Archäologie auf heutige Art

Harald Meller, Professor für Archäologie in Halle, der an der Sicherstellung der Himmelsscheibe von Nebra beteiligt war, und der Historiker Kai Michel gehen in ihrem Buch „Das Rätsel der Schamanin“ der Geschichte einer Frau nach, deren Grab in Bad Dürrenberg im Saalekreis 1934 entdeckt wurde. Ein Großteil des Buchs ist der ideologischen Vereinnahmung früherer Archäologen gewidmet. Die ständige Rassismus- und Imperialismus-Kritik langweilt, obwohl der Untertitel „Eine archäologische Reise zu unseren Anfängen“ eine spannende archäologische Erzählung suggeriert.

Interessant wird es ab dem letzten Drittel des Buchs, in dem geschildert wird, welche Rückschlüsse auf das Leben der Schamanin vor 9000 Jahren heutige Untersuchungsmethoden – etwa der DNA – zulassen. Zahlreiche Schwarz-Weiß- und Farbaufnahmen veranschaulichen die Besonderheit der Bestattung sowie den Fortgang der Nachuntersuchungen.

Befremdlich wirkt, dass die Autoren am Ende zu dem Schluss kommen, dass es sich um eine Schamanin handelt – diese Interpretation werfen sie zu Beginn früheren Archäologen, vor allem der NS-Zeit und der DDR, stark moralisierend vor.MRK

Harald Meller/Kai Michel: „Das Rätsel der Schamanin. Eine archäologische Reise zu unseren Anfängen“, Rowohlt Verlag, Hamburg 2022, gebunden, 364 Seiten, 28 Euro

Neuauflage zu Suters 75.

Der 33-jährige Reporter in Martin Suters Roman „Ein perfekter Freund“, Fabio Rossi, wacht nach einem Überfall ohne Erinnerung an die letzten 50 Tage im Krankenhaus auf. Nach der Entlassung muss er feststellen, dass sein bester Freund Lucas mit seiner Freundin Norina zusammen ist. Was war passiert? Rossi versucht die Fäden seiner Vergangenheit wiederaufzunehmen. Erstaunliches kommt zutage. Er hat nicht nur seine Freundin, sondern auch seinen Job verloren. 

Der Reporter war bei einer Recherche auf einen Lebensmittelskandal aufmerksam geworden, der nicht ganz ungefährlich war, da es um viel Geld ging. Freund Lucas scheint in die Sache verstrickt zu sein. Rossi muss mit allen Personen sprechen, mit denen er in den letzten 50 Tagen Kontakt hatte, denn seine Daten auf dem Computer wurden gelöscht und die Unterlagen sind verschwunden. 

Suters Romane sind international große Erfolge geworden. Titel wie „Lola, Lola“ und „Small world“ wurden verfilmt. „Der perfekte Freund“ wurde bereits 2002 veröffentlicht und als Deluxe-Ausgabe anlässlich Suters 75. Geburtstag neu aufgelegt.

Angela Selke

Martin Suter: „Ein perfekter Freund“, Diogenes Verlag, Zürich 2023, gebunden, 447 Seiten, 15 Euro