Ungenießbarer starker Tobak

Die Vereinigten Staaten von Amerika versuchen schon seit Längerem, den Globus nach ihren Vorstellungen umzugestalten. Insofern könnte ein Buch mit dem Titel „Bis alles in Scherben fällt. Der Kampf der USA um eine neue Weltordnung“ durchaus den Nerv der Zeit treffen – wenn es nicht im Stile eines Agit-Prop-Vortrages zum Parteilehrjahr der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands in der DDR geschrieben wäre. 

Dieses inhaltliche Manko resultiert aus der Person seines Verfassers Klaus Eichner. Dieser kann auf eine steile Karriere in Erich Mielkes Ministerium für Staatssicherheit zurückblicken und war zuletzt Oberst und Leiter des Bereichs C (Auswertung, Analyse) der Abteilung IX (Westliche Geheimdienste/Gegenspionage) der Hauptverwaltung Aufklärung, also des Auslandsnachrichtendienstes des Honecker-Regimes. 

Aus diesem Grunde platzt der Antiamerikanismus nur so aus Eichner heraus. Dazu kommen allerlei verbale Rundumschläge gegen den angeblich „grandios gescheiterten“ Kapitalismus und die „imperialistische Aggressionspolitik“ insgesamt. Gleichzeitig stellt der Stasi-Rentner die an ihren sozialistischen Gebrechen kollabierte Sowjetunion als Friedensengel ohnegleichen hin. Sie habe jegliche Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder abgelehnt. Das alles ist nicht nur starker, sondern ungenießbarer Tobak. W. K.

Klaus Eichner: „Bis alles in Scherben fällt. Der Kampf der USA um eine neue Weltordnung“, edition ost, Berlin 2022, broschiert, 128 Seiten, 16 Euro

Das Werk von Hans Scharoun

Hans Scharoun (1893–1972) war ein preisgekrönter deutscher Architekt, der unter anderem den Neubau der Berliner Philharmonie entwarf, und der auch in Ostpreußen wirkte. In Insterburg existieren heute noch Häuser der „Bunten Reihe“, einem Konzept, bei dem die Fassaden der Siedlungshäuser bunte Anstriche erhielten. Alle waren zudem mit einem Garten mit Schuppen ausgestattet.

Das Buch „Hans Scharoun. Gestalt finden“ vermittelt Grundlagenwissen zu Scharouns Werk. Der großformatige Band beginnt mit einer Biographie des Meisterarchitekten, beschreibt sein Leben in vier Gesellschaftssystemen und setzt sich mit Scharouns schriftlichem Werk auseinander. 

Weitere Kapitel sind der „Symbiose von Natur und Architektur“, „Wohnlandschaften“, „Wohngehöften“ sowie dem Wiederaufbau Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg gewidmet. Zahlreiche großformatige Fotos und Zeichnungen veranschaulichen das reiche Schaffen Scharouns. MRK

Ralf Bock: „Hans Scharoun. Gestalt finden“, Park Books, Zürich 2022, gebunden, 488 Seiten, 68 Euro