18.05.2024

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Folge 14-23 vom 06. April 2023 / Wirtschaftsklima / US-Banken kommen nicht zur Ruhe / Nach Rettung von Silicon Valley und Signature Bank – Zinswende erhöht Risiken auch für kleine Banken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-23 vom 06. April 2023

Wirtschaftsklima
US-Banken kommen nicht zur Ruhe
Nach Rettung von Silicon Valley und Signature Bank – Zinswende erhöht Risiken auch für kleine Banken
Peter Entinger

Ist sie schon vorüber oder steht der große Knall noch bevor? Analysten im In- und Ausland rätseln über die Auswirkungen der Bankenkrise in den USA. Der US-Präsident war in der vergangenen Woche jedenfalls bemüht, das Ausmaß der Turbulenzen zu beschwichtigen. „Ich denke, es wird eine Weile dauern, bis sich die Dinge beruhigen“, sagte Joe Biden.

Ohne wirkliche vorherige Anzeichen verlor die kalifornische Silicon Valley Bank (SVB) Anfang März das Vertrauen von Anlegern und Kunden, eine Woche später übernahm die US-Einlagensicherung Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) die Kontrolle und schloss das auf Start-up-Finanzierung spezialisierte Institut. Weitere kleine Geldhäuser in den USA bekamen Probleme, die Signature Bank brach sogar komplett zusammen. Aktienkurse von Bankhäusern weltweit gerieten unter Druck, die Schweizer Großbank Credit Suisse musste per Notkauf gerettet werden. 

Bisher richtete sich der Fokus bei Turbulenzen an den Märkten immer auf größere Häuser. Doch in den USA zeigt sich, dass auch die kleineren, regionalen Banken anfällig sind. Die Daten des viel beachteten Kobeissi Briefes, einer wöchentlichen Kapitalmarkt-Analyse, sind besorgniserregend. Laut seiner Zahlen werden in den nächsten fünf Jahren mehr als 

2,5 Billionen US-Dollar an gewerblichen Immobilienschulden fällig. Die Zinssätze für Immobilienfinanzierungen haben sich demnach mehr als verdoppelt, und dies sei ein elementares Problem. „Die Refinanzierung dieser Kredite wird unglaublich teuer werden und wahrscheinlich zur nächsten großen Krise führen“, heißt es in der Analyse. Und die Aussichten sind nicht besser: „Das Schlimmste daran ist, dass 70 Prozent der gewerblichen Immobilienkredite im Besitz kleinerer Banken sind“, schreiben die Autoren weiter.

Dass die steigenden Zinsen eine Belastung für die Banken sind, unterschreibt auch der Chef der EU-Bankenaufsicht, José Manuel Campa: „Eine so drastische Zinswende erhöht nicht nur die Ertragschancen für Banken, sondern auch die Risiken.“ Die unabhängige Analystin Genevieve Roch-Decter malt ein regelrechtes Schreckensszenario an die Wand: Die Anfang März kollabierte Silicon Valley Bank sei nur ein Ausreißer gewesen. 

Zuvor hatte bereits eine gemeinsame Studie mehrerer US-Wirtschaftsexperten für Unruhe gesorgt. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass neben der SVB noch weitere 186 kleinere Banken vom Kollaps bedroht seien, sollte nur die Hälfte der Kunden beschließen, ihre Einlagen aufzulösen. 

In Deutschland hält sich die Aufregung in Grenzen. Die „Wirtschaftsweise“ Ulrike Malmendier, die dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung angehört, sieht „derzeit keine Gefahr der Finanzstabilität“. Die Lage stelle sich anders dar als bei der Finanzkrise 2008.