18.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 13-23 vom 31. März 2023 / Gesellschaft / Die inszenierten Opfer / Durch vorgetäuschte Straftaten erringt man Aufmerksamkeit, Reputationsgewinne und hofft sogar auf politische Karrieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-23 vom 31. März 2023

Gesellschaft
Die inszenierten Opfer
Durch vorgetäuschte Straftaten erringt man Aufmerksamkeit, Reputationsgewinne und hofft sogar auf politische Karrieren
Robert Mühlbauer

Die Geschichte von Manoj Jansen, geborener Subramaniam, aus einer Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen klingt bizarr und absurd, sie wirft aber auch ein Schlaglicht auf bundesdeutsche Verhältnisse. Der Grünen-Lokalpolitiker aus Erkelenz wurde nach eigenen Angaben im vergangenen Sommer Opfer schwerster Drohungen mit offenbar rechtsextremem Hintergrund. Ein großes Hakenkreuz wurde an sein weißes Auto geschmiert, dazu das Wort „Jude“. Dann tauchten SS-Runen am Hauseingang auf, schließlich fand er in seinem Briefkasten einen Umschlag mit Rasierklingen und eine vermeintliche „NSU 2.0“-Todesdrohung. Die Serie der angeblichen Übergriffe nahm gar kein Ende.

Subramaniam gab selbst an, dass der Kampf gegen Rechtsextremismus und Hasskriminalität von Anfang an seine politische Triebfeder gewesen sei. Er lasse sich nicht mundtot machen, verkündete er. Politiker aller anderen Parteien zeigten sich solidarisch mit dem Grünen-Ratsmitglied, dessen Vorfahren aus Sri Lanka stammen. Er wurde in Medien wie ein tapferer Held präsentiert.

Die Frage nach dem Warum

Dann die plötzliche Wende: Die Ermittler wurden stutzig und fanden bei einer Hausdurchsuchung bei ihm die Lackfarbe, mit der das Hakenkreuz aufs Auto geschmiert worden war. Es kam heraus, dass Subramaniam alles nur inszeniert hatte. Nun distanzierte sich seine Partei eiligst von ihm. Die Staatsanwaltschaft schickte wegen Vortäuschens von Straftaten und Verwenden verfassungswidriger Kennzeichen im Februar einen Strafbefehl. Gegen die Geldstrafe von 3600 Euro wollte er beim Amtsgericht vorgehen, doch dann zog der mittlerweile Ex-Grünen-Politiker seinen Einspruch Mitte März kleinlaut zurück. „Die Frage nach dem Warum blieb unbeantwortet“, textete der „Spiegel“ zu dem Fall.

Die „Frage nach dem Warum“ ist natürlich leicht zu beantworten. Durch die Inszenierung als Opfer rechtsextremer Angriffe erhielt ein unbedeutender Grünen-Politiker von allen Seiten Aufmerksamkeit, Zuspruch und Solidaritätsadressen. Er hoffte wohl auf Reputationsgewinn. In einer Gesellschaft, die sich seit Jahren im amtlich befeuerten Dauerkampf „gegen Rechts“ befindet, bieten sich neue Geschäftsmöglichkeiten. Die bizarre Posse aus NRW ist dabei kein Einzelfall. Ein Opfer von Diskriminierung und Übergriffen zu sein, kann die Karriere fördern. Das gilt inzwischen in vielen westlichen Ländern.

In den USA erregte der Fall des Schauspielers Jussie Smollett großes Aufsehen, der im Jahr der großen „Black Lives Matter“-Proteste wochenlang Schlagzeilen generierte. Der TV-Mime hatte angegeben, er sei Anfang 2019 in Chicago in einer dunklen Straße von zwei maskierten Männern bedroht und angegriffen worden, die ihn als Schwarzen und Schwulen beleidigt hätten. Sie hängten ihm ein Seil wie zum Erhängen um den Hals. Angeblich hätten sie auch „MAGA Country“ gerufen („Make America Great Again“ ist der Slogan der Donald-Trump-Anhänger).

