18.05.2024

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Folge 13-23 vom 31. März 2023 / Wohnungsmangel / Landleben als Rettungsanker / Viele leerstehende Wohnungen – SPD wirbt für Umzug in den ländlichen Raum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-23 vom 31. März 2023

Wohnungsmangel
Landleben als Rettungsanker
Viele leerstehende Wohnungen – SPD wirbt für Umzug in den ländlichen Raum
Hagen Ritter

Steuert die Politik nicht massiv dagegen, dann droht in vielen deutschen Städten  in den kommenden Jahren eine Zuspitzung beim Wohnungsmangel und auch ein weiterer Anstieg der Kosten für das Wohnen. 

Angesichts einbrechender Neubauzahlen versucht die Politik nun, Städter den Umzug in den ländlichen Raum schmackhaft zu machen. Laut Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) gibt es in Deutschland schätzungsweise 1,7 Millionen Wohnungen, die leerstehen. Der überwiegende Teil davon befinde sich im ländlichen Raum, so die Ministerin gegenüber der Funke-Mediengruppe.  Im Deutschlandfunk verkündete Geywitz zudem, es werde unserem Land guttun, „wenn wir uns nicht nur auf die Ballungszentren konzentrieren“. Der SPD-Politikerin scheint bewusst zu sein, dass ihr Plan Schwachstellen hat. Geywitz wies nämlich selbst darauf hin, dass im ländlichen Raum der öffentliche Nahverkehr und die Digitalisierung verbessert werden müssen.  

Inzwischen hat auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund einen Umzug aufs Land empfohlen. Angesichts der Wohnungsnot in den Metropolen sei dieser Schritt sinnvoll, Allerdings sprach der Verband nur von 1,3 Millionen marktfähigen Wohnungen, die insbesondere in ländlichen Regionen ohne Bewohner seien. Auch der Städte- und Gemeindebund mahnte Verbesserungen bei den Verkehrsverbindungen in ländlichen Regionen an, etwa durch neue oder reaktivierte Bahnstrecken. 

Verkehrsanbindungen verbessern

Städtetagschef Gerd Landsberg warnte zugleich, dass der Bedarf an Wohnungen, insbesondere in den Metropolregionen, ungebremst weiter steigt. Keine Hilfe stellt aus Sicht des Städtetagschefs in dieser Lage der Ruf nach immer günstigeren Mieten oder sogar nach einer Verstaatlichung von Wohnungsbaugesellschaften.     

Tatsächlich können die Versuche, den Menschen nun das Landleben schmackhaft zu machen, als Beleg für ein umfassendes Scheitern der bisherigen Wohnungsbaupolitik der Ampelregierung gesehen werden.  Zum Start ihres Regierungsbündnisses hatten SPD, Grüne und FDP den Bau Hunderttausender Wohnungen versprochen. 

Obwohl die hohen Zuwanderungszahlen den Bedarf an Wohnungen noch steigen lassen, hält die Bundesregierung ihr Versprechen zum Wohnungsbau nicht ein. Angekündigt hatten SPD, Grüne und FDP in ihrem Koalitionsvertrag den Bau von jährlich 400.000. Tatsächlich sind vergangenes Jahr in Deutschland aber nur 280.000 Wohnungen entstanden. 

Angesichts gestiegener Zinsen und höherer Materialpreise rechnet die Bauwirtschaft für dieses Jahr sogar nur noch mit  245.000 neuen Wohnungen. Ein weiterer Einbruch der Zahlen zeichnet sich bereits ab. Reinhard Quast, der Präsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, prognostiziert: „In 2024 wird sich die derzeitige Zurückhaltung bei den Investitionsentscheidungen noch deutlicher bei den Baufertigstellungen bemerkbar machen.“ 

Der Hauptgeschäftsführer des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), Oliver Wittke, warnt sogar: „Wenn die Politik jetzt nicht gegensteuert, laufen wir sehenden Auges in einen Wohnungsnotstand.“ Nicht nur wegen des immer größer werdenden Mangels an Wohnungen zeichnet sich auch bei den Mieten eine Verschärfung ab. 

Eine jüngst im EU-Parlament beschlossene Richtlinie zu Energieeffizienzklassen bei Gebäuden bedeutet faktisch eine Sanierungspflicht für Millionen Gebäude in Deutschland. Von den Investitionskosten werden die Vermieter bis zu acht Prozent auf die Miete umlegen können. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte der Deutsche Mieterbund vor Mieterhöhungen durch die erzwungenen Sanierungen gewarnt: „Den Vermietern entstehen durch die Sanierung erhebliche Kosten, die sie auf die Mieter umlegen werden“, so Mieterbund-Präsident Lukas Siebenkotten gegenüber der „Bild“-Zeitung. Die Wohnungswirtschaft hatte angesichts ausgelasteter Handwerksbetriebe und teurer Rohstoffe bereits im Vorfeld vor den Plänen der EU zu einer Zwangssanierung gewarnt: „Die Folge wird sein, dass die Baupreise explodieren. Denn die Bauherren müssen sich gegenseitig überbieten“, so Axel Gedaschko vom Bundesverband Wohnungswirtschaft.

Deutlich steigende Preise für Baustoffe und Handwerksleitungen durch die Gebäudesanierungen haben auch das Potential, Bauwilligen die Lust auf Wohnungsneubauten weiter auszutreiben. Schon seit dem Herbst vergangenen Jahres registriert das Statistische Bundesamt rasant sinkende Zahlen bei den Baugenehmigungen. Hinter diese Entwicklung stehen Bauherren, die Projekte erst einmal zurückhalten oder stornieren.