18.05.2024

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Folge 13-23 vom 31. März 2023 / Wirtschaft / Dunkle Wolken über Tesla / Kritik am US-Autobauer in Brandenburg wächst – Auch Landespolitik trifft auf zunehmende Skepsis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-23 vom 31. März 2023

Wirtschaft
Dunkle Wolken über Tesla
Kritik am US-Autobauer in Brandenburg wächst – Auch Landespolitik trifft auf zunehmende Skepsis
Hermann Müller

Der US-Autobauer Tesla hat erst im März 2022 seine Produktion in Grünheide bei Berlin aufgenommen. Doch nur knapp ein Jahr nach dem Produktionsstart in Brandenburg treibt Tesla-Chef Elon Musk nun bereits die Erweiterung des Werks voran. Derzeit werden in Teslas erster europäischer Fabrik pro Woche 5000 Fahrzeuge hergestellt. Durch eine erste Ausbaustufe will das Unternehmen die Zahl auf 10.000 pro Woche steigern. Das entspricht einem Jahresausstoß von rund 500.000 Autos. 

Noch in diesem März hat Tesla beim Land einen Antrag zum weiteren Ausbau des Werkes gestellt. Zudem sicherte das Unternehmen beim Ausbau größtmögliche Transparenz zu. Diese Ankündigung kann als Reaktion auf wachsende Kritik an dem Unternehmen durch Anwohner und Naturschutzverbände gesehen werden. Der US-Konzern hat in den vergangenen drei Jahren durch nicht genehmigte Bauarbeiten auf seinem Werksgelände bereits mehrmals für Schlagzeilen gesorgt. Eine kleine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Steffen John (AfD) hat sechs Verstöße gegen das Bau- und Umweltrecht zutage gefördert. Wie aus der Antwort ebenfalls hervorgeht, musste Tesla für die Verstöße bislang allerdings nur etwa 19.000 Euro an Ordnungs- und Bußgeldern zahlen.  

Euphorie für E-Autos wackelt

Grüne Liga, Nabu und der Verein für Natur und Landschaft haben Brandenburgs Landesregierung kürzlich wegen Zusagen an Tesla scharf kritisiert. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte in einem Brief an Musk mit Blick auf die Ausbaupläne seine Unterstützung für die Versorgung mit Wasser und Strom zugesichert. Da aber Teile des Werkes in einem Wasserschutzgebiet liegen, sehen die Umweltverbände bereits in der bestehenden Anlage Risiken. 

Generell hat die von der Landesregierung unterstützte Ansiedelung von Tesla am Standort Grünheide zu einer Entwicklung geführt, durch die das Verhältnis von Umweltverbänden und den in Potsdam mitregierenden Grünen abgekühlt ist. Möglicherweise sorgt Teslas Gigafabrik langfristig sogar dafür, dass im Lager der Umweltverbände generell Elektroautos kritischer als bisher gesehen werden. Sehr anschaulich wird in Grünheide nämlich, dass die Produktion von E-Mobilen mit einem erheblichen Verbrauch von natürlichen Ressourcen einhergeht. 

Fraglich ist auch, wie lange die durch Politiker geschürte Euphorie um E-Autos anhält. Bislang wurde der Absatz solcher Fahrzeuge in vielen Ländern massiv durch staatliche Subventionen angeheizt. Dies kann sehr wahrscheinlich kein Dauerzustand sein. Immer öfter weisen Experten zudem darauf hin, dass mit der wachsenden Zahl von E-Autos das Risiko einer Lücke bei der Stromversorgung wächst. 

Für Skepsis bei Autofahrern können die immer wieder auftauchenden Meldungen über schwere Batteriebrände sorgen. Jüngst berichteten englischsprachige Medien über Ernüchterung bei Versicherungsgesellschaften. Diese sehen sich immer öfter mit Fällen konfrontiert, bei denen die Batterien von E-Autos nach Unfällen aus Sicherheitsgründen sehr kostspielig ausgetauscht werden mussten, obwohl sie nur leicht verformt waren. Vor diesem Hintergrund meldete ein Manager aus der Versicherungsbranche Zweifel an, ob es sich bei den E-Autos tatsächlich um ein besonders umweltfreundliches Produkt handelt. Denn die herausgenommenen Batterien müssen schließlich entsorgt werden.

Schwierige Suche nach Fachkräften

Noch wesentlich schneller kann auf Tesla eine Diskussion zukommen, bei der es um die Rolle als Arbeitgeber geht. Mit 10.000 Beschäftigten ist das Unternehmen inzwischen zum größten privaten Arbeitgeber in der Mark Brandenburg aufgestiegen. Im Zuge der ersten Ausbaustufe soll die Zahl der Beschäftigen in Grünheide auf 12.000 steigen. Dabei zeichnen sich allerdings Schwierigkeiten ab.

Wie der Sender rbb berichtet, hat der Konzern nämlich Probleme, Fachkräfte für sein Werk östlich der Millionenmetropole Berlin zu finden. Laut Recherchen des rbb wendet Tesla wohl auch die aus den USA bekannte „Hire-and-Fire“-Strategie (zu Deutsch: Heuern und Feuern) in seinem deutschen Werk an. Das hieße, dass Tesla Beschäftigte kurzfristig einstellt, sich aber auch schnell wieder von ihnen trennt. Diese Art von Personalpolitik steht für eine hohe Fluktuation bei den Arbeitskräften. 

Und noch eine weitere Entwicklung scheint geeignet, dem Ruf von Tesla als attraktivem Arbeitgeber zu schaden. Die IG Metall berichtete bereits im vergangenen Januar von zunehmenden Klagen über die Arbeitsbedingungen bei dem US-Unternehmen. Laut der Gewerkschaft sollen Misstrauen und Leistungsdruck die Stimmung im Tesla-Werk in Grünheide belasten. Zudem blieben in dem Werk die Arbeitsbedingungen hinter denen zurück, die bei den deutschen Autobauern herrschten. „Bei den Beschäftigten entsteht der Eindruck, dass sie den Preis für das hohe Tempo zahlen müssen“, so die Einschätzung der IG-Metall-Bezirksleiterin Irene Schulz.