18.05.2024

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Folge 13-23 vom 31. März 2023 / Geschichte / Wortmeldung eines Mutigen / Konrad Löw belegt in seinem aktuellen Buch erneut, dass viele nichtjüdische Deutsche Hitlers Politik der Judenvernichtung abgelehnt haben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-23 vom 31. März 2023

Geschichte
Wortmeldung eines Mutigen
Konrad Löw belegt in seinem aktuellen Buch erneut, dass viele nichtjüdische Deutsche Hitlers Politik der Judenvernichtung abgelehnt haben
Wolfgang Kaufmann

Nationalstolz ist hierzulande ein ebenso rares Phänomen geworden wie Rückgrat. Das resultiert wesentlich aus Urteilen über die Zeit zwischen 1933 und 1945, wie sie etwa der prominente Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik formulierte: Es sei glasklar, „dass alle Bereiche der deutschen Gesellschaft unter dem Nationalsozialismus an der Entrechtung und Ausrottung der Juden beteiligt waren, während jene, die nicht direkt beteiligt waren, kalte Apathie … zeigten“. Einer der wenigen, die hiergegen Widerspruch einlegten, ist der mittlerweile 91 Jahre alte Jurist und Politikwissenschaftler Konrad Löw. Seine bislang letzte diesbezügliche Wortmeldung ist die Broschüre „Stolz, ein Deutscher zu sein?“

Darin vertritt der Sohn eines NS-Opfers erneut die Ansicht, viele nichtjüdische Deutsche hätten die nationalsozialistische Judenpolitik abgelehnt. Er zitiert „,Das Volk ist ein Trost‘. Deutsche und Juden 1933–1945 im Urteil jüdischer Zeitzeugen“ und „Deutsche Schuld 1933–1945? Die ignorierten Antworten der Zeitzeugen“ – zahlreiche Wortmeldungen von Juden aus der Zeit des Dritten Reiches und danach, die dies bestätigen. Ungeachtet dieser Verifizierung seiner These durch Quellen, die über jeden Verdacht der Geschichtsfälschung zugunsten des Nationalsozialismus erhaben sind, wurde Löw bei etlichen Gelegenheiten angefeindet und als „Revisionist“ und „Dilettant“ verleumdet, der „hanebüchene Methoden“ verwende und historische „Weißwaschung“ betreibe.

Wie der Autor schildert, schloss sich auch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) den Schmähungen gegen ihn an und veranlasste die publikumswirksame Rücknahme der Veröffentlichung seines Aufsatzes „Deutsche Identität in Verfassung und Geschichte“ in ihrer Haus-Zeitschrift „Deutschland-Archiv“. Daraufhin verklagte Löw die bpb, die eine nachgeordnete Behörde des Bundesinnenministeriums ist, vor dem Bundesverfassungsgericht. Dieses fällte im August 2010 ein Urteil, das heute offenbar komplett in Vergessenheit geraten ist: „Von vornherein ausgeschlossen sind …  öffentliche Äußerungen gegenüber Einzelnen, die allein dem Bestreben dienen, eine behördliche Auffassung, namentlich eine von der Bundeszentrale für richtig gehaltene spezifische Geschichtsinterpretation, zur Geltung zu bringen und als einzig legitim oder vertretbar hinzustellen.“

Leider reichte dieses unmissverständliche Votum der Karlsruher Richter nicht aus, um die Diskussion über Löws Thesen zu versachlichen. So schrieb Sven Felix Kellerhoff auf „Welt online“: „Bundeszentrale muss antisemitischen Unfug dulden.“ Allerdings ließ sich Löw auch davon nicht entmutigen, wie er im weiteren Verlauf seines Buches dokumentiert.

Konrad Löw: „Stolz, ein Deutscher zu sein? Das verräterische Schweigen der Widerkläger und die Zivilcourage“, Gerhard Hess Verlag, Bad Schussenried 2022, broschiert, 104 Seiten, 16,80 Euro