18.05.2024

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Folge 12-23 vom 24. März 2023 / Brandenburg / Ein Sprachgenie aus Schlesien als Kontrastprogramm / Die zweisprachige Ausstellung „Emil Krebs – Ein Leben für die Sprachen“ ist im Landtag von Ulrike Liedtke eröffnet worden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-23 vom 24. März 2023

Brandenburg
Ein Sprachgenie aus Schlesien als Kontrastprogramm
Die zweisprachige Ausstellung „Emil Krebs – Ein Leben für die Sprachen“ ist im Landtag von Ulrike Liedtke eröffnet worden
Hermann Müller

Ging es im Potsdamer Landtag um das aktuelle Verhältnis zu Polen, waren in den vergangenen Wochen und Monaten zumeist ungewohnt kritische Töne zu hören. Die polnischen Pläne zum Ausbau der Oder und auch die starre Haltung Warschaus bei der Ölversorgung der Raffinerie Schwedt über den Danziger Hafen haben dazu geführt, dass sich im Landtag immer öfter Verärgerung breitmachte und hinter vorgehaltener Hand von Erpressung die Rede war.

Im Kontrast zu dieser schlechten Stimmung verlief vorletzten Dienstag ab 18 Uhr die Eröffnung der zweisprachigen, zuvor bereits im Lichthof des Auswärtigen Amtes gezeigten Ausstellung „Emil Krebs – Ein Leben für die Sprachen“ ungewohnt harmonisch. Neben dem Großneffen von Krebs, Eckhard Hoffmann, war auch Polens Botschafter Dariusz Pawlos der Einladung von Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke in den Pressekonferenzraum des Landtages Brandenburg gefolgt. Unter den rund hundert Gästen waren auch Gunnar Hille, der Leiter des Görlitzer Kompetenz- und Koordinationszentrums Polnisch (KoKoPol), und Renata Nadobnik von der Jakob-von-Paradies-Akademie aus Landsberg an der Warthe [Gorzów Wielkopolski]. 

Entstanden ist die Ausstellung im schlesischen Schweidnitz. In Esdorf, Landkreis Schweidnitz, hatte Krebs seine Kindheit und Jugend verbracht. Der am 15. November 1867 in Freiburg/Schlesien geborene Krebs gilt bis heute als eines der größten Sprachgenies. Bereits als Abiturient beherrschte Krebs zwölf Sprachen. Im Laufe seines Lebens als Diplomat, Dolmetscher, Übersetzer und Sinologe lernte er insgesamt 68 Sprachen. Als Chefdolmetscher der Deutschen Kaiserlichen Gesandtschaft in Peking beherrschte der polyglotte Schlesier neben Chinesisch auch Mongolisch, Mandschurisch, Tibetisch, Japanisch und Koreanisch. Nach seiner Rückkehr aus Peking im Jahr 1917 arbeitete Krebs im Sprachendienst des Auswärtigen Amtes in Berlin. Die Privatbibliothek des 1939 verstorbenen Sprachtalents wurde 1932 von der US-amerikanischen Nationalbibliothek erworben.

Brandenburgs Landtagspräsidentin Liedtke würdigte Krebs zur Ausstellungseröffnung als einen Menschen, der nicht nur fremde Sprachen liebte, „er interessierte sich ebenso für die Menschen und ihre verschiedenen Kulturen, ihre Traditionen und rechtliche Lage. Das war mitten im Ringen der Großmächte am Ende des 19. Jahrhunderts eine durchaus ungewöhnliche, moderne Sichtweise.“

Die Ausstellung „Emil Krebs – Ein Leben für die Sprachen“ ist im Foyer des Landtages Brandenburg noch bis zum 11. Mai zu sehen. Werktags können Besucher die Ausstellung ohne Anmeldung zwischen 8 und 18 Uhr besichtigen.