18.05.2024

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Folge 12-23 vom 24. März 2023 / Instrument des Jahres / Die Geige des kleinen Mannes / Klein, aber oho – Die Landesmusikräte stellen dieses Jahr die Mandoline groß in den Fokus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-23 vom 24. März 2023

Instrument des Jahres
Die Geige des kleinen Mannes
Klein, aber oho – Die Landesmusikräte stellen dieses Jahr die Mandoline groß in den Fokus
Silvia Friedrich

Allein von der Größe her kann sie gut überall mit hingenommen werden. Sie ist klein, aber faszinierend. Die Rede ist von der Mandoline. Seit 2008 wählen die Landesmusikräte der Länder jedes Jahr ein anderes Instrument aus, das für zwölf Monate in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gestellt werden soll.

In diesem Jahr einigten sich 14 Landesmusikräte auf die Mandoline. Gleichzeitig werden von jedem Bundesland eigene Schirmherren oder Schirmherrinnen gewählt. Somit wird das Projekt in Schleswig-Holstein und Berlin vom israelischen Musiker Avi Avital unterstützt und betreut, der auch kürzlich bei der Eröffnung des Mandolinenjahres im Berliner Musikinstrumentenmuseum anwesend war und eine Kostprobe seines Könnens auf seiner Mandoline gab. Außerdem bekam an dem Tag der ebenfalls anwesende Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europa, gleich einmal einen kurzen Mandolinenunterricht von Avi Avital verpasst, zur Freude aller Anwesenden, denn ganz so leicht ist das Spiel denn nun doch nicht.

Immer mehr Kinder und Jugendliche entdecken inzwischen dieses großartige Instrument für sich. So gibt es in vielen Städten Lernkurse an Musikschulen, in denen man die Spieltechnik schnell erlernen kann. „Ich erinnere mich gut an das Gefühl, das ich hatte, als ich als kleines Kind zum ersten Mal eine Mandoline in den Händen halten durfte. Jeder Ton war wie Magie für mich und ist es bis heute“, sagt Avital voller Begeisterung, und wer ihn einmal hat spielen hören, wird es sicher nie mehr vergessen.

Die Mandoline ist Teil vieler Kulturen, daher wurde in Berlin der Titel des Instrumentenjahres auch erweitert und heißt nun – international angepasst auf Englisch – „Mandoline & global Friends“, also auch ihre verwandten Instrumente anderer Kulturen werden beachtet, so zum Beispiel die westafrikanische Kora, die Balalaika aus Russland, die Pipa aus China, die Sitar aus Indien und die Ud oder Oud aus den arabischen Ländern.

Mandolinen gehören zu den Zupfinstrumenten und werden mit einem Plektrum angeschlagen, das man zwischen Daumen und Zeigefinger hält und das aus verschiedenen Materialien, wie Horn, Hartgummi, Schildpatt oder Kunststoff hergestellt wird. In früheren Zeiten nahm man zum Anschlagen häufig auch den Federkiel von Geierfedern. 

Es gibt bauchige Mandolinen mit einem runden Körper oder Flachmandolinen. Alle werden aus Holz gefertigt. Die Saiten des Instrumentes bestehen aus Metall. Das Besondere hierbei ist, dass Mandolinen vier in Quinten gestimmte Doppelseiten haben, die wie eine Geige gestimmt sind in den Tönen G-D-A-E. Die Doppelbespannung erzeugt einen besonderen Klang. So kann man das berühmte, für Mandolinen bekannte Tremolo durch schnelles Anschlagen der Saiten mit dem Plektrum erzeugen.

Die Geschichte der Mandoline reicht weit zurück. Zu Beginn gab es ein persisches Instrument, dessen schalenförmiger Körper aus geleimten Holzstücken bestand. Da „Holz“ im Persischen und Arabischen „ud“ heißt, nennt man das Instrument dementsprechend.

Brückenbauerin der Kulturen

Mit den arabischen Eroberern gelangte das Instrument im 8. Jahrhundert nach Südeuropa. Daraus entwickelte sich die mittelalterliche Laute, die sich über ganz Europa verbreitete. Auffällig an der Laute ist der nach hinten abgeknickte Hals. Aus dem Instrument entstand später die kleine, hoch gestimmte Mandoline. Nach 1750 war sie das beliebteste Hausmusik-Instrument, wurde dann aber vom Klavier abgelöst. Doch in Italien wurde sie Mitte des 19. Jahrhunderts sogar zum Nationalinstrument. 

Anfangs spielte man die Mandoline solo, später dann mit anderen gemeinsam. Man nennt sie auch „Geige der Arbeiter“, weil Ende des 19. Jahrhunderts viele Arbeiter-Mandolinenorchester entstanden. Auch die Anfang des 20. Jahrhunderts in Gang gesetzte Jugendbewegung „Wandervögel“ nutzte die Mandoline bei ihren Zusammentreffen.

Viele Komponisten wie Händel, Vivaldi und Mozart schrieben Melodien für die Mandoline. Und auch in der Rockmusik bedienten sich einige Bands dieses Instrumentes. Aus der irischen Folkmusik oder der Bluegrassmusik, einer Unterart der US-amerikanischen Countrymusik, ist sie ebenfalls nicht wegzudenken. In den 1970er Jahren besannen sich Folk-Musiker wieder des Instrumentes und setzten es häufig in ihren Musikstücken ein.

Zu Recht bezeichnet man die Mandoline als Brückenbauerin zwischen den Epochen und Kulturen. 

Mandoline & global Friends Termine und Karten: www.landesmusikrat-berlin.de/projekte/instrument-des-jahres