Gekaufter „Überfall“ in den USA

Das vermeintliche „Hass-Verbrechen“, das er der Polizei meldete, katapultierten den sonst mäßig erfolgreichen Serienschauspieler in die nationalen Medien. Kamala Harris, heute Vizepräsidentin, bezeichnete die Tat als „modernes Lynchen“, und viele andere Politiker stärkten Smollett den Rücken. Später stellte sich heraus, dass er zwei nigerianischen Brüdern mehrere tausend Dollar bezahlt hatte, damit sie mit Skimasken verkleidet den Überfall auf ihn inszenierten. Die Tat gilt in der jüngeren amerikanischen Geschichte als der aufsehenerregendste „Hoax“ (Schwindel) mit rassistischem Hintergrund.

Nun will niemand bestreiten, dass es reale rassistische und rechtsextreme Übergriffe gibt, doch offenbar übt dieses Feld auch auf windige Gestalten eine Anziehungskraft aus. Das mag damit zusammenhängen, dass sie darauf spekulieren können, als Opfer rechter Gewalt einen Bonus zu erhalten. Oder dass diese Art Opfer einen besonderen Stellenwert genießt und keine unangenehmen Fragen gestellt werden.

Das mag das Kalkül des Chemnitzer Restaurantbetreibers Ali T. gewesen sein, der im Oktober 2018 sein anatolisches Restaurant Mangal in Brand setzte und den Verdacht auf mögliche rechtsextreme Täter lenkte, bevor ihm die Polizei auf die Schliche kam. Auch im Umfeld von Asylunterkünften kam es schon zu diversen Brandstiftungen, als deren Urheber sich dann Heimbewohner selbst entpuppten, die aber zuvor eine falsche Fährte zu vermeintlichen Nazis legen wollten. In Bingen am Rhein malte ein Syrer 2016 ein Hakenkreuz ans Rathaus und versuchte ein Feuer zu legen. Obwohl der vermeintlich fremdenfeindliche Anschlag schnell aufgeklärt wurde, fand dennoch eine „Mahnwache gegen Rechts“ statt. Jahre früher hatte schon ein Mädchen aus Mittweida in Sachsen sich selbst ein Hakenkreuz in die Hüfte geritzt und vier Neonazis beschuldigt.

Erfundene Afro-Herkunft

Gemäß der modernen Statushierarchie stehen Opfer weit oben. Opfer von Gewalt und Diskriminierung oder Angehörige diskriminierter Gruppen genießen besondere Wertschätzung und Förderung. So kann ein unbekannter Lokalpolitiker wie der Grünen-Ratsherr aus Erkelenz oder ein durchschnittlicher Serienschauspieler dann im großen Rampenlicht glänzen.

In den USA profitieren historische Opfergruppen, vor allem Schwarze („People of Color“) und Ureinwohner (Indigene) zudem von „positiver Diskriminierung“, also einer staatlichen Vorzugsbehandlung bei Einstellungen und Beförderungen. Dies könnte auch erklären, dass es zunehmend Skandale um gefälschte familiäre Hintergründe gibt. Etwa der prominente Fall der Kulturwissenschaftlerin Rachel Dolezal mit dem krausen Haar und gebräunten Teint, die als Dozentin für afroamerikanische Studien und in der Schwarzen-Bürgerrechtsorganisation NAACP Karriere machte, bevor herauskam, dass ihre eigene Afro-Herkunft schlicht gelogen war. Oder die Professorin für schwarze Geschichte Jessica Krug von der George Washington University, die sich selbst einen entsprechenden Hintergrund andichtete. Vor ein paar Tagen musste eine Hochschulrektorin in Kanada zurücktreten, nachdem sich ihre Angaben über indigene Wurzeln als falsch herausstellten.

All dies dürften Zeichen einer neurotischen Gesellschaft sein, die sich tief in eine „woke“ Ideologie mit einer speziellen Opferhierarchie verbissen hat, die auch Trittbrettfahrer, Schwindler und Opfer-Inszenierungen anzieht.