biographie. So sorgte er dafür, dass vor und nach seinem Tod ein Teil seines Vermögens gemeinnützigen Zwecken diente. Seiner neuen Heimat vermachte er 400.000 Dollar für die ein Jahr nach seinem Tod gegründete Astor Library. Sie ist später in der New York Public Library aufgegangen. Sein Geburtsort erhielt 50.000 Dollar für die Errichtung des 1854 eingeweihten Astorhauses, einem Erziehungs- und Altersheim. Auch Deutsch-Amerikaner in New York wie er bedachte er. Nachdem er bereits 1837 bis 1841 der Deutschen Gesellschaft der Stadt New York als Präsident gedient und ihr jährlich 5000 Dollar gespendet hatte, hinterließ er ihr 20.000 weitere US-Dollar, um es anzulegen und damit ein ständig besetztes Büro in New York zu unterhalten.