18.05.2024

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Folge 14-23 vom 06. April 2023 / Wilhelm Külz / Reichsinnenminister und Vorsitzender der ostzonalen Liberalen / Der Politiker war sowohl in der Weimarer als auch in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg von nationaler Bedeutung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-23 vom 06. April 2023

Wilhelm Külz
Reichsinnenminister und Vorsitzender der ostzonalen Liberalen
Der Politiker war sowohl in der Weimarer als auch in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg von nationaler Bedeutung
Manuel Ruoff

Der deutsche Politiker Wilhelm Külz kam am 18. Februar 1875 zur Welt. Er war damit fast derselbe Jahrgang wie Konrad Adenauer. Das legt einen Vergleich nahe. In der Tat gibt es Parallelen. Beide gehören zu den nicht vielen deutschen Politikern, die sowohl in der Weimarer als auch in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in der Oberliga mitspielten. Beide waren Parteivorsitzende. Adenauer brachte es immerhin bis zum Regierungschef der Bundesrepublik. Als Bundesrepublik und DDR gegründet wurden, war Külz schon tot. Dafür hatte er es in der Weimarer Zeit bis zu einem Kabinettsposten geschafft. 

Zu den Unterschieden gehört, dass Adenauer ein Exponent des politischen Katholizismus war und Külz des Liberalismus, und zwar sowohl der rechten wie der linken Spielart. Ein weiterer wichtiger Unterschied war, dass Adenauers Wiege im rheinländischen Köln und damit westlich des späteren Eisernen Vorhangs stand und Külz’ im sächsischen Borna und damit östlich davon. Beide waren bürgerlicher Herkunft und studierten nach dem Abitur mit Abschluss Rechts- und Staatswissenschaften. Anschließend betätigten sie sich in der Kommunalpolitik und -verwaltung.

Anders als Adenauer nahm Külz als Soldat und Offizier am Ersten Weltkrieg teil. Die Kriegserlebnisse führten bei dem Liberalen zu einem Linksruck. Hatte er 1912 noch bei den Reichstagswahlen – erfolglos – für die rechtsliberalen Nationalliberalen kandidiert, fand er 1918 zur linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Für die saß er dann auch 1926 als Reichsinnenminister in den Kabinetten Luther und Marx. 

In der Weimarer Republik war es üblicher als in der Bundesrepublik, dass Politiker nach der Reichs- in die Lokalpolitik zurückkehrten. 1929 ließ sich Külz in 

das Dresdner Stadtverordnetenkollegium wählen. Zwei Jahre später wurde er Oberbürgermeister der sächsischen Hauptstadt. Und zwei weitere Jahre später wurde er von den neuen nationalsozialistischen Machthabern dieses Amtes enthoben, unter anderem weil er sich geweigert hatte, deren Hakenkreuzflagge auf seinem Rathaus zu hissen. Külz zog sich ins Privatleben zurück und ging nach Berlin.

Dort gehörte er nach dem Ende der NS-Herrschaft und des Zweiten Weltkriegs zu den Gründern der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDP), deren Vorsitzender er noch 1945 wurde. Als Führer der ostzonalen Liberalen wurde er 1947 mit dem starken Mann der westzonalen Liberalen, Theodor Heuss, Vorsitzender der als gesamtdeutsches Dach gegründeten Demokratischen Partei Deutschlands (DPD).

Zur Spaltung zwischen Ost und West im organisierten Liberalismus kam es, als Külz am ostzonalen „Deutschen Volkskongress für Einheit und gerechten Frieden“ teilnahm und dieses von den Westliberalen um Heuss scharf kritisiert wurde. Die Frage, wie weit Külz in seiner linksliberalen Konzilianz gegenüber Sozialisten und Sowjets zu gehen bereit war und ob er die weitere Entwicklung der LDP zu einer Blockpartei mitgetragen hätte, muss unbeantwortet bleiben. Vor der Stunde der Wahrheit starb Wilhelm Külz am 10. April 1948 in Berlin.