18.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 13-23 vom 31. März 2023 / Allenstein / Provokante Plakataktion zum Frauentag / Kritik an Parodie der Sprache des sozialistischen Realismus – Kulturzentrum ersetzte die Parolen durch feministische

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-23 vom 31. März 2023

Allenstein
Provokante Plakataktion zum Frauentag
Kritik an Parodie der Sprache des sozialistischen Realismus – Kulturzentrum ersetzte die Parolen durch feministische
Dawid Kazański

Anfang März tauchten in den Straßen von Allenstein ungewöhnliche Plakate mit Frauendarstellungen auf. Wie sich herausstellte, handelte es sich um eine bewusste Provokation anlässlich des internationalen Frauentags am 8. März, hinter der das Städtische Kulturzentrum steht. Für die meisten Europäer ist der Frauentag vergleichbar mit dem Valentins- und dem Muttertag, eine Gelegenheit, Ehefrauen, Müttern und Kolleginnen Blumen oder kleine Geschenke überreichen. 

In der Republik Polen geht es kaum um politische Fragen, obwohl einige Kreise dafür plädieren, diesen Feiertag als Relikt des Kommunismus zu boykottieren. Vielmehr fällt die Werbung ins Auge: Für Parfüm, Blumen, Pralinen, Frauenkleidung, Schönheitsbehandlungen und sogar Bank- oder Versicherungsdienstleistungen gibt es zahlreiche Angebote „speziell für Frauen“. 

Anlässlich des diesjährigen Frauentags bereitete das Städtische Kulturzentrum eine besondere Aktion mit provokanten Plakaten vor. Sie enthielten Slogans wie: „Und was hast du für die Entwicklung deines Heimatlandes getan?“, „Verschwende deine Zeit nicht. Erinnere dich daran, wofür du geschaffen wurdest“ oder „Feminismus? Nein danke!“. Die Plakate beziehen sich auf den Lebensstil des sozialistischen Realismus. „Der sozialistische Realismus spitzt die Instrumentalisierung der weiblichen Freiheit auf groteske Weise zu. Die patriarchalische Sichtweise lässt den Betrachter des Werkes in einer Welt der normativen Vereinfachungen landen, weshalb Form und Inhalt der Plakate eine Parodie auf patriarchale Ansprüche an Frauen sind“, heißt es auf dem Facebook-Profil des Kulturzentrums. 

Patriarchalische Sichtweise

Nach ein paar Tagen wurden die umstrittenen Slogans verworfen und durch feministische ersetzt. Nun standen Sätze wie „Du schuldest niemandem etwas“ oder „Sei, wer du willst!“ auf den Plakaten. Das war eine unabhängige Initiative einer Studentin vom Kunstinstitut der Allensteiner Uni. Das Städtische Kulturzentrum freue sich darüber, weil dies zu einer öffentlichen Diskussion über die Rolle der Frauen beigetragen habe, so die Sprecherin der Kultureinrichtung. Das Städtische Kulturzentrum stellt mit seiner Plakataktion Fragen zur heutigen Realität: Inwieweit ist die Sprache der Propaganda im politischen und sozialen Leben präsent, inwieweit wurde die Informationsgesellschaft anfällig für die Manipulation durch die Massenmedien, und inwieweit sind wir in der Lage, unabhängig zu denken oder Nachrichten und Informationen kritisch zu prüfen? 

Die Aktion der Kultureinrichtung war auch einen Anlass, um über die gewalttätigen Kommunikationsformen derer zu diskutieren, die symbolische Macht über die Gesellschaft ausüben und deren Lebenseinstellung beeinflussen wollen. „Wir stehen immer auf der Seite der Freiheit und ironisieren die Sprache der Ausgrenzungen und Befehle“, fügen die Mitarbeiter des Städtischen Kulturzentrums hinzu und kommentieren so die an den Litfaßsäulen hängenden Plakate.