18.05.2024

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Folge 13-23 vom 31. März 2023 / Königsberg / Eine Farce um öffentliche Toiletten / Bauherr kommt seit Jahren seiner Verpflichtung nicht nach – Gouverneur Alichanow verärgert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-23 vom 31. März 2023

Königsberg
Eine Farce um öffentliche Toiletten
Bauherr kommt seit Jahren seiner Verpflichtung nicht nach – Gouverneur Alichanow verärgert
Jurij Tschernyschew

Auf einer Sitzung der Regionalregierung entbrannte eine heftige Debatte über das Thema „Toiletten“. Dass sich sogar ein Minister und der Gouverneur auf einer Regierungssitzung damit beschäftigt haben, liegt daran, dass es bei der meistbesuchten Touristenattraktion der Region, dem Kneiphof mit dem Königsberger Dom, nur eine einzige Toilette gibt. Sie ist von 10 bis 20 Uhr geöffnet, also zu den Öffnungszeiten des Doms. Im Rahmen der umfangreichen Sanierungsarbeiten, die in den vergangenen Jahren auf der Dominsel durchgeführt wurden, sind keine Toiletten gebaut worden. Es gibt auch keine Bio-Toiletten.

Der eigentliche Anlass für die einberufene Regierungssitzung war ein Parkplatz, der in der Nähe des Fischdorf-Gebäudes gegenüber dem Zugang zur Dominsel gebaut werden soll. Gouverneur Anton Alichanow forderte die Mitglieder der Regionalregierung auf, sich mit dem Bauherrn des Parkplatzes im Fischdorf auseinanderzusetzen, der seiner Verpflichtung, eine öffentliche Toilette in den neu gebauten Pavillon zu integrieren, nicht nachgekommen war. 

Im November 2012 wurde die Genehmigung zur langfristigen Nutzung des Parkplatzes bis 2058 an den Unternehmer Bajram Agakischiew übertragen, dem der Turm „Majak“ sowie das angrenzende Gebäude mit dem Hotel im Fischdorf-Komplex gehören. Im Januar 2022 wurde zunächst der bestehende Parkplatz geschlossen und mit dem Bau eines neuen Gebäudes begonnen. Geplant war ein einstöckiger Bau mit Verkaufspavillons.

Infolgedessen wurden im Pavillon mehrere Lebensmittelgeschäfte eröffnet: das Fisch-Bistro „River Point“, die Konditorei „Pomatti“, „Hot Dogs bei der Syna­goge“, das Café „Krimpasteten“, die Bäckerei „WDNCH“, der Souvenirladen „Königsberger Gold“ und ein Marzipangeschäft sowie ein touristisches Informationszentrum. Eine öffentliche Toilette im Inneren des Pavillons wurde jedoch nie eingerichtet, obwohl sich der Bauherr dazu verpflichtet hatte.

Gouverneur reagierte verwundert

Stattdessen, so Alichanow, „haben sie eine Art Vogelhaus angeklebt“. Der Stellvertretende Vorsitzende der Regierung des Königsberger Gebiets, Ilja Barinow, schaltete sich in die Diskussion über die Toilette ein und erklärte: „Sie warten wahrscheinlich darauf, dass wir diesen Anbau genehmigen. In Wirklichkeit werden wir sie natürlich bitten, ihn zu entfernen und eine Toilette zu bauen.“ „Haben sie noch nicht um eine Genehmigung gebeten?“, fragte Alichanow verwundert. „Sie haben gefragt, aber aus irgendeinem Grund denken sie, dass wir unsere Meinung plötzlich ändern werden. Das wird aber nicht passieren“, beeilte sich Barinow, zu versichern.

Der Leiter des regionalen staatlichen Dienstes für den Schutz des kulturellen Erbes, Jewgenij Maslow, erinnerte daran, dass die offizielle Verwarnung an den Bauträger bereits im vergangenen Jahr ausgesprochen wurde, der Bauträger aber nur versprochen habe, seine Pflichten zu erfüllen, aber nichts tue. „Sind Sie die Behörden oder nicht? Wie oft noch?“, empörte sich Alichanow darüber, dass weder ein Minister noch die Denkmalschutzbehörde den Bauträger zwingen konnte seine Verpflichtungen zu erfüllen.

Die Königsberger Stadtverwaltung hat Agakischiew bereits wegen des Anbaus an den Leuchtturm im Fischdorf verklagt, der auf der Uferseite errichtet wurde. Der Eigentümer argumentierte, dass es sich bei dem Anbau um eine vorübergehende Konstruktion handele, die keiner Genehmigung bedürfe, doch die Stadtverwaltung war anderer Meinung. Im Jahr 2016 gab das 13. Schiedsgericht von St. Petersburg der Stadtverwaltung Recht. Der Anbau, der teilweise den Bürgersteig zwischen dem Leuchtturm und der Ufereinzäunung einnahm, wurde jedoch nie abgerissen.

Die Frage der Toiletten bleibt weiterhin offen. In der Zwischenzeit nähert sich die Tourismussaison und mit ihr die Massenbesuche von Stadtbesuchern auf der Insel. Wahrscheinlich ist es ihnen egal, ob sich die Toilette im Pavillon oder in einem seltsam anmutenden Anbau befindet.