18.05.2024

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Folge 12-23 vom 24. März 2023 / Instrumentenbau / So geigt sich was zusammen / Kostbares Material allein hilft nicht – Für eine gute Violine braucht es viel Erfahrung, Wissen und Tradition

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-23 vom 24. März 2023

Instrumentenbau
So geigt sich was zusammen
Kostbares Material allein hilft nicht – Für eine gute Violine braucht es viel Erfahrung, Wissen und Tradition

Neben der Mandoline ist die Geige eines der kleinsten Saiteninstrumente. Dafür kann es wunderbar virtuose Töne erzeugen. Die Töne entstehen durch den Bogen, der über die Saiten streicht. Diese werden aus Kunststoff, Silber, Kupfer, Seide oder Tierdarm gefertigt. Wenn man sie zupft oder darüber streicht, werden sie in Schwingungen versetzt. 

Geigen oder Violinen, wie wir sie heute kennen, wurden erst Anfang des 16. Jahrhunderts gebaut. Einer der besten Geigenbauer kam aus Cremona in Italien und hieß Antonio Stradivari. Seine vor rund 300 Jahren gebauten Instrumente kosten heute bis zu drei Millionen Euro. Kostbare Geigen kommen auch aus dem bayerischen Mittenwald, wo der In­strumentenbau eine lange Tradition hat.

Da eine Violine aus Holz besteht und dieses beim Klingen mitschwingt, kommt es auf gutes Klangholz an. Das ist meistens aus kargen Böden, langsam gewachsen und hat enge Jahresringe. Es muss auch grade sein und wenige Äste haben. Ganz wichtig ist, dass das Holz viele Jahre luftgetrocknet lagert. Je älter das Holz, umso besser ist es geeignet. Dann ist die Feuchtigkeit entwichen, was verhindert, dass sich das Holz später verzieht. 

Die Decke der Geige besteht oft aus Fichte, ein Holz, das wichtig ist für Elastizität und Schallgeschwindigkeit. Boden und Seitenteile sind aus härterem Ahorn und das Griffbrett aus Ebenholz, ein sehr wertvolles, hartes Holz aus Asien oder Afrika. Weil man beim Spielen die Saiten ständig auf das Griffbrett drückt, braucht man dafür ganz besonderes Holz.

Aus dem gelagerten Holz werden Boden und Deckel ausgesägt. In beides schnitzt der Geigenbauer eine für den Klang wichtige Wölbung hinein. Anschließend wird mit winzigen Hobeln alles glattgeschliffen. In die Geigendecke schneidet er zwei sogenannte F-Löcher, die wie ein altmodisches F aussehen. Die Seitenwände oder Zargen werden um einen heißen Metallstab gebogen, damit das Holz nicht reißt. Dann leimt man die Teile zusammen, Hals und Schnecke werden auf den Geigenkörper gesteckt und das Instrument mehrfach lackiert. Der Lack verbessert den Klang entscheidend. 

Sind die Instrumente getrocknet, fehlt noch die Seele der Geige: der Stimmstock. Das ist ein kleiner Holzstab, den der Geigenbauer durch das F-Loch in die Geige steckt. Der Stab verstärkt den Klang und verhindert, dass die Geige zusammenbricht. Die vier Saiten spannt man über einen Steg aus Holz, der sich in der Mitte der Geigendecke befindet.

Nun fehlt nur noch der Geigenbogen. Die Bogenstange besteht aus Holz, auf das langes Schweifhaar von Pferden gespannt wird. Die Haare müssen immer mal wieder erneuert werden. Der Geiger streicht sie noch mit dem Baumharz Kolophonium ein, damit die Saiten gut schwingen. Danach steht dem Musizieren nichts mehr im Wege.S.F